In der Diskussion um Bedeutung und Zukunft der Kryptobranche ist immer häufiger der Begriff Central Bank Digital Currency (CBDC) zu hören. Dahinter verbirgt sich eine Digitalwährung, die von einer Zentralbank verantwortet wird.
Gehen die Zeiten, in denen Bargeld das bevorzugte Zahlungsmittel der Bürger war, unaufhaltsam dem Ende zu? Viele Fachleute glauben fest an ein solches Szenario – und bringen deshalb als zukunftssichere Option Central Bank Digital Currencys (CBDCs) ins Spiel, übersetzt: Digitalwährungen der Zentralbanken. Noch hat keine Zentralbank der Welt eine CBDC für den öffentlichen Gebrauch in den Umlauf gebracht, doch in rund einem Dutzend Länder haben Pilotprogramm bereits begonnen. Das Ziel dabei ist, die Vorteile von Bargeld für den reibungslosen Zahlungsverkehr in die digitale Welt zu übertragen und die Nachteile bereits bestehender bargeldloser Zahlungen auszumerzen. Um das Konzept einer CBDC zu verstehen, ist ein kurzer Ausflug in die Geschichte notwendig.
CBDC als Weiterentwicklung von Fiatgeld
Seit Ende des 19. Jahrhunderts entschieden sich westliche Gesellschaften dafür, dem Staat ein Währungsmonopol zu übertragen. Dadurch sollte sichergestellt werden, dass die Geldmenge stets reguliert bleibt und die jeweilige Währung überall als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt wird. Man spricht hier auch von Fiatgeld. Die Notenbanken mit ihrem alleinigen Recht zum Druck von Banknoten und zum Prägen von Münzen bekamen durch das Währungsmonopol auch Hebel an die Hand, um Geldpolitik zu betreiben, etwa im Hinblick auf Inflationsbekämpfung.
Kryptowährungen, angeführt von Bitcoin (BTC), hingegen sind in ihrem Konzept zumeist davon angetrieben, sich dezentralisiert selbst zu regulieren. Das mahnende Beispiel der globalen Finanzkrise von 2008 vor Augen, die auch das Bankensystem an den Rande eines totalen Crash führte, versprechen BTC und Co. Währungen, die vor dem Einfluss von Geldpolitik gefeit sind. Dieser Ansatz findet mehr und mehr Anhänger. Die mächtigen Notenbanken verfolgten das Geschehen zunächst eher halbherzig und beschränkten sich darauf, davor zu warnen, dass Kryptowährungen Geldwäsche und illegale Transaktionen erleichtern.
Die Situation änderte sich 2019, als Facebook gemeinsam mit anderen Großunternehmen das Projekt Libra vorstellte. Mit Facebook Libra soll erstmals eine Kryptowährung konzertiert in den Mainstream gedrückt werden, die mehr als 2 Milliarden Facebook Nutzer konnten mit Libra direkt angesprochen werden. Jetzt begriffen die Zentralbanken, dass eine privat organisierte und massenhaft genutzte Kryptowährung ihr Währungsmonopol in Gefahr bringen könnte.
Zwar hatten etwa die Bank of England und die Notenbank von Uruguay schon vor 2019 Überlegungen zu einer Central Bank Digital Currency öffentlich gemacht, doch eine konsequente Entwicklung blieb aus. Mit Facebook Libra bekam das Thema CBDC plötzlich Priorität. Zentralbanken akzeptieren nunmehr, dass der Bedarf nach Digitalwährungen besteht und man selbst Optionen prüfen sollte.
Unterschiede zwischen Kryptowährungen und CBDC
Die bisherigen Versuchsläufe zu CBDCs etwa in Schweden setzen technologisch auf Blockchain-ähnliche Lösungen, auf ein vollkommen dezentralisiertes System wollen sich die Währungshüter nicht verlassen. Damit ähneln die bereits bekannten Ansätze für Central Bank Digital Currencys eher etwa IOTA, wo ein zentraler Koordinator in der Lage ist, Transfers zu stoppen. CBDCs sind grundsätzlich als Stablecoins gedacht, also im Verhältnis von 1:1 fest an die jeweilige Landeswährung angebunden. Garantiert wird ihre Stabilität durch die Zentralbank. Somit eignen sich CBDCs nicht als Spekulationsobjekt.
Vorteile einer CBDC aus Sicht des Staats und der klassischen Finanzwelt
Eine funktionierende CBDC würde zunächst den großen Nachteil bisheriger bargeldloser Zahlungen ausmerzen, der darin besteht, dass Überweisungen im Normalfall immer noch durch Dritte geprüft werden müssen. Käufer und Verkäufer können ihre Geschäfte mit einer CBDC direkt abwickeln, die Notenbank behält die Deals aber immer im Auge und dokumentiert sie manipulationssicher. Zentralbanken könnten durch CBDCs Geldwäsche, Steuervermeidung und ähnliche Praktiken leichter als bislang unterbinden, da sie das im digitalen Umlauf befindliche Geld jederzeit eindeutig Besitzern zuordnen können.
Als weitere potenzielle Vorteile von CBDCs gelten schnelle und preiswerte internationale Transfers, da die Umrechnung von einer Währung in die andere automatisiert in Echtzeit geschehen kann. Der Staat hätte durch CBDCs auch die Möglichkeit, Steuern direkt einzutreiben oder Sozialgelder direkt zu verteilen. In der Praxis wird angenommen, dass private Geschäftsbanken bei der Einführung einer CBDC Teile ihrer Geldreserven bei der Zentralbank in die neue Central Bank Digital Currency umtauschen, um sie dann wiederum an ihre Kunden weiterzugeben.
Risiken und Nachteile einer CBDC
Als theoretisch größtes Risiko einer CBDC werden Hackerangriffe auf das technologische Netzwerk genannt. Solange aber eine zentrale Stelle bei einer CBDC besteht, könnten solche Manipulationsversuche stets zurückgedreht werden. Manche Kritiker befürchten zudem, dass es bei der Einführung einer Central Bank Digital Currency zu einem plötzlichen Run auf verbliebenes Bargeld kommen könnte und somit die Stabilität des Bankensystem gefährdet würde.
Ein entscheidender Nachteil einer CBDC im Vergleich zu Bargeld liegt darin, dass es in bisherigen Ansätzen auf Online-Verbindungen basiert. Wie aber soll man mit einer CBDC bezahlen, wenn das Internet ausfällt oder in entlegenen Regionen gar keine Konnektivität besteht? Dieses Problem gilt es noch zu lösen.
Fazit: Central Bank Digital Currency ist im Kommen – Akzeptanz noch offen
Ob in Südkorea oder in Frankreich, ob in China oder beim Deutschen Bankenverband – der Ruf nach CBDCs wird immer lauter und Skeptiker finden sich zunehmend in der Minderheit wieder.
Die breite Einführung einer CBDC könnte durchaus noch in 2020 geschehen, ob China dabei wirklich den Vorreiter spielt, wird in der Kryptoszene aufmerksam beobachtet. Wenn die erste CBDC offiziell nicht mehr als Testlauf passiert, sondern als gesetzliches Zahlungsmittel definiert wird, bleibt es spannend, ob und wie sich die Central Bank Digital Currency im Alltag durchsetzt. Lange Übergangsfristen mit gleichzeitig bestehendem Fiatgeld sind vorhersehbar. Die Unterstützung einer CBDC durch die Privatwirtschaft und ein benutzerfreundliches Ökosystem inklusive sicherer Software Wallets dürften entscheidenden Einfluss darauf haben, ob eine CBDC den Anklang bei den Bürgern findet, den sich Optimisten vorstellen.
Denn CBDCs sollen, so hoffen viele Krypto-Anleger, neue Gesellschaftsschichten dazu bringen, sich erstmals im Detail mit Kryptowährungen zu beschäftigen. Daraus könnten Investments in Bitcoin und Co. folgen, frisches Kapital könnte die Kursentwicklungen positiv beeinflussen. Auf der anderen Seite würden CBDCs in Leitwährungen wie Euro, Yen und US-Dollar bisherige Stablecoins wie Tether (USDT) wohl mittelfristig überflüssig machen.
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