
Die Handelswoche begann mit einem der volatilsten Börsentage seit dem Corona-Crash 2020. Während Aktien, Krypto und Anleihen gleichermaßen unter Druck gerieten, zog ein Indikator besondere Aufmerksamkeit auf sich: die Rendite der US-Staatsanleihe mit zehn Jahren Laufzeit. Sie stieg auf 4,22 % – und das trotz allgemeiner Risikoaversion. Eine Entwicklung, die für Präsident Donald Trumps Wirtschaftsagenda problematisch ist.
Warum ist die 10-jährige US-Rendite so wichtig?
Die Rendite gilt als Referenzzinssatz („risk-free rate“) und beeinflusst unter anderem Hypotheken, Unternehmensfinanzierungen und die Staatsverschuldung. Trumps Regierung hatte erklärt, diese Rendite senken zu wollen, um bestehende Staatsschulden günstiger refinanzieren zu können. Stattdessen kletterte sie nun – ein Zeichen, dass Investoren trotz unsicherer Märkte Staatsanleihen abstoßen.
Globale Unruhe – China im Fokus
Laut Ole S. Hansen von Saxo Bank könnte der Anstieg der Renditen auf Verkäufe aus dem Ausland zurückzuführen sein – insbesondere aus China, das dem Vernehmen nach bis zu 50 Milliarden US-Dollar an US-Staatsanleihen veräußert haben soll. Hansen nennt die Bewegung „so heftig wie zuletzt beim Corona-Ausbruch“. Die 30-jährige US-Rendite schoss auf 4,65 %, die 10-jährige sprang von 3,85 % auf über 4,2 %.
Andere Stimmen widersprechen
Doch Jim Bianco von Bianco Research widerspricht: „Ein starker US-Dollar spricht nicht für Verkäufe durch Ausländer.“ Wenn China tatsächlich US-Anleihen verkauft hätte, wäre der Dollar tendenziell gefallen, nicht gestiegen. Der US-Dollar-Index (DXY) hingegen legte innerhalb von drei Tagen um 2,2 % zu – laut Bianco ein Hinweis auf inländischen Verkaufsdruck, ausgelöst durch Inflationsängste.
China kann Treasuries nicht als Waffe einsetzen
Ökonom Michael Pettis verweist darauf, dass Chinas US-Staatsanleihen-Bestand direkt mit dem Leistungsbilanzüberschuss des Landes zusammenhängt. Die Vorstellung, China könne die USA durch massive Verkäufe unter Druck setzen, sei ein Mythos. Ein Großteil der chinesischen Anlagen stecke ohnehin nicht in langfristigen Bonds, sondern in kurzfristigen Instrumenten und Bankeinlagen.
Fazit: Wachsende Unsicherheit – und steigende Kosten für Trump
Dass die Renditen trotz Krise steigen, deutet auf ein tiefer liegendes Misstrauen in die Staatsfinanzen hin. Für Präsident Trump, der auf eine aggressive Schuldenpolitik setzt, ist diese Entwicklung ein ernstzunehmendes Warnsignal.
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