Die weltgrößte Kryptobörse Binance sieht sich gut gerüstet für die kommenden Jahrzehnte und schmiedet Pläne. Gründer und Ex-CEO Changpeng Zhao (CZ) sitzt derweil noch eine Haftstrafe ab.
Im November 2023 sorgte die weltgrößte Kryptobörse Binance für Schlagzeilen über das Tagesgeschäft hinaus: In einem spektakulären Deal mit der US-Justiz verpflichtete sich Binance zu Strafzahlungen in Rekordhöhe von 4,3 Milliarden US-Dollar, parallel trat der Gründer und damalige CEO Changpeng Zhao (CZ) zurück. Den Chefposten von Binance übernahm Richard Teng vor neun Monaten und dieser hat nun in einem Exklusivinterview die Situation analysiert und Zukunftspläne präsentiert.
Laut Teng ist Binance trotz der Milliardenstrafe finanziell gesund und kann Expansion aus eigener Tasche bezahlen. Man denke daher nicht über einen Börsengang nach. Binance sehe vielmehr über den Zeitraum von 50 bis 100 Jahren in die Zukunft. „Wir geben unsere früheren Fehler zu“, sagte Teng, „wir haben eine schwere Strafe dafür bezahlt“. Binance und CZ hatten sich in Punkten wie Nichteinhalten von Regeln zur Kundenidentifizierung, mutmaßlicher Beihilfe zu Geldwäsche und Steuerbetrug und mehr schuldig bekannt. Teng betonte, Binance suche mittlerweile weltweit nach konstruktiver Zusammenarbeit mit Regulierungs- und Aufsichtsbehörden.
CZ von Binance wieder frei? Fake News kursieren im Internet
Changpeng Zhao (CZ) darf aufgrund des Abkommens mit der US-Justiz nicht mehr aktiv bei Binance mitmischen. Teng sagte, „ich spreche nicht mit ihm“. CZ war im April 2024 in einem gesonderten Verfahren von einem US-Gericht zu einer viermonatigen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Derzeit kursieren auf X wie hier und hier Nachrichten, dass Changpeng Zhao bereits wieder auf freiem Fuß sei. Dies aber sind Fake News. CZ wurde in Wirklichkeit von einem Gefängnis in ein Haftprogramm überstellt, bei dem Verurteilte auf ihren Wiedereintritt in die Gesellschaft vorbereitet werden sollen. Die wirkliche Entlassung ist für den 29. September angesetzt und Changpeng Zhao darf dann weiterhin jahrelang nicht mehr für Binance arbeiten.
Vor diesem Hintergrund gibt sich Teng als neuer Chef von Binance besonders gesetzestreu. Ausgaben für entsprechende Compliance-Abteilungen seien von 2022 zu 2023 um 36 Prozent gesteigert worden. In Ländern wie Indien, Dubai, Thailand und Brasilien habe Binance zuletzt rechtliche Probleme lösen können oder neue Lizenzen erhalten. Dies seien auch Märkte, auf die sich Binance für Expansion konzentriere. Die USA stehen laut Teng vorerst nicht mehr im Fokus. Dort ist Binance aber über einen US-Ableger weiterhin vertreten.
Fazit: Binance blickt selbstbewusst in die Zukunft
CZ war für die Kryptoszene eine Kultfigur, auch weil er sich im Zweifelsfall zu Prinzipien wie Dezentralität und Experimenten in rechtlichen Grauzonen bekannte. Mit Teng ist ein anderer Typ auf den Chefsessel bei Binance gelangt, er war selbst früher als Finanzaufseher in Singapur und den Vereinigten Arabischen Emiraten tätig. Statt Konfrontationskurs zu Regierungen zu riskieren, sucht Teng nach legalen Fundamenten für Binance und kann sich dabei bereits auf 19 Länder berufen, in denen die Krypto-Plattform offiziell zugelassen ist. Teng sucht nach eigenen Aussagen nach einem Standort, in dem Binance ein Hauptquartier aufschlagen kann. Denn bislang verfügt Binance über keine solche Adresse. Teng selbst führt aus Dubai die Geschäfte, Mitarbeiter sind laut Stellenportal über die ganze Welt verteilt. Binance ist schnell erwachsen geworden – so lassen sich die Bestandsaufnahmen und Pläne von Teng interpretieren.
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