El Salvador hat Bitcoin 2021 als gesetzliches Zahlungsmittel eingestuft und war damit weltweit Pionier. Aber das scheint sich zu ändern. Für einen Milliardenkredit des IWF soll Bitcoin im Land seinen Sonderstatus verlieren.
Nachrichten über El Salvador kommen selten ohne Bitcoin (BTC) aus: 2021 setzte Präsident Nayib Bukele durch, dass Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel akzeptiert wird und legte Pläne vor, wie man die Kryptoindustrie anlocken könne. Damit übernahm El Salvador in Sachen Bitcoin eine Vorreiterrolle. Aber jetzt muss Bukele wohl zurückrudern, wie die Financial Times berichtet. Demnach ist die Regierung bereit, im Gegenzug für einen Milliardenkredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) seine Bitcoin Politik zu ändern.
Konkret sei vereinbart, dass Unternehmen und Staat in El Salvador Bitcoin künftig nicht mehr als Zahlungsmittel annehmen müssen, sondern BTC wieder zu einer freiwilligen Option wird. Laut der Wirtschaftszeitung ist das die Vorbedingung des IWF für einen Kredit in Höhe von 1,3 Milliarden US-Dollar und künftige Kreditlinien. Die Verhandlungspartner wollten den Bericht nicht kommentieren. Der IWF hatte den Bitcoin Kurs von El Salvador scharf kritisiert und dem Zeitungsbericht zufolge Kreditvergabe seit 2021 eingestellt.
Neben der Kehrtwende in der Bitcoin Politik verlange der IWF, dass El Salvador sein Haushaltsdefizit in den kommenden Jahren um 3,5 Prozent verringere, seine Geldreserven erhöhe und Anti-Korruptionsgesetze verabschiede, heißt es weiter. Der Deal sei im Grunde unterschriftsreif und könne noch vor Weihnachten besiegelt werden. El Salvador hat mit Bitcoin als gesetzlichem Zahlungsmittel ernüchternde Erfahrungen gesammelt. Eine erste Studie in 2022 zeigte, dass allenfalls 20 Prozent der Bürger Bitcoin im Alltag als Zahlungsmittel benutzten. Eine zweite Studie in 2023 kam zu einem vergleichbaren Ergebnis.
Aber Präsident Nayib Bukele genießt es, in der globalen Bitcoin Community eine besondere Rolle zu spielen. Erst letzte Woche rechnete Bukele auf X vor, wie sich die Bitcoin Investments des Staats als gewinnbringend beweisen. Knapp 270 Millionen US-Dollar hat El Salvador demnach seit 2021 in Bitcoin angelegt und damit mittlerweile einen theoretischen Profit von gut 330 Millionen US-Dollar gemacht – ein Plus von 127 Prozent. Bei einem Bruttosozialprodukt von rund 15 Milliarden US-Dollar jährlich sind die Bitcoin Rücklagen des Staats in Mittelamerika weder eine Kleinigkeit noch ein Hauptsache.
Fazit: El Salvador von IWF zu Wende bei Bitcoin gedrängt
Nayib Bukele regiert El Salvador mit extrem harter Hand und konnte ausufernde Kriminalität zurückdrängen. Aber die innenpolitischen Realitäten haben erhoffte Investments der Kryptoindustrie verhindert, Pläne einer „Bitcoin City“ und zu BTC Mining mit Vulkanenergie werden nicht mehr offensiv verfolgt. Nun liegt es an Bukele, gegenüber dem IWF beim Thema Bitcoin einzulenken und dafür wieder in den Genuss günstiger Kredite zu kommen. In der Kryptoszene wird gewitzelt, El Salvador könne die in Aussicht stehenden IWF Kredite doch dazu nutzen, seine Bitcoin Rücklagen zu vergrößern. Das dürfte der IWF allerdings ausschließen – wahrscheinlicher ist, dass in El Salvador der US-Dollar wieder alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel und die Rolle von Bitcoin auf Wertspeicher zurückgestuft wird.
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