Tether (USDT) Stablecoin wird durch S&P angezählt – und wehrt sich

Der Tether Stablecoin USDT ist mit rund 186 Milliarde US-Dollar Kapitalisierung in seiner Sparte unangefochten Marktführer – doch die Ratingagentur S&P zweifelt an ausreichenden Reserven. Tether widerspricht.

Seit gut zehn Jahren existiert der Stablecoin Tether (USDT) und hat seine 1:1 Anbindung an den US-Dollar selbst in Krypto-Krisen wie der FTX Insolvenz 2022 nicht verloren. Doch Tether erlebt auch immer wieder Diskussionen dazu, ob das private Unternehmen über ausreichend finanzielle Reserven verfügt, um USDT in jeder denkbaren Situation in Dollar umzutauschen. Die Ratingagentur S&P hat vor wenigen Tagen ihre Bewertung von USDT per Mitteilung in der Kategorie „Stabilität“ auf 5 zurückgesetzt, den niedrigsten möglichen Wert, der „schwach“ bedeutet. Tether will das nicht auf sich sitzen lassen, CEO Paolo Ardoino stellt seine Sicht der Situation dar.

Tether CEO Ardoino sieht Kalkulation der USDT Reserven als unvollständig

Demnach hat S&P in seine Berechnungen der Tether Reserven ausschließlich die für USDT zurückgestellten Gelder und Anlagen berücksichtigt. Diese Methode nahm auch Krypto-Promi Artur Hayes auf X als Ausgangspunkt dafür, an der Stabilität von USDT zu zweifeln. Tether veröffentlicht vierteljährlich Reports zu den Rücklagen für USDT, zum 30. September bestanden diese demnach zu 77 Prozent aus Cash und vergleichbaren Anlageklassen, hauptsächlich US-Staatsanleihen. Aber gut 20 Prozent der Reserven für USDT setzen auch aus Bitcoin, Gold, abgesicherten Krediten und anderen Investments zusammen. Hayes meint nun ähnlich wie S&P, dass Preisverfälle bei Bitcoin und Gold in einer Größenordnung von 30 Prozent dazu führen würden, dass Tether nicht mehr in der Lage wäre, die Stabilität von USDT zu gewährleisten.

Krypto-Promi Arthur Hayes greift bei USDT Kritik wohl zu kurz

Tether CEO Paolo Ardoino hält diese Berechnung für grob irreführend und bezeichnet sie auf X als „FUD“, also eine gezielte Diskreditierung. S&P habe den typischen Fehler gemacht, die USDT Reserven isoliert zu untersuchen und das Unternehmen Tether außen vor zu lassen. Laut Ardoino müsse man auch berücksichtigen, dass Tether Gewinnrücklagen von rund 23 Milliarden US-Dollar gebildet habe, monatlich durch die US-Staatsanleihen etwa 500 Millionen US-Dollar Zinseinnahmen verbuche und zusätzlich über rund 7 Milliarden US-Dollar Eigenkapital verfüge. Ardoino wirft Kritikern deshalb vor, im Mathematikunterricht nicht aufgepasst zu haben oder eine Kampagne gegen Tether zu fahren.

Arthur Hayes, der mit seinem pessimistischen X-Post zu Tether und USDT mehr als 2 Millionen Leser erreichte, rudert bislang trotz massenhaften Einwänden nicht zurück. Analyst Joseph etwa schreibt ebenfalls auf X, Hayes habe „Kernpunkte“ bei der Bewertung der finanziellen Stabilität von Tether unterschlagen. Neben den eigenen Rücklagen von Tether, die zu den UST Reserven dazukommen, könnte das Krypto-Unternehmen im schlimmsten Fall auch Firmenanteile verkaufen oder einen Kredit aufnehmen, so Joseph. Von CEO Ardoino erntete Joseph dafür ein „Danke“ und einen Repost.

Forderungen an Tether: Unabhängiger Audit zu USDT soll Sicherheit schaffen

Aber ganz kann Tether die neu aufgeflammte Diskussion über die Zuverlässigkeit von USDT wohl nicht einfangen. Der Risiko-Investor Jason Calacanis fand auf X viel Zustimmung für seinen Vorschlag, Tether solle seine Bitcoin Reserven abstoßen und USDT ganz und gar durch US-Staatsanleihen absichern. Zudem solle Tether zwei amerikanische Buchprüfungsfirmen mit einem Audit beauftragen, um Vertrauen zurückzugewinnen, so Calacanis. In diese Kerbe stößt auch ein Blogpost von Quoth the Raven. Der Finanzblogger schreibt, wenn ein Unternehmen wie Tether unabhängige Wirtschaftsprüfer blockiere, müsse man davon ausgehen, dass etwas etwas zu verbergen gäbe. „Die Märkte haben eine lange und blutige Tradition, Naive aufzufressen“, warnt Quoth the Raven.

Fazit: Tether unter öffentlichem Druck – aber ist USDT wirklich ein Risiko?

Bislang ist Tether gut damit gefahren, seine Organisationsform als Privatunternehmen beizubehalten. In diesem Jahr wurden laut Quartalsbericht schon 10 Milliarden US-Dollar Gewinn eingefahren und USDT ist dabei der Hauptfaktor. Doch in den USA wurde in diesem Juli durch das Gesetzespaket Genius eine speziell auf Stablecoins zugeschnittene legale Grundlage geschaffen, der USDT bislang nicht entspricht, weil Tether sein Hauptquartier in El Salvador aufgeschlagen hat und eben Transparenz nur nach selbst aufgestellten Regeln zulässt. Die Kryptoindustrie dürfte kein Interesse an USDT Problemen haben, denn wenn der wichtigste globale Stablecoin ins Schlingern gerät, wären gewaltige Domino-Effekte unausweichlich. Tether aber muss sich Vertrauensvorschuss verdienen, wie die jüngsten Querelen demonstrieren.


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