Im Golem Netzwerk wirbt eine neue App namens Thorg damit, das Minen von Ethereum (ETH) unkompliziert auch per Laptop zu ermöglichen. Aber geht die Rechnung wirklich auf?
In der Kryptoszene kursieren immer wieder Anleitungen und Angebote dazu, wie man durch Minen von Währungen wie Bitcoin (BTC) oder Ethereum (ETH) zu einem einfachen Nebenverdienst kommen soll. Neuestes Beispiel dafür ist die App Thorg, die vom Golem Netzwerk per Blogpost angepriesen wird. Durch Thorg wird der Rechenpower des eigenen Laptops in einen Ethereum Miner Pool eingebracht und belohnt wird diese Leistung durch den Token von Golem Network, GLM. So weit hört sich das alles gut an, aber schauen wir auf die Details.
Thorg läuft ab Windows 10, Versionen für Linux oder MacOs gibt es nicht. Die Installation ist schnell erledigt und die App zeigt ihren Status übersichtlich an. Voraussetzung für Thorg ist eine Grafikkarte mit mindestens 6 GB Speicher. Auch bei anderen Projekten für Ethereum Mining steht die Grafikkarte im Vordergrund, da deren Prozessoren sich für die kryptografischen Rätsel, die zu lösen sind, am besten eignet. Mit diesen Angaben machen wir jetzt die Probe aufs finanzielle Ergebnis, etwa beim Ethereum Mining Calculator von Coinwarz.
Eine handelsübliche Grafikkarte mit 6 GB wie etwa die NVIDIA GTX 1660 SUPER liefert nach Datenblatt 26 MH/s Hashrate für das Ethereum Mining und verbraucht für sich bereits 125 Watt. Dazu kommen rund 60 W vom Laptop selbst, macht also 185 Watt. In Deutschland ist ein Strompreis von 0,30 Euro anzusetzen, was 0,35 US-Dollar entspricht. Mit diesen Infos gefüttert liefert der Ethereum Mining Calculator rote Zahlen, also Verlust für den Miner bei den derzeitigen Marktpreisen für Ethereum.
Ethereum Mining in Deutschland nicht profitabel
Du kannst die Sache drehen und wenden wie Du willst und die Preissimulation auch mit anderer Hardware und/oder anderen Strompreisen durchspielen. In unserem Beispiel waren noch nicht einmal die Anschaffungskosten für Hardware berücksichtigt und zudem nicht übliche Abgaben an den Ethereum Mining Pool. Bei den deutschen Strompreisen lässt sich Ethereum Mining schlicht und einfach nicht mit Gewinn betreiben. Nur wer hierzulande Zugriff auf kostenlose Stromquellen hat, kann unter Umständen beim Ethereum Mining Gewinne verbuchen.
Im Fall von Thorg von Golem Network ist die Situation noch schlechter, denn hier werden Anteile eben in GLM ausgezahlt, einem wenig erfolgreichen Token von jenseits der Nummer 100 in der Liste der wichtigsten Kryptowährungen. In Wirklichkeit würdest Du also beim Einsatz von Thorg immer nur draufzahlen.
Fazit: Ethereum Mining in Deutschland nicht attraktiv
In der Werbung für Ethereum Mining und dort präsentierten Beispielrechnungen wird oft ein günstiger Strompreis von lediglich 0,10 US-Dollar angesetzt, der in den USA in manchen Regionen auch gilt. Damit käme man bei unserer Modellrechnung auf knapp 1 US-Dollar Profit beim Ethereum Mining täglich, was dann nach etwa zwei Jahren die Anschaffungskosten für die Grafikkarte gedeckt hätte. Aber einmal mehr: 0,10 Euro pro Kilowattstunde Strom sind in Deutschland völlig unrealistisch. Diese wichtige Konstante führt übrigens auch beim Bitcoin Mining zu der Erkenntnis: Mining von ETH oder BTC ist bei den üblichen Strompreisen in der EU eher ein kostspieliges Hobby als eine Chance, mit wenig Aufwand nebenbei Geld zu verdien.
Wer noch keine Bitcoins oder Ethereum hat kann diese hier kaufen:
Selbst bei den aktuellen Strompreisen komme ich in meiner Kalkulation beim Mining von Ethereum locker in den grünen Bereich (min. der doppelte Wert der Stromkosten). Es wird hier zu wenig auf die Tatsache eingegangen, dass die verwendete Hardware nämlich auch einen massiven Einfluss auf die Effizienz hat. Eine GTX 1660 arbeitet z.B. nur halb so effizient wie eine RTX 3060.