Seit den Anfangstagen von Ethereum steht eine in der Schweiz registrierte Stiftung hinter Weiterentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit von ETH. Gründer Vitalik Buterin stößt Reformen an, erfährt aber auch Gegenwind und Kritik.
Vitalik Buterin gilt als Erfinder von Ethereum (ETH) und bislang als die Respektperson, wenn die Zukunft der zweitwichtigsten globalen Kryptowährung entworfen wird. So hatte Buterin wohl kaum erwartet, dass seine vor einigen Tagen auf X vorgestellten Pläne zu einer Reform der Ethereum Stiftung auf ein geteiltes Echo stoßen. Insbesondere Forderungen, die Ethereum Stiftungsdirektorin Aya Miyaguchi abzulösen, lassen Buterin aus der Haut fahren.
Auf X versucht sich der 30-Jährige mit einem Machtwort: „Nein. So läuft das Spiel nicht. Die Person, die über das neue Führungsteam der Ethereum Stiftung entscheidet, bin ich“, schreibt Buterin. Das ist ein deutlicher Seitenhieb auch in Richtung von Ethereum-Mitgründer Joseph Lubin, der auf X vorgeschlagen hat, den ETH-Top-Entwickler Danny Ryan und Jerome de Tychey, Chef von Ethereum Frankreich, als Doppelspitze bei der Stiftung zu installieren.
Ethereum Stiftungsdirektorin Aya Miyaguchi in der Kritik
Kritik an Aya Miyaguchi entzündete sich an einem Interview, in dem sie sinngemäß gesagt haben soll, Ethereum müsse sich nicht an den Zielen „Konkurrieren und Gewinnen“ messen. Buterin hält das für eine Falschdarstellung aufgrund von Übersetzungsfehlern und verteidigt Miyaguchi energisch. Eine ganze Reihe von Tweets aus der Ethereum Community, die gegen Miyaguchi wettern, kommentiert Buterin mit „Teufel“ oder spöttisch mit „Milady“, übersetzt etwa „Gnädige Frau“. Aya Miyaguchi leitet seit 2018 das Tagesgeschäft in der Ethereum Stiftung. Während Buterin seit jeher Gewinnabsichten für ETH nicht in den Vordergrund stellt, wird in der Community die Gruppe größer, welche die schleppenden Preisentwicklung von Ethereum durch einen wirtschaftsfreundlichen Kurs wieder auf Trab bringen will.
Dem aber hatte Buterin bei seinen Reformplänen für die Ethereum Stiftung eine klare Absage erteilt. Als „ausdrückliche Nicht-Ziele“ nannte Buterin aggressive Lobbyarbeit, (finanzielle) Eigeninteressen und andere Maßnahmen, welche den Status von Ethereum als globale und neutrale Plattform in Frage ziehen könnten. Das Vermögen von Buterin wird auf um eine Milliarde US-Dollar geschätzt, was ihn finanziell unabhängig macht. Aber viele Anleger beobachten, wie Solana (SOL) und Ripple (XRP) in dieser Bitcoin Saison ihren Rückstand zu Ethereum bei der Marktkapitalisierung verringern und Investoren so höhere Rendite bescheren als ETH.
Ethereum Stiftung von Top-Entwickler als „links“ und „Sumpf“ verhöhnt
In dieser Situation findet auch der Rückzug von Eric Conner viel Aufmerksamkeit. Der Entwickler war unter anderem 2021 bei dem Ethereum Upgrade London federführend. Jetzt wechselt Conner zu dem Krypto-Projekt Freysa, welches sich auf Künstliche Intelligenz fokussiert. Zum Abgang aber teilt Conner auf X Richtung Ethereum Stiftung aus und nennt sie eine „Sumpf für Anti-Gewinnen“, von Linken beherrscht. Man könne 80 Prozent des Stiftungsbudgets streichen, meint Conner, und Ethereum würde dann gut funktionieren und weiter wachsen. Klar wird: Bei Ethereum tobt ein politischer Richtungsstreit, den Buterin bislang nicht einfangen kann.
Fazit: Ethereum Community verfällt in aggressive Diskussionen
An sich ist Vitalik Buterin als Charakter bekannt, der sich um Ausgleich bemüht, bei Wohltätigkeitsprojekten engagiert und seinen Schwerpunkt bei Ethereum in der technologischen Weiterentwicklung sieht. Ob er geahnt hatte, dass seine Reformpläne für die Ethereum Stiftung quasi ein Wespennest aufgeschreckt haben? Buterins natürliche Autorität ist jetzt angekratzt und Stiftungsdirektorin Aya Miyaguchi wirkt angezählt. Bislang scheint es, als ob Buterin sich nicht auf Personaldiskussionen einlassen will, die auch einen inhaltlichen Schwenk Richtung „mehr Kapitalismus“ bedeuten würden. Aber dem Anspruch von Ethereum, ein dezentrales Gebilde zu sein, wird die Position von Buterin mitsamt Führungsstil derzeit nicht gerecht. Hinter den Kulissen dürfte die Suche nach Kompromissen bereits laufen, denn ein zerstrittenes Ethereum nutzt im Endeffekt höchstens der Konkurrenz.
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