DeFiChain: Fachmann erklärt technologisches Versagen beim Julian Hosp Projekt

DeFiChain (DFI) ist zum Shitcoin verkommen und notiert nahe Null. Krypto-Promi Julian Hosp hatte das Projekt intensiv beworben. Ein Experte zeigt die technologische Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei DeFiChain auf.

Gut vier Jahre nach dem Börsendebüt verbleiben von DeFiChain (DFI) und dem zugehörigen Ökosystem nur noch Ruinen: DFI ist auf ein Niveau von um 2 Cent abgestürzt, 99 Prozent von Höchstwerten aus 2021 entfernt. Auch dem angeblichen Stablecoin DUSD, der im Konzept von DeFiChain eine tragende Rolle spielen sollte, geht es mit einem Wert von 3 Cent anstatt dem versprochenen 1 US-Dollar kaum besser. Das Projekt erlangte große Aufmerksamkeit, weil der umstrittene Krypto-Promi Julian Hosp sich für DeFiChain ins Zeug legte und auch beim dahinter stehenden Krypto-Unternehmen Cake (früher Bake) als CEO die Verantwortung übernahm. Aufschlussreich ist nun eine Analyse aus technologischer Perspektive.

Auf Reddit nämlich hat ein Fachmann aufgelistet, warum DeFiChain seine Ziele schon rein technologisch nie erreichen konnte. „Peter“ stellt sich selbst als fachkundig vor, weil er schon seit Jahren in der Kryptoszene an Blockchains und Smart Contracts arbeitet. Er sei anfangs von den technologischen Visionen bei DeFiChain fasziniert gewesen. Doch als er begann, als Experte den Unterbau zu begutachten, begriff er: Das Projekt konnte nie wie beworben funktionieren, weil die Entwickler und Programmierer an entscheidenden Stellen schlampten. „Peter“ lässt die Schlammschlacht zwischen den Gründern Julian Hosp und U-Zyn Chua außen vor und konzentriert sich auf die technologischen Aspekte. Vier Beispiele:

1. Atomic Swaps: DeFiChain wollte mit dem Feature Atomic Swaps punkten, also es Nutzern ermöglichen, Kryptowährungen nahtlos von einer Blockchain zur anderen zu tauschen. Aber kurz nach dem Freischalten von Atomic Swaps bei DeFiChain kam es zu einem Hack, bei dem knapp 1.800 Bitcoin (BTC) gestohlen wurden. Als „Albtraum“ beschreibt „Peter“ das Ereignis und führt es auf einen Programmierfehler zurück. Der DeFiChain Hack hätte durch sorgfältige Tests und Begutachtung sicher vermieden werden könnte. Schließlich beherrschen andere Krypto-Projekte Atomic Swaps seit Jahren sicher und zuverlässig, so „Peter“. Bei DeFiChain seien Atomic Swaps zu einer ständigen Erinnerung daran geworden, wie verletzlich und schlecht umgesetzt die technologische Infrastruktur war.

2. Blockchain: „Peter“ schaute sich auch die Ergebnisse gründlich an, welche die Blockchain von DeFiChain produzierte. Eigentlich lehnte diese an das Vorbild Bitcoin an und übernahmen große Teile des bewährten Codes. Doch bei DeFiChain wurden neue Blöcke nicht regelmäßig generiert und auch Transaktionen blieben stecken, beobachtete „Peter“. Er führt dies auf den Plan zurück, die Blockchain von DFI hybrid aufzustellen zwischen den Protokollen Proof-of-Work und Proof-of-Stake. „Peter“ gewann den Eindruck, dass die zuständigen Entwickler die Technolgie gar nicht vollständig verstanden, die sie zu kopieren versuchten. Stundenlange Netzwerkausfälle bei DeFiChain gibt es bis heute und ihre Ursachen werden im Nachgang nur sehr selten transparent aufgearbeitet.

3. Meta Chain: Das Ökosystem von DeFiChain sollte durch eine Meta Chain expandieren. Auf ihr sollten DApps laufen und Meta Chain versprach auch, durch sogenannte Bridges (Brücken) Verbindungen etwa zu Ethereum (ETH) zu schaffen. Doch als Meta Chain 2023 launchte, gab es nur wenige DApps und die Bridges waren unzuverlässig und langsam, erinnert sich „Peter“. Damit konnten weder neue Nutzer noch externe Projekte angelockt werden, befindet er, Meta Chain fühlte sich an wie eine Beta-Version. Fehlende Transparenz machte demnach die Situation noch schlimmer.

4. Codebase: „Peter“ grub sich dann auch tief in den Code von DeFiChain ein, der öffentlich ist. Er habe keine perfekte technologische Codebase erwartet, denn Blockchains seien nun einmal eine komplexe Angelegenheit. Aber er entdeckte Chaos bei DeFiChain; unzureichend getestete Patches für Sicherheitsprobleme, halbfertige Feature, schludrig übernommenen Code von Bitcoin und andere Warnzeichen. Verglichen mit der Codebase von Ethereum kam „Peter“ die Entwicklungsarbeit bei DefiChain vor wie das Werk von „Amateuren, die aus Lego einen Wolkenkratzer bauen wollen“. Sein Urteil: DeFiChain ist nie zu technologischer Innovation vorgedrungen und hinterlässt ein kaputtes System.

Fazit: DeFiChain – große Versprechen, katastrophale Ergebnisse

Julian Hosp ist noch an Cake interessiert, aber hat die öffentliche Unterstützung für DeFiChain abgestellt. Bei Cake hatte der mittlerweile ausbezahlte Mitgründer U-Zyn Chua den Posten als Technikdirektor inne. Die vernichtende Kritik von „Peter“ an DeFiChain hängt sich aber ohnehin nicht an Namen auf, sondern konzentriert sich tatsächlich auf den Maschinenraum. In der DeFiChain Community gibt es noch verzweifelt wirkende Diskussionen, ob man versucht, das Projekt eigenverantwortlich und mit eigenen Geldmitteln fortzuführen. Aber wer die Einlassungen von „Peter“ aufmerksam liest, kommt zu dem Ergebnis: Das Konzept von DeFiChain konnte allein schon deshalb nie aufgehen, weil in der Entwicklungsarbeit Expertise, Disziplin und Selbstkritik fehlte. Übrigens zeigt der Monitor für DeFiChain auch gerade für den heutigen Morgen wieder einmal einen Ausfall des Netzwerks an.


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