Dutzende von prominenten X-Accounts überraschten gestern Abend mit der Aufforderung, $HACKED mit Solana zu kaufen. Sie waren von Kriminellen übernommen worden. Funktioniert solche Werbung für einen Meme-Coin?
Der Hype um Meme-Coins bei Solana hat in diesem Jahr schon so manche Überraschung produziert. Doch was sich gestern Abend abspielte, hatte einen ganz eigenen Stil. „Dieser Account ist hacked“ erschien plötzlich auf X-Accounts weltweit, Prominente von Fußballstar Neymar Jr. bis Filmregisseur Oliver Stone waren ebenso betroffen wie Yahoo News in Großbritannien oder der Computerhersteller Lenovo in Indien. Man wolle HACKED im Solana Ökosystem vorstellen, hieß es weiter, gekoppelt mit: „Kauf Jetzt!“.
Es dauerte nicht lange, bis Warnungen online die Runde machte. Krypto-Detektiv ZachXBT stufte HACKED dabei gewohnt sicher als Meme-Coin ein. Aber andererseits: Wenn schon obskure Meme-Coins zu Tieren und Politikern bei Solana steil gehen können – warum dann nicht auch einer, der gar nicht verbirgt, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht? HACKED könnte ja auch der nächste Meme-Coin sein, bei dem frühe Investoren ihr „goldenes Händchen“ beweisen. Eine Werbekampagne wie jetzt hatte die Kryptoszene schließlich noch nie gesehen und das Motto zu HACKED lautete „Wir pumpen und machen zusammen Gewinne“, was eine gewisse Prise Humor verrät.
Herausgeber von HACKED mit nicht einmal 10.000 US-Dollar Einnahmen
Der Blick auf die unbestechlichen Blockchain-Daten zu HACKED löst auf. Für rund eine Stunde entwickelte sich reger Handel auf dezentralen Kryptobörsen, HACKED machte knapp 300.000 US-Dollar Umsatz. Dann schon zogen die Hacker den Stecker und lösten die in Liquidity Pools eingebrachten Solana für ihre HACKED ein. Die Preiskurve stürzte durch den sogenannten Rugpull Richtung Null und die Marktkapitalisierung von HACKED schrumpfte schlagartig auf wenige Tausend US-Dollar zusammen.
ZachXBT beziffert die Einnahmen, welche die Herausgeber von HACKED für sich verzeichnen konnten, auf rund 8.000 US-Dollar und schätzt die Ausgaben für den elaborierten Angriff auf X-Accounts bis hin zu 100.000 US-Dollar. „Starker Anwärter für den unkompetentesten Hacker des Jahres“, so sein Urteil. Der Schuss der Cyber-Kriminellen ging also nach hinten los, auch wenn die „Werbekampagne“ zweifelhafte Maßstäbe in Sachen Guerilla-Marketing setzte.
Fazit: HACKED zeigte Sicherheitsproblem auf
In Deutschland war beispielsweise der X-Account des Satire-Portals „Der Postillon“ einer derer, welcher an seine 1,5 Millionen Follower unfreiwillig den Kaufbefehl für HACKED richtete. Das Team dort kam zum gleichen Schluss wie ZachXBT. Offenbar hatten die Angreifer nicht X (früher Twitter) direkt gehackt, sondern sich Zugriff auf eine oder mehrere externe Anwendungen verschafft, denen man irgendwann einmal ein Schreibrecht für X eingeräumt hatte. Diese Lücke ließ sich schnell schließen. Im Nachhinein ist HACKED also nicht einmal zu einer Eintagsfliege gewachsen, sondern nach wenigen Stunden abgestorben. Aber bei Solana muss man sich einmal mehr fragen, ob die Schwemme von Meme-Coins dem Image von SOL zuträglich ist – oder es nicht doch kontraproduktiv wirkt, wenn bei der Nummer Fünf unter den wichtigsten Kryptowährungen immer wieder Meme-Coins die Schlagzeilen beherrschen wie jetzt mit HACKED.
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