
Bei ChatGPT lässt sich seit neuestem gezielt nach Beratung, Empfehlungen und Preisvergleichen beim Shopping fragen. Ist das ein Vorbote dafür, dass Modelle für Künstliche Intelligenz (KI) Werbung integrieren?
Populäre KI-Modelle wie ChatGPT, Gemini oder Grok nehmen für sich in Anspruch, neutral und sorgfältig auf Fragen der Nutzer zu antworten. An sich sind das ideale Voraussetzungen, um Künstliche Intelligenz als privaten Shopping-Assistenten einzusetzen. ChatGPT hat in dieser Woche eine entsprechende Funktion freigeschaltet und betont auf X, Produkt- und Kaufempfehlungen würden unabhängig ausgewählt und seien keine Werbung. Bei Gemini von Google sieht das für US-Nutzer allerdings anders aus: Dort werden laut Blogpost vom letzten Oktober bereits KI-Ergebnisse und Werbeanzeigen bei Google Shopping zusammengeführt. Es bahnt sich eine Entwicklung an, die weitreichende Folgen haben könnte.
Was soll ich warum und wo kaufen? ChatGPT liefert Antworten
Block-Builders hat ChatGPT zum anspruchsvollen Nischenthema Fensterputzroboter befragt und durchaus brauchbare Ergebnisse erhalten. Die Künstliche Intelligenz wusste Bescheid über Knackpunkte wie beispielsweise Fensterecken, wo quadratische Putzroboter anderen Modellen klar überlegen sind. ChatGPT lieferte dann nach einigen Rückfragen seinerseits und vom Nutzer auch Verkäufer mit Geschäftssitz in Deutschland, deren Preise und Links zu Webadressen. Ein Einfluss von Werbetreibenden war nicht zu erkennen, das neue ChatGPT Feature erwies sich als hilfreich und ist übrigens auch für Nutzer freigeschaltet, die kein Konto bei diesem KI-Modell angelegt haben.
Google Shopping und Gemini integrieren bereits Werbung
Gemini von Google konnte bei der Aufgabe Kaufberatung nicht mit ChatGPT mithalten. Zwar war auch diese KI über Kriterien bei Fensterputzrobotern gut informiert. Aber eine Übersicht über populäre Modelle und Verkaufsquellen blieb aus, Gemini verwies auf das mit Anzeigen bestückte Google Shopping, welches aber in Deutschland keine Rolle mehr spielt. Grok, die bei X (früher Twitter) integrierte KI, landete bei der Aufgabe Kaufberatung für Fensterputzroboter im Mittelfeld, viele Links etwa zu Amazon führten ins Leere.
Aber es handelt sich hier um eine Momentaufnahme und auch andere KI-Modelle entdecken das Thema Online-Shopping für sich. Der CEO von Perplexity, Aravind Srinivas, wehrte sich auf X zuletzt gegen Berichte, sein KI-Modell werde bereits auf personalisierte Anzeigen vorbereitet. Aber mittelfristig wollte er solche Geschäftsmodelle wiederum nicht ausschließen. Wer KI bereits im Alltag einsetzt, hat sich an den Dialog mit seinem bevorzugten Modell gewöhnt. Was, wenn Dienste wie Gemini einem dann künftig dabei Werbung unterjubeln und diese gar nicht oder nur schwer erkennbar kennzeichnen? ChatGPT schließt das in einem Hilfstext für Online-Händler momentan aus.
Google Suche mit Sponsored Posts als Vorbild für KI-Modelle?
Doch Skeptiker erinnern auch daran, dass die Google Suche erst dann hochprofitabel wurde, als man gesponserte Anzeigen einführte und diese prominent platzierte. Durch KI-Modelle wie ChatGPT und Grok erfährt die Google Suche bereits ernsthafte Konkurrenz und das Akzeptieren von Werbung wäre eine aussichtsreiche Option, um bei der Einnahmeseite nachzuhelfen.
Fazit: Anzeigen bei ChatGPT, Grok und Co. nur eine Frage der Zeit?
ChatGPT als persönlicher Shopping Assistent hat unseren Test bestanden und muss momentan in dieser Disziplin keine Konkurrenz von Grok oder Gemini befürchten. Wer einen Schritt weiterdenkt, wird hier aber auf (versteckte) Werbung als potenzielles Problem der nahen Zukunft stoßen. Denn profitabel sind all die großen Modelle für Künstliche Intelligenz bislang nicht und Anzeigen könnten schnell Einnahmen generieren. Auch Kooperationsmodelle wären denkbar, die zu KI-Suchergebnissen führen, welche bestimmte Firmen oder Dienste bevorzugen. Man wird in den Teams hinter ChatGPT, Perplexity und Grok hoffentlich genau abwägen, ob man das wichtige Qualitätsmerkmal Neutralität bei seinen KI-Diensten wirklich in Gefahr bringen will.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar