Binance soll eigene Bitcoin und Ethereum Reserven verkauft haben – aber Kryptobörse dementiert

Die weltgrößte Kryptobörse Binance scheint Großteile ihrer Reserven in Bitcoin, Ethereum und Solana zu Geld gemacht zu haben. Das bewegt die Kryptoszene – und provoziert ein Dementi sowie Erklärungsversuche.

Kryptobörsen müssen nach spektakulären Pleiten wie von FTX damit leben, dass Kunden misstrauisch darauf schauen, wie ihre Guthaben in Bitcoin (BTC) und Altcoins gesichert werden. Deshalb dauerte es gestern nicht lange, dass ein Post auf X zu Finanzmanövern des Branchenführers Binance die Runde machte. Laut Analyst AB Kuai.Dong fällt bei den Monatsberichten von Binance auf, dass die Kryptobörse im Februar 94 Prozent weniger eigene Bitcoin aufführt als noch im Januar, bei Ethereum und Solana wurden die eigenen Reserven demnach um 99 Prozent reduziert. Hat Binance Probleme oder wurden gar Kundengelder angetastet, fragt sich die Kryptoszene.

AB Kuai.Dong weist von sich darauf hin, dass Binance hauptsächlich eigene Einnahmen in Bitcoin, Solana und Ethereum in den Stablecoin USDC getauscht hat. Binance selbst erklärte per X, man verkaufe gar keine Kryptowerte, sondern habe einfach nur Änderungen in der Buchhaltung umgesetzt. Alle Kundengelder seien wie immer „SAFU“, schreibt Binance. Tatsächlich zeigt der monatliche Transparenzbericht von Binance zu Kundeneinlagen, dass die Plattform mehr Bitcoin, Solana und Ethereum vorhält als Kunden dort „geparkt“ haben.

Gewinnmitnahmen für Binance passieren regelmäßig im Januar

Diese Aufstellung hält auch X-Nutzer matei für glaubwürdig und erkennt ein Muster. Immer im Februar weise Binance die niedrigsten Reserven aus, so matei. Im Februar 2023 seien es im Vergleich zu eingelegten Kundengeldern 101,1 Prozent gewesen, im Februar 2024 betrug das Verhältnis 102,5 Prozent und im aktuellen Februar seien es 100,45 Prozent. In anderen Monaten halte Binance normalerweise 103 bis 108 Prozent Reserven. Bitcoin mache im Januar Jahr für Jahr ein Plus in der Preiskurve und sei deshalb ein guter Monat für Binance, um Gewinne zu realisieren, so matei.

Das allerdings führt zu einer zweiten Frage: Braucht Binance momentan Geld oder spezieller US-Dollar? In den USA wurde mit der US-Börsenaufsicht SEC gerade eine Prozesspause vereinbart, um in einem Rechtsstreit möglicherweise einen Vergleich schließen zu können. Dieser könnte kostspielig werden – und Binance hat jetzt nach den Berechnungen von matei 8 Milliarden US-Dollar mehr auf dem Konto durch die massiven Verkäufe von Bitcoin, Ethereum und Solana. Auch in Frankreich und Australien wird Binance von Aufsichtsbehörden und Starverfolgern der Prozess gemacht, berichtete Reuters Ende Januar.

Fazit: Kundengelder bei Binance sicher – Gerüchteküche brodelt trotzdem

Im November 2023 hatte Binance in den USA eine Strafzahlung von 4,3 Milliarden US-Dollar akzeptiert, um Probleme mit der Justiz zu lösen. Solche Vergleiche kann also auch Binance nicht aus der Portokasse finanzieren. Doch beim Thema Kundengelder scheint die Aufregung nicht gerechtfertigt, die Binance Transparenzberichte bauen auf Blockchain-Daten und lassen sich zudem individuell überprüfen. Als Binance 2022 und 2023 Situationen erlebte, in denen Kunden innerhalb kurzer Zeit Milliarden von der Plattform abzogen, wurden die Auszahlungsaufträge problemlos bedient. Es deutet bislang nichts daraufhin, dass Binance ein Tabu bricht und mit Kundengeldern eigene Geschäfte macht.


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