In den USA hat das Gesetzespaket Genius für die Stablecoin Regulierung die erste Hürde genommen. Die Aktie von Circle (CRLC) – verantwortlich für den Stablecoin USDC – springt auf ein neues Allzeithoch. Ist der Hype logisch?
Erst am 5. Juni hat das Krypto-Unternehmen Circle Börsendebüt gefeiert und die CRLC Aktie ist seitdem vom Ausgabepreis 31 US-Dollar auf jetzt rund 200 US-Dollar geklettert. Am gestrigen Mittwoch gab es für Circle ein sattes Tagesplus von 30 Prozent und im nachbörslichen Handel setzte sich der Aufwärtstrend fort. Das riesige Interesse von Anlegern an Circle beruht auf dessen Hauptprodukt, der Stablecoin USDC ist mit einer Kapitalisierung von gut 61 Milliarden US-Dollar weltweit der zweitgrößte seiner Art hinter Tether (USDT). Was treibt den Boom und ist er berechtigt?
Genius Gesetzespaket soll Stablecoins in den USA mit Augenmaß regulieren
Die explosionsartigen Kursgewinne für Circle setzten gestern ein, als der US-Senat mit deutlicher Mehrheit ein Genus genanntes Gesetzespaket befürwortete. Genius soll für Stablecoins wie USDC in den USA eine gesetzliche Grundlage schaffen, was Circle natürlich begrüßt. Aber wie auch die Fachjournalistin Eleanor Terrett in ihrem Newsletter hervorhebt: Nun muss Genius erst noch im US-Kongress eine Mehrheit finden und es deutet sich an, dass dort zunächst ein Paket mit anderen Gesetzvorhaben geschnürt werden muss, um die zweite und letzte Hürde zu nehmen.
Circle muss sich USDC Gewinne mit Coinbase teilen
Der Höhenflug der CRCL Aktie demonstriert, dass die Börsianer fest mit einem Inkrafttreten von Genius in näherer Zukunft rechnen. Das Geschäftsmodell Stablecoins ist beim Circle Konkurrenten Tether hochprofitabel, durchschnittlich etwa 1 Milliarde US-Dollar Gewinn werden dort monatlich verbucht. Zinsen auf die hinterlegten Sicherheiten für USDT und Gebühren sind die Haupteinnahmequellen für Tether. Circle verfolgt mit USDC zwar ein vergleichbares Konzept, kam zuletzt aber für sich selbst nicht einmal 100 Millionen US-Dollar Gewinn monatlich und im ganzen Jahr 2024 auf bescheidene 155 Millionen US-Dollar Plus. Ein Grund: Die Hälfte der Profite durch USDC werden an die Kryptobörse Coinbase abgeführt, die bis 2023 an der Markteinführung des Stablecoins entscheidend beteiligt war.
Konkurrenz unter Stablecoins wie USDC und Tether beinhart
Kritische Anleger rechen derweil nach: Circle wird bei jetzigen Aktienwerten mit knapp 50 Milliarden US-Dollar bewertet, etwa das 23-fache der Einnahmen und mehr als das 250-fache des Profits, den das Unternehmen verbucht. Hier wirkt Circle also vielfach überbewertet, die Geschäftszahlen können den Hype um CRCL nicht rechtfertigen. Dazu kommt, dass die Konkurrenz unter den Stablecoins wächst und mittlerweile auch Großbanken wie JP Morgan mit JMPD an eigenen Stablecoins arbeiten. Genius wird den Wettbewerb unter Stablecoins anheizen und damit voraussichtlich Gewinnmargen drücken.
Krypto-Aktien Circle und Coinbase im Vergleich
Aber man kann als Anleger ja auch Circle mit Coinbase vergleichen, welches an der Börse mit rund 75 Milliarden US-Dollar bewertet wird. Coinbase kam durch einen Mix aus Einnahmen als Kryptobörse, Verwahrdienstleistungen und anderen Services für institutionelle Kunden sowie der Hälfte der USDC Profite im letzten Jahr auf gut 2,5 Milliarden US-Dollar Gewinn. Auch hier zeigt sich: Die Aktienpreise, die CRCL derzeit erlebt, stehen in keinem Verhältnis zum operativen Geschäft. Optimisten argumentieren, dass die Kryptoindustrie gewaltiges Wachstumspotenzial aufweist. Doch gerade in der Sparte Stablecoins werden sich Circle und USDC auf einen Konkurrenzkampf einstellen müssen, der eben auch große Risiken beinhaltet.
Fazit: Circle scheint trotz USDC grotesk überbewertet – weiteres Risiko naht
Beobachter weisen auf ein weiteres, sehr konkretes Risiko beim Geschäftsmodell Stablecoins hin. Der Großteil der Profite für die Herausgeber wie Circle und Tether beruht auf den Zinserträgen für die hinterlegten Sicherheiten in Milliardenhöhe. Doch die US-Notenbank Fed wird von Präsident Donald Trump zu Zinssenkungen aufgefordert und Marktteilnehmer gehen davon aus, dass spätestens im Herbst der US-Leitzins tatsächlich fällt. Dies würde bei Circle, Tether und anderen Stablecoin-Projekten direkt auf die Einnahmen durchschlagen, die vergangenen Hochzins-Perioden waren in dieser Hinsicht paradiesisch. Es tut sich nicht zuletzt durch das Genius Gesetzespaket einiges in der oft zu unrecht als „langweilig“ angesehen Sparte Stablecoins – aber wer jetzt noch als Aktionär auf den Circle Zug aufspringen möchte, sollte unbedingt sorgfältig eigene Analyse voranstellen.
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