Die IOTA Stiftung sucht mit einem Blogpost nach neuen Kooperationen mit der EU und Partnern aus der Wirtschaft. Betont wird Erfahrung und das Einhalten von EU-Regularien durch IOTA. Aber ist das noch Krypto?
IOTA fährt zweigleisig: Auf der einen Seite hat man durch die Gründung einer Niederlassung in Abu Dhabi die Fühler Richtung Nahost ausgestreckt und sich dafür sogar als „Scharia-konform“ lizenziert – ein einigermaßen merkwürdiger Schritt für eine Kryptowährung. Auf der anderen Seite will IOTA vom Hauptsitz Berlin aus Europa nicht vernachlässigen. In einem aktuellen Blogpost bewirbt sich IOTA als „vertrauenswürdiger Partner in der EU“ und sucht unter dem Slogan nach neuen Projekten und Kooperationspartnern.
Das war nicht immer so. Im Februar letzten Jahres hatte IOTA Stiftungschef Dominik Schiener in einer Brandrede gesagt, man werde „nie wieder EU-Zuschüsse“ annehmen und auch Zusammenarbeiten mit der Wirtschaft als „Sackgasse“ bezeichnet. Einige Monate später vollzog Schiener dann eine Kehrtwende und fand doch wieder lobende Worte für EU-Projekte.
Immerhin hat IOTA bei seiner Teilnahme am EU-Projekt EBSI einen Achtungserfolg erzielt und ist im Sommer eingeladen worden, seine Identitätslösung im Rahmen der Europäischen Blockchain Sandbox Initiative vorzustellen. Diese Errungenschaften führt IOTA auch jetzt auf und betont, dabei stelle man unter Beweis, EU-Regularien zu erfüllen. Konkret möchte IOTA jetzt in den Bereichen Stablecoins, DeFi, Kreislaufwirtschaft und Artifical Intelligence (AI) mit EU und Privatwirtschaft kooperieren.
IOTA scheint Dezentralisierung nicht mehr ersthaft anzustreben
Doch wer sich für Blockchain-Lösungen interessiert, hat in den letzten Jahren miterlebt, wie auf staatlicher Ebene ein Umdenken stattfand. Als die große Errungenschaft von Bitcoin und Co. gilt, sich durch ein dezentralisiertes Netzwerk von Einflüssen Dritter wie etwa Regulierungsbehörden zu schützen. Solche Konzepte wurden zunächst auch beispielsweise für einen E-Euro als staatlich gestützte Digitalwährung (CBDC) in Betracht gezogen. Doch schnell zeigte sich, dass staatliche Stellen einen Kontrollverlust nicht riskieren und sich die Möglichkeit sichern wollen, bei Blockchain-Projekten notfalls einzugreifen. Hier ist IOTA mit seinem zentralen Koordinatorkomitee entsprechend aufgestellt, der Inflationsbefehl der Stiftung aus dem vergangenen Herbst führte dies Anlegern schmerzhaft vor Augen.
Auch die Annäherung von IOTA an das islamische Finanzwesen in den Vereinigten Arabischen Emiraten bringt mit sich, dass man in der Lage sein muss, Projekte zu blockieren oder Transaktionen zurückzudrehen. Eigentlich wollte Schiener in diesem Jahr IOTA 2.0 freischalten und damit die zentrale Instanz im Netzwerk abschaffen. Aber zuletzt hat er Zeitpläne und Festlegungen zu diesem Thema vermieden.
Fazit: IOTA hat seine Krypto-Glaubwürdigkeit verspielt
Der Versuch von IOTA, in der Sparte Dezentralisierte Finanzen Fuß zu fassen, ist bislang gründlich schiefgegangen. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass die klassische Kryptoszene dem zentralisierten Netzwerk von IOTA nicht erst seit dem Inflationshammer misstraut. Auch das jetzige Buhlen der IOTA Stiftung um EU-Gelder und islamische Geldgeber hat wenig bis gar nichts damit zu tun, wie sich die Kryptoindustrie normalerweise definiert. Möglicherweise gelingt es IOTA künftig, seine Technologie durch Lizenzvergabe zu monetarisieren. Doch IOTA als Kryptowährung hat sich selbst ins Abseits geschossen, das aktuelle Jahrestief von unter 0,12 US-Dollar zeigt, dass Anleger Vertrauen und Interesse verloren haben.
Vergleichen wir einfach Chromia mit IOTA, das einzige was IOTA hat ist kein Zeitplan.
Ist doch schön, dass IOTA diesen Anwendungsnutzen hat. BTC hat davon leider etwas weniger.
Die übergeordnete Instanz sucht auch die “klassische Krytoszene” spätestens dann, wenn
sie von Betrug oder Schaden betroffen ist. Dann bemerkt man ganz plötzlich, dass Polizei, Staatsanwalt und Richter doch sehr nützliche und willkommene Ansprechpartner sind. Die Träume der Selbstverwaltung der Massen werden sich ganz langsam den Realitäten anpassen. Der Mensch ist leider noch nicht ganz so gut, ehrlich und selbstlos wie wir es gerne hätten.