US-Parlamentarierer in Kongress und Senat wollen den Zusammenbruch der Kryptobörse FTX untersuchen und dabei auch möglichen Einfluss von Binance unter die Lupe nehmen. Es zeichnet sich neue Regulierung ab.
Der Schock sitzt tief: Die Kryptobörse FTX ist durch ein Finanzloch in Milliardenhöhe zahlungsunfähig geworden und Domino-Effekte setzen ein. Betroffen sind auch Hunderttausende FTX Kunden mit Wohnsitz in den USA, die wie internationale Kunden keinen Zugriff mehr auf ihre Konten bei FTX haben. In der Situation bereitet sich die US-Politik parteiübergreifend darauf vor, genau zu untersuchen, wie es überhaupt zu der Insolvenz kommen konnte. Führende Finanzpolitiker wie Patrick McHenry von den Republikanern und Maxine Waters von den Demokraten sagen in Interview, dass die Finanzkomitees in Kongress und Senat schnell mit der Aufarbeitung der Geschehnisse um FTX starten wollen. Gemeinsamer Ansatz dabei ist, auch die Rolle von Binance zu prüfen. Die weltgrößte Kryptobörse Binance hatte sich von einer in der Krise angedachten Übernahme von FTX zurückgezogen und damit wohl das Schicksal von FTX besiegelt.
In der Kritik steht auch das Verhalten von Binance CEO Changpeng Zhao (CZ), der bereits am 6. November per Twitter mitteilte, dass sein Unternehmen alle seine FTX Token (FTT) verkaufe, deren Wert damals auf gut 500 Millionen US-Dollar beziffert wurde. Damit löste er nach Ansicht einiger Beobachter einen allgemeinen Abverkauf von FTX Token aus und einen Bankrun auf FTX Konten. CZ hat aktuell über Twitter klargemacht, dass er nicht beabsichtige, einen Vertreter von Binance zu den bevorstehenden Anhörungen in den USA zu schicken.
Ob FTX Gründer Sam Bankman-Fried (SBF) zeitnah vor den US-Abgeordneten erscheint, ist ungewiss. Er hält sich anscheinend auf den Bahamas auf und US-Behörden versuchen, eine Auslieferung zu erreichen. SBF hat persönlich die Verantwortung für das FTX Desaster übernommen, bei dem Kundengelder im großen Stil dafür missbraucht wurden, um Finanzlücken bei der Investmentfirma Alameda Research zu schließen. Alameda Research wurde ebenfalls von Sam Bankman-Fried gegründet. Der 30-Jährige hatte in den letzten Jahren massiv für die US-Demokraten gespendet, allein im letzten US-Präsidentenwahlkampf stellte er gut 5 Millionen US-Dollar für die Kampagne von Joe Biden bereit. Deshalb wird genau darauf geguckt, ob die Demokraten SBF genauso hart in die Mangel nehmen wie andere Beteiligte im FTX Skandal.
Fazit: US-Politik schaltet sich in FTX Pleite ein – mehr Regulierung absehbar
Das US-Geschäft von FTX fiel unter die Aufsicht der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) und die Behörde muss sich fragen lassen, ob sie ihrer Verantwortung gerecht wurde. Schon jetzt zeichnet sich zudem ab, dass die US-Parlamentarier sich dafür einsetzen werden, die Regulierung der Kryptoindustrie zu verschärfen und dabei gegebenenfalls die Rolle der Börsenaufsicht SEC zu stärken. Der Zusammenbruch von FTX wird wohl neben riesigen finanziellen Folgen auch Einfluss auf die juristische Position der Kryptobranche in den USA haben.
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