Die Nachricht, dass der Preis für amerikanisches Rohöl zeitweise ins Negative gefallen ist, hat für große Überraschung gesorgt. FTX als auf Derivate spezialisierte Handelsplattform reagiert schnell und bietet nun Futures an, mit denen man von solchen Trends profitieren könnte.
Es gibt Situationen in der Wirtschaft, die sich nur schwer begreifen lassen: Dazu gehört auch sicher der Moment vom Wochenanfang, als der Preis für Rohöl der Sorte WTI ins Negative umschlug. Im Klartext: Händler bieten Käufern Geld dafür an, ihnen Leichtöl abzunehmen. Hintergrund dafür sind volle Öllager in den USA, gepaart mit Ölförderungsmengen, die den aktuellen Verbrauch übersteigen. Doch wo es Verlierer gibt, sind auch die Gewinner nicht weit. Wer etwa auf fallende Preise bei Öl gesetzt hätte, würde jetzt Gewinne machen. Um solche Geschäfte zu realisieren, werden typischerweise Futures als Finanzinstrument eingesetzt. Und genau solche Rohöl Futures hat FTX nun rasch in sein Programm aufgenommen. FTX ist auf den Handel mit Derivaten spezialisiert und hat seit Dezember 2019 die Kryptobörse Binance als strategischen Partner.
FTX wittert Geschäftschancen in der Coronakrise
Der Fokus von FTX liegt auf Futures, Optionen und anderen spekulativen Finanzinstrumenten. Dabei gibt es bei FTX neben Angeboten auf Basis von Kryptowährungen wie Bitcoin auch Offerten, die an Wettbüros erinnern, etwa Futures, deren Wert sich am Gewinner der US-Präsidentenwahlen entscheiden wird. Die neuen Ölfutures von FTX mit einer Laufzeit von einem Monat wurden von CEO Sam Bankman-Fried damit begründet, dass Kunden den Wunsch angemeldet hätten. Um die Preise der Rohöl Futures auch in der Krise rechnerisch vernünftig abzubilden, werden bei Negativwerten 100 US-Dollar auf den fiktiven Preis aufgeschlagen. FTX weiß wohl, dass ein solches Instrument für Investments auf vielen Märkten zulassungspflichtig wäre. Deshalb sind Kunden mit Wohnsitz in der EU (also auch Deutschland), den USA und anderen Weltregionen von dem Angebot der Rohöl Futures ausgeschlossen. Bankman-Fried geht hauptsächlich von Anlegern aus Asien aus. Dazu muss man auch noch wissen, dass die Instrumente trotzdem gehandelt werden können wer bei FTX mit Level 1 verifiziert ist. Der Ausweis oder die gemachten Angaben werden dafür allerdings nicht kontrolliert.
Zur Zukunft von FTX befragt, sagt Bankman-Fried, die Handelsplattform bleibe auf Wachstumskurs. Die Zahl der Mitarbeiter solle 2021 auf 70 verdoppelt werden und FTX arbeite weiter daran, neue Finanzprodukte in hoher Schlagzahl auszurollen. Dazu zählt demnach auch das Projekt, einen Token zu schaffen, dessen Wert sich am Ölpreismarkt orientiere.
Zeiten von Corona als Chance für mutige Anleger?
Schon Anfang März haben wir berichtet, dass insbesondere die jüngere Generation der sogenannten Millenniums fallende Aktienkurse nutzen, um sich mit zukunftsträchtigen Wertpapieren einzudecken. Auch steigende Zinsen für Kryptowährungen wie etwa bei BlockFi sind ein Hinweis darauf, dass sich antizyklische Anlagestrategien auszahlen könnten. Die Rohöl Futures bei FTX sind für Investoren aus Deutschland nur über halblegale Umwege zugänglich, doch sie machen deutlich: Für Anleger mit Wissen über komplexere Finanzinstrumente gibt es durchaus Möglichkeiten, sich nicht von der Panik um den Coronavirus anstecken zu lassen, sondern auch aus negativen Entwicklungen der Weltwirtschaft Profite zu realisieren.
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