
Das Ripple Netzwerk XRPL ist nun durch eine Sidechain mit der Ethereum Virtual Machine (EVM) erweitert, dem Standardmodul für Dezentralisierte Finanzen (DeFi). Kann XRP jetzt durch neue Einsatzzwecke punkten?
XRP von Ripple ist mit rund 130 Milliarden US-Dollar die drittgrößte globale Kryptowährung, doch Kritiker bemängeln immer wieder eine zu geringe Zahl von sinnvollen Anwendungsfeldern. Nun gibt es einen interessanten Vorstoß. Seit gestern ist die Ethereum Virtual Machine (EVM) über eine Sidechain auf dem Ripple Netzwerk XRPL verfügbar, wie das Krypto-Unternehmen per Blogpost meldet. Dies könnte einen Teil des gewaltigen Kapitals, welches hinter XRP steht, in Richtung Dezentralisierte Finanzen (DeFi) locken.
Denn die EVM hat sich als Standardmodul für DeFi etabliert. DeFiLlama listet mehr als 200 Blockchains, die eine EVM integriert haben. Generell können für die EVM entwickelte Applikationen mit überschaubarem Aufwand bei jedem dieser Projekte funktionieren. „Das erweitert die Möglichkeiten im Ökosystem, ohne die Fundamte zu verändern, welche XRPL zuverlässig machen“, freut sich Ripple Technikchef David Schwartz. XRP als Basiswährung im XRPL Netzwerk soll von dem Schritt profitieren – doch ein Selbstläufer ist das nicht unbedingt, denn die Konkurrenz unter den zahlreichen EVMs der Kryptobranche ist groß.
Harte Konkurrenz unter EVM Projekten – IOTA etwa scheiterte weitgehend
IOTA beispielsweise musste im letzten Jahr erleben, dass erhoffte DeFi Impulse durch das Freischalten einer EVM ausblieben. Selbst der Versuch, durch einen Kunstgriff die Liquidität bei der IOTA EVM zu erhöhen, verpuffte. Mit weniger als 10 Millionen US-Dollar TVL in der IOTA EVM ist das Projekt unter „ferner liefen“ zu verbuchen. Ripple kann zum Start seiner EVM allerdings auf bereits rund 100 Projekte verweisen, die andocken und möglicherweise einen Teil ihrer Nutzerbasis mitbringen, darunter die beliebte MetaMask Wallet.
Aus Sicht von Ripple sprechen für die EVM bei XRPL zudem schnellere Bearbeitungszeit und niedrigere Gebühren als bei Ethereum selbst dafür, die neue Alternative zu nutzen. Doch solche Argumente gelten auch für Binance Smart Chain (BSC), Tron, Base, Arbitrum und andere, die um EVM Marktanteile konkurrieren. Die ursprüngliche EVM bei Ethereum selbst besetzt rund 70 Prozent dieses Markts, die hohe Dezentralität des ETH Netzwerks schafft Vertrauen.
Ripple sieht „institutionelles DeFi“ als Chance für die XRPL EVM
Bei der Vorstellung von EVM Plänen durch Ripple vor rund einem Jahr wurde „institutionelles DeFi“ als ein Ziel ausgerufen. Damit meinte das Unternehmen seine Kunden und Kooperationspartner aus dem Banken- und Finanzsektor. Ripple bringt auch seinen eigenen Stablecoin RLUSD mit, der das Paket abrunden soll.
Fazit: Ripple EVM ist live – XRP schöpft Hoffnung
Die Preiskurve von XRP reagierte mit einem Tagesplus von gut 1 Prozent sehr verhalten auf das Freischalten der Ripple EVM – das Projekt wird sich erst in der Praxis beweisen müssen. Der globalen DeFi Community stehen eine gute Handvoll von bewährten EVMs zu Verfügung, in denen die Liquidität in Milliarden gezählt wird und mit solchen Ansprüchen wird auch Ripple umgehen müssen. Falls es gelingt, XRP Anleger ebenso wie Ripple Kunden für die neue EVM zu interessieren, dürfte sich dies schon bald in den Statistiken ausdrücken. Zum Start aber sind noch keine unabhängigen Daten zum Gebrauch der EVM im XRPL Netzwerk verfügbar – ob das Projekt an Fahrt aufnimmt, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar