Crypto.com verklagt US-Börsenaufsicht SEC – das steckt dahinter

Die Krypto-Plattform crypto.com hat Klage gegen die US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Damit reagiert sie auf eine Klagedrohung der Behörde. Der Fall crypto.com zeigt den tiefen Konflikt der Kryptoindustrie mit der SEC.

crypto.com hat als global tätige Kryptobörse und -plattform einen zuverlässigen Ruf und nach eigenen Angaben 100 Millionen Kunden in 90 Ländern. Doch in den USA bahnt sich ein Rechtsstreit an. Denn crypto.com hat Klage gegen die US-Börsenaufsicht SEC erhoben. In einer begleitenden Pressemitteilung begründet das Unternehmen den Schritt damit, von der SEC eine sogenannte „Wells Notice“ erhalten zu haben, mit welche die Behörde ihrerseits eine Klage ankündigt. crypto.com ist der Ansicht, die SEC überschreite ihre Zuständigkeiten und gefährde dadurch die „Zukunft von Krypto in den USA“.

Im Kern geht es bei dem Konflikt einmal mehr um den Versuch der SEC, Dutzende Altcoins wie Cardano (ADA) und Solana (SOL) als „Securities“ (Wertpapier) einzustufen und damit unter scharfe Regulierung zu zwingen. crypto.com führt zehn Kryptowährungen auf, welche die SEC ins Visier genommen hat und für deren Handel die Plattform juristisch verfolgt werden soll. Doch crypto.com verweist auf Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH), deren Handel in den USA erlaubt beziehungsweise geduldet ist. Im Angebot, auch weitere Kryptowährungen zu listen und den Handel zu ermöglichen, sieht crypto.comeine vergleichbare Situation, die rechtens sein sollte.

Neuordnung der Krypto-Politik in den USA nach den Wahlen erwartet

Die SEC führt bereits Prozesse gegen große Kryptobörsen wie Binance und Coinbase, allerdings ohne größere Erfolge. Coinbase und das Krypto-Unternehmen Consensys wiederum haben schon selbst die SEC verklagt, um regulatorische Klarheit zu erzwingen. crypto.com betont jetzt, beide große Parteien in den USA hätten für die Zeit nach den Präsidentschaftswahlen angekündigt, die Kryptoindustrie praxisfreundlicher zu behandeln. Doch diese Nachricht sei offenbar nicht bei der SEC angekommen oder werde ignoriert, heißt es weiter.

Die SEC kommentiert die Angelegenheit bisher nicht. Bei ihrem Versuch, Kryptowährungen mit Wertpapieren gleichzusetzen, hat sie zuletzt mehrere juristische Schlappen einstecken müssen. Ripple (XRP) durfte in mehr als drei Jahren Prozessdauer zwei positive Urteile für sich verbuchen, die SEC geht nun in die Berufung. Auch Binance Coin (BNB) erhielt von einem US-Gericht einen Freibrief, der für die SEC als Niederlage zu werten ist.

Fazit: SEC verstrickt sich bei ihrem „Kampf gegen Krypto“

Was SEC Chef Gary Gensler dazu bewegt hat, die Klagedrohung („wells notice“) gegen crypto.com kurz vor der US-Präsidentschaftswahl abzusegnen, ist unklar. Denn tatsächlich hat Kandidat Donald Trump für den Fall seines Wahlsiegs bereits eine Ablösung von Gensler versprochen und auch Gegenkandidatin Kamala Harris verzichtet auf eine Jobgarantie für Gensler. Zudem ist zweifelhaft, ob die SEC mit ihren Befugnissen für die USA  überhaupt auch für crypto.com mit Hauptsitz in Singapur und Zulassung in Malta zuständig ist. Klar bleibt: In den USA wünscht sich die Kryptoindustrie sehnlichst einen Führungswechsel bei der SEC und regulatorische Klarheit, um zukunftssicher tätig sein zu können.


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