Der Chef der US-Börsenaufsicht SEC, Gary Gensler, hat in einem Interview gesagt, man nehme in Sachen Bitcoin ETFs eine „Neubewertung“ vor. Eine mögliche Zulassung von Bitcoin ETFs durch die SEC ist seit Monaten Topthema.
Gary Gensler ist als Chef der US-Börsenaufsicht SEC für die Kryptoszene eigentlich eine Reizfigur – doch beim Thema Bitcoin ETFs richten sich auf Gensler auch Hoffnungen. Denn seine Behörde hat das letzte Wort bei der Zulassung von Bitcoin ETFs. Nun hat sich Gensler in einem Interview mit dem Fernsehsender CNBC geäußert. Man nehme „eine Neubewertung“ („taking a new look“) vor, sagte Gensler, welche Gerichtsentscheidungen miteinbeziehe. Damit spielt Gensler auf ein Urteil von Ende August an, bei dem das Gericht die Nichtzulassung von Bitcoin ETFs nicht nachvollziehen konnte.
Als die SEC bei diesem Urteil Mitte Oktober eine Frist zur Berufung verstrichen ließ, nahmen die Kryptomärkte angeführt von Bitcoin (BTC) an Fahrt auf. Denn mit der Einführung von Bitcoin ETFs in den USA erwarten Marktbeobachter erheblichen Kapitalzufluss durch institutionelle Investoren. Rentenkassen beispielsweise könnte durch Bitcoin ETFs in regulierter Umgebung einen Teil ihrer Anlagen in Richtung BTC umschichten. Gensler sagte, bei der SEC würden zwischen acht und zwölf Anträge vorliegen. Er wich konkreten Fragen zum Zeitplan von Entscheidungen aus.
Bekannt ist, dass die SEC in den vergangenen Wochen intensive Gespräche mit Antragstellern wie Greyscale und BlackRock geführt hat. Optimisten erwarten auch deshalb, dass die SEC ihre ablehnende Haltung zu Bitcoin ETFs aufgibt. Bloomberg Experte James Seyffart kommt anhand von Deadlines für Entscheidungen der SEC auf den 10. Januar, zu dem er mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit „grünes Licht“ prognostiziert.
Doch Gensler wäre nicht Gensler wenn er das TV-Interview nicht auch zu Attacken auf den Kryptosektor genutzt hätte. Die Zuschauer sollten wissen, so Gensler, dass auf dem Feld von Krypto eine Menge von Wertpapier-Gesetzen nicht erfüllt würden. Die SEC stuft mehr als 55 Kryptowährungen als Wertpapier ein, nimmt hiervon Bitcoin aber aus. Gensler erinnerte an den Auftrag seiner Behörde, Bürger bei Geldanlagen vor Betrug und falschen Informationen zu schützen. Die SEC habe bereits in mehr als 150 Fällen im Kryptosektor außergerichtliche Einigungen oder Urteile zum Schutz von Anlegern erzwungen, sagte Gensler.
Fazit: SEC und Gensler als Bitcoin Orakel – Interpretation auf eigene Gefahr
Hinter den Worten von Gensler zu Bitcoin ETFs könnte sich auch verstecken, dass neue juristische Wege gefunden werden sollen, um Zulassung zu verzögern oder zu verhindern. Diese Option sollten Anleger zumindest in Betracht ziehen – denn zum Krypto-Freund wird Gensler ganz sicher nicht mehr. Die Preiskurve von Bitcoin reagierte unterdessen nicht merklich auf das TV-Interview von Gensler, was darauf hindeutet, dass auch US-Experten daraus keinen klaren Schluss ziehen konnten.
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