Das Insolvenzverfahren für die Kryptobörse FTX und verbundene Unternehmen hat im US-Bundesstaat Delaware seine erste gerichtliche Anhörung erlebt. Die Folgen der Milliardenpleite bleiben weiter unübersichtlich.
Der juristische Abgesang auf die Kryptobörse FTX und Tochterfirmen hat in den USA an Fahrt aufgenommen. Rund drei Wochen nachdem FTX zahlungsunfähig wurde, lud ein Gericht im Bundesstaat Delaware zur ersten Anhörung im Insolvenzverfahren. Richter John Dorsey informierte, dass Behörden in den Bahamas zugestimmt hätten, ihre eigenen Verfahren gegen FTX an sein Gericht zu übertragen. In den Bahamas hatte FTX sein internationales Hauptquartier und dort soll sich Gründer Sam Bankman-Fried weiter aufhalten. Für FTX sagte Rechtsanwalt James Bromley, eine “substanzielle Summe” der Anlagewerte der Börse sei verschwunden oder gestohlen.
Aus einer Auflistung des FTX Insolvenzverwalters vergangene Woche gingen 3,1 Milliarden US-Dollar Schulden allein an die 50 größten Gläubiger hervor. Das Finanzloch dürfte aber noch wesentlich größer sein, Bankman-Fried schätzte es auf um 10 Milliarden US-Dollar. Der Richter verteidigte nun die Entscheidung, zumindest vorerst die Namen der Gläubiger geheim zu halten. Damit wolle er Privatpersonen schützen. Bis zu 1 Millionen Kunden, Geschäftspartner und andere Geschädigte sollen möglicherweise Ansprüche gegen FTX und verknüpfte Firmen geltend machen können.
Derweil enthüllte die Finanznachrichtenagentur Reuters, wie FTX im großen Stil in Bahamas Immobilien einkaufte. Dabei sollen mehr als ein Dutzend Luxusanwesen im Wert von etwa 300 Millionen US-Dollar erworben sein. FTX verlegte sein Hauptquartier im Herbst 2021 aus Hongkong auf die Bahamas und sorgte dort für Räumlichkeiten für den inneren Führungszirkel. Warum aber auch ein historisches Anwesen auf die Namen von Bankman-Fried Eltern eingetragen wurde, blieb unklar. Diese ließen erklären, dass sie versuchen, die fragliche Immobile an FTX zu übertragen.
In dem Licht erklärt sich von selbst, warum FTX Anwalt Bromley davon spricht, dass Bankman-Fried das Unternehmen als eine Art persönliche Kasse betrachtet habe. Die Pleite sei auch auf “fehlende interne Kontrolle” zurückzuführen. Man werde nun einen der “abruptesten und schwierigsten Kollapse in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte” verhandeln müssen, so Bromley.
Fazit: FTX Kartenhaus zusammengebrochen, Verantwortliche auf freiem Fuß
Inhaltlich brachte die erste Anhörung zum FTX Kollaps wenig konkret Neues, der Eindruck chaotischer Strukturen verhärtet sich. So werden in der Kryptoszene die Stimmen immer lauter, die sich fragen, warum Bankman-Fried und der engere Führungszirkel sich weiter auf freiem Fuß befinden und nicht persönlich belangt werden. Zumindest Bankman-Fried habe bereits Aufforderungen erhalten, sich im Dezember vor dem US-Kongress zu äußern, heißt es. Politiker wollen parteiübergreifend den Fall untersuchen und denken über schärfere Regulierung der Kryptoindustrie nach. Die Folgen des FTX Crash werden uns also noch lange begleiten.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar