Ripple Stablecoin RLUSD: Bilanz halbes Jahr nach Debüt ernüchternd

Mitte Dezember brachte Ripple seinen Stablecoin RLUSD auf den Markt. Sechs Monate später bewirbt das Krypto-Unternehmen Anwendungsfälle für RLUSD. Denn noch ist der Ripple Stablecoin finanziell nur ein Nischenthema.

Mit einer Marktkapitalisierung von rund 310 Millionen US-Dollar findet sich der Ripple Stablecoin RLUSD in seiner Sparte weiterhin unter „ferner liefen“ wieder. Als vor einem halben Jahr der Startknopf für RLUSD gedrückt wurde, war dies ein Großereignis. Ripple stellte damit seiner ursprünglichen Kryptowährung XRP (Marktkapitalisierung knapp 150 Milliarden US-Dollar) einen eigenen Stablecoin zur Seite, der 1:1 an den US-Dollar angebunden ist. RLUSD sollte im Konzert der etablierten Stablecoins wie Tether (USDT) und USDC mitspielen, Kontakte von Ripple zur Finanzwirtschaft sollten dabei helfen. Aber bisher ist wenig geldwertes Interesse an RLUSD zu finden und so bewirbt Ripple per Blogpost erneut Anwendungsfälle.

Prime Broker Hidden Road soll für RLUSD Durchbruch bringen

An erster Stelle nennt Ripple hier RLUSD als Mittel, um eine Brücke zwischen Digitalwerten und traditionellen Märkten zu bauen. Durch die Übernahme des Prime Broker Hidden Road erwartet sich Ripple entsprechende Effekte. Angesichts der 3 Billionen US-Dollar, die Hidden Road für seine Kunden jährlich umsetzt, ist hier großes Potenzial für RLUSD zu erkennen, doch noch nicht erschlossen.

Hidden Road soll institutionelle Kunden auch zu Dezentralisierten Finanzen (DeFi) ermutigen. Aber DeFi im XRP Ökosystem steht mit rund 70 Millionen US-Dollar TVL in den Kinderschuhen. RLUSD könnte hier künftig als Stärke ausspielen, schon in der Entwicklungsphase Anforderungen von Regulierungsbehörden berücksichtigt zu haben. Ripple betont, RLUSD erfülle Compliance-Bedingungen für Finanzunternehmen – doch Referenzkunden dafür fehlen bislang.

Als drittes Einsatzfeld für RLUSD hebt Ripple internationale Geldtransfers hervor. Mit dieser Idee hatte man schon im Jahr 2013 XRP gelaunched, doch der Einsatz als Brückenwährung kam nie im großen Stil in Gange. Dabei sind Abwicklung von grenzübergreifenden Überweisungen fast in Echtzeit und zu niedrigen Gebühren gute Argumente für Blockchain-Lösungen als Alternative zum langsamen und teuren SWIFT-System. RLUSD bringt im Gegenteil zu XRP keine Kursschwankungen mit sich, doch wieder ist die Nachfrage für den Stablecoin als Brückenwährung schwach.

Fazit: Ripple CEO steckt hohe Ziele für RLUSD

Ripple CEO Brad Garlinghouse hat im März bei Bloomberg TV für RLUSD als Ziel ausgerufen, sich bis Jahresende unter den fünf wichtigsten Stablecoins  zu platzieren. Dafür müsste die Marktkapitalisierung von den derzeitigen 310 Millionen US-Dollar auf etwa 5 Milliarden US-Dollar wachsen. Ripple hat Rücklagen, um bei Bedarf auch große Summen RLUSD zu generieren. Nur fehlt es bislang offensichtlich an Nachfrage dafür, das Ziel könnte sich als überambitioniert erweisen. Paypal etwa schickte seinen Stablecoin PYUSD schon im August 2023 an den Start und hat trotzdem erst rund 900 Millionen US-Dollar Marktkapitalisierung erreicht. Falls Ripple dachte,  Kryptoindustrie und Finanzwirtschaft hätten auf RLUSD gewartet, war das ein Trugschluss. Potenzial ist zweifellos vorhanden, doch Ripple wird noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, damit RLUSD zum Erfolg werden kann.


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