
Changpeng Zhao (CZ), der Gründer der weltgrößten Kryptobörse Binance, sorgt auf der TOKEN2049-Konferenz in Dubai mit einem Statement für Aufsehen: „Wir beraten viele Länder (außer in Europa) dabei, wie sie eine Krypto-Reserve aufbauen können, ähnlich wie in den USA. Europa ist kein Teil der Gespräche, es fehlt auf der Landkarte.“
Was zunächst wie eine beiläufige Bemerkung wirkt, offenbart bei genauerem Hinsehen einen tiefgreifenden geopolitischen und wirtschaftlichen Trend – und gleichzeitig einen Weckruf für Europa.
Krypto-Reserven als strategische Alternative
Krypto-Reserven gelten als neue Form staatlicher Währungsreserven, analog zu Gold oder US-Dollar-Beständen. Insbesondere Länder mit schwacher nationaler Währung oder geringem Zugang zu etablierten Reservewährungen interessieren sich zunehmend für Kryptowährungen wie Bitcoin als strategische Absicherung gegen Inflation, geopolitische Instabilität oder US-Dollar-Dominanz.
Dass CZ, trotz seiner derzeitigen juristischen Schwierigkeiten in den USA, nach wie vor als Berater für Regierungen weltweit auftritt, zeigt seine anhaltende Bedeutung als Strippenzieher der Kryptoindustrie. Er unterstreicht mit seiner Aussage, dass die USA und viele andere Staaten, besonders im asiatischen und südamerikanischen Raum, aktiv an Lösungen arbeiten, Krypto-Assets wie Bitcoin in staatliche Reserveportfolios aufzunehmen.
Europa: Die große Abwesende
Brisant ist CZs Seitenhieb auf Europa. Während Länder wie El Salvador bereits Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel eingeführt haben und etwa die Vereinigten Arabischen Emirate massiv in Blockchain-Infrastruktur investieren, scheint Europa nicht einmal am Tisch zu sitzen. Laut CZ gibt es keinerlei strategische Gespräche mit europäischen Staaten über den Aufbau nationaler Krypto-Reserven.
Das deckt sich mit dem generellen Bild, das Europa derzeit im Kryptosektor abgibt: Regulierung wird großgeschrieben (siehe MiCA), aber strategische Visionen oder wirtschaftspolitische Initiativen in Richtung Blockchain-Souveränität fehlen weitgehend. Stattdessen dominieren Bedenken zu Geldwäsche, Steuervermeidung und Verbraucherschutz – legitime Themen, die jedoch eine umfassendere Perspektive vermissen lassen.
Fazit: Europa riskiert den Anschluss
CZ bringt es auf den Punkt: Europa fehlt „auf der Karte“. Gemeint ist nicht nur eine Landkarte, sondern der geopolitische Diskurs über die finanzielle Zukunft. Wenn Krypto zur nächsten globalen Reserveklasse wird, darf Europa nicht tatenlos zusehen – sonst wird es künftig nicht nur digital, sondern auch strategisch abgehängt.
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