ChatGPT ist das wohl bekannteste Beispiel für Künstliche Intelligenz (KI). Die aktuelle Version 4 steht nun auch Nutzern zur Verfügung, die kein Abo abschließen. Was denkt sich ChatGPT bei dieser überraschenden Strategie?
Wie Bitcoin oft als Synonym für Kryptowährungen verstanden wird, geht es ChatGPT für anwendungsorientierte Künstliche Intelligenz (KI). Fast 200 Millionen Menschen und Unternehmen haben sich bereits bei ChatGPT registriert und nutzen die Dienste teils täglich. Bisher wurde für den Zugang zu der jeweils neuesten Version von ChatGPT und damit verbundenen neuen Fähigkeiten ein Monatsabonnement vorausgesetzt. Jetzt aber hat OpenAI, was hinter dem Projekt steht, per X überraschend verkündet: ChatGPT-4 ist ab sofort auch für nicht-zahlende Nutzer generell komplett freigeschaltet. Ein solcher Schritt steht im Widerspruch zu den etablierten Geschäftsmodellen für Online-Business und deshalb wird nun gerätselt, was OpenAI damit wohl bezweckt.
Ein Argument ist sicher, dass man die Nutzerzahlen von ChatGPT weiter rasch ausbauen möchte, um seinen Vorsprung zu Konkurrenten wie Claude Opus nicht zu verlieren. Wie so oft bei innovativen Unternehmungen in den USA setzen die Geldgeber offensichtlich darauf, anfangs eine neue Branche auch verlustbringend zu beherrschen und Fragen der Refinanzierung auf später zu verschieben. Und natürlich gibt es doch gewisse Einschränkungen bei der freien Nutzung von ChatGPT-4: Wenn die Dienste unter hoher Belastung ächzen, werden Nutzer der freien Variante automatisch auf Version 3.5 zurückgestuft. Auch Features zur Datenanalyse und zum Trainieren individueller KI-Assistenten bleiben weiterhin Abo-Kunden vorbehalten.
ChatGPT bringt Start-ups hervor – und birgt Risiken
Doch beispielsweise Start-ups, die mithilfe von KI neue Angebote wie Übersetzungen oder Illustrationen vermarkten, dürften nun überlegen, ob sie ihr ChatGPT Abonnement noch brauchen. Mit eingespartem Geld könnten sie auch konkurrierende Dienste ausprobieren. Hier kommt ein zweites gewichtiges Argument ins Spiel, welche OpenAI zum Richtungswechsel bewegt haben dürfte. OpenAI gehen die Trainingsdaten aus, mit denen schon jetzt die nächste Version von ChatGPT gefüttert wird, und durch kostenlose Nutzung für jedermann dürfte auch massig frisches Material auf den Servern landen. Denn voreingestellt ist, dass Nutzerdaten zum Trainieren von ChatGPT eingesetzt werden dürfen.
Experten sehen darin Risiken, weil Unerfahrene möglicherweise sensible oder vertrauliche Daten zu ChatGPT hochladen und sich nicht bewusst sind, dass diese dann später anderswo wieder auftauchen könnten. Das Prinzip, kostenlos erscheinende Dienste in Wirklichkeit mit seinen eigen Daten und Werbeterror zu bezahlen, haben auch Facebook, Instagram und Co. schon perfektioniert.
Fazit: ChatGPT – jetzt für immer kostenlos?
Gratis ist ChatGPT sicher nicht für immer, mehr als 500 Millionen US-Dollar Verluste schreibt OpenAI derzeit jährlich. So gibt es vielleicht einen dritten entscheidenden Grund für das derzeitige Kostenlos-Modell. Auf Version 4 wird eine Version 5 folgen – und die könnte mit Features kommen, welche Mitbewerber noch überhaupt nicht haben. Das ist auch die Einschätzung von KI-Fachmann Alex Banks, der auf X prognostiziert: Alles deutet daraufhin, dass OpenAI bald schon ChatGPT-5 veröffentlicht und damit seine Bezahlschranke wieder hochzieht.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar