
Die US-Börsenaufsicht SEC will von sich aus nicht mehr juristisch gegen Ripple und XRP vorgehen. Nach mehr als vier Jahren Prozessdauer könnte damit das Berufungsverfahren enden. Doch auch Ripple müsste zustimmen.
Die Kryptowährung von Ripple, XRP, hat gestern einen Preissprung von zeitweise zehn Prozent Plus erlebt – die Märkte feiern die Nachricht, dass die US-Börsenaufsicht SEC ihre Berufungsklage aufgibt. Ripple CEO Brad Garlinghouse war es, der per X den Durchbruch verkündete. „Wie viele wissen, hat die SEC vor gut vier Jahren Ripple verklagt. (…) Es ist vorbei“, sagte der sichtlich gut gelaunte Garlinghouse. Der Ripple Chefjurist Stuart Alderorty schrieb auf X, nun werde geprüft, wie man mit der eigenen Anschlussberufung gegen die SEC verfahre. Was wie eine Nebensache klingt, könnte allerdings kompliziert werden.
Angedeutet hatte sich die Bereitschaft der SEC zu einem Friedensschluss mit Ripple und XRP schon in den letzten Wochen. Aber der Teufel liegt im Detail, wie etwa Fachanwalt Jeremy Hogan erneut auf X betont. Denn jetzt liegt der Ball bei Ripple. Das XRP Unternehmen hatte im Oktober 2024 auf die Berufungsklage der SEC mit einer sogenannten Anschlussberufung reagiert und diese ist noch gültig. Für Ripple stellt sich nun die Frage, ob man ebenfalls einen Rückzieher macht. Dann bliebe das bislang letzte Urteil im Mammutprozess aus dem August 2024 für Ripple und XRP maßgeblich, so Deaton.
Einstweilige Verfügung zu XRP aus 2024 macht Ripple weiter Sorgen
Dieses Urteil, in der Kryptoszene nach Richterin Torres benannt, sieht für Ripple eine Strafzahlung von 125 Millionen US-Dollar vor. Ripple habe verbotenerweise XRP direkt an institutionelle Investoren verkauft und damit Wertpapiergesetze verletzt, befand Torres. Zugleich erließt sie eine einstweilige Verfügung („injection“), die Ripple verbietet, XRP an eben solche institutionelle Investoren zu veräußern. Die Strafzahlung könnte Ripple problemlos verkraften, aber die einstweilige Verfügung würde beispielsweise Börsenpläne des Krypto-Unternehmens behindern.
Hogan, der den Fall von Beginn an mitverfolgt, sieht nun vier mögliche Szenarien. Erstens: Ripple hält die Anschlussberufung aufrecht mit der Aussicht, dass das Berufungsgericht Klarheit schafft bei der kniffligen Frage, ob XRP im institutionellen Umfeld als Beteiligung an Ripple eingestuft werden kann. Zweitens: Ripple gibt seine Klage ebenfalls auf und versucht gemeinsam mit der SEC, das XRP Urteil aus 2024 anzupassen. Dieses könnte mithilfe von Richterin Torres geschehen, oder – drittens – in Form einer außergerichtlichen Abmachung. Und der vermeintlich einfachste vierte Weg: Ripple zahlt die 125 Millionen US-Dollar und lebt mit dem bestehenden Urteil.
Die Krypto-Journalistin Eleanor Terret hat mehrfach beweisen, dass sie bei SEC gegen Ripple und XRP über gutinformierte Quellen verfügt. Sie verweist nun auf X ebenfalls auf die einstweilige Verfügung, die das Hauptproblem darstellt. Terret deutet an, dass sich die SEC und Ripple auf eine Sprachregelung einigen könnten, welche hervorhebt: Die Krypto-Regularien in den USA ändern sich auf Geheiß von Präsident Donald Trump gerade rapide und dieses sollten doch bitte auch die Gerichte für XRP anerkennen. Damit wäre unter Umständen für Richterin Torres die Vorlage gegeben, die einstweilige Verfügung aufzuheben.
Fazit: Ripple jubelt wegen Entgegenkommen der SEC – XRP pumpt
XRP war unter den prominenten Altcoins schon vor dem gestrigen Tag derjenige, welche vom Wahlsieg Trumps neben Bitcoin am deutlichsten profitierte. Von Notierungen um 0,50 US-Dollar ist XRP seit dem 5. November 2024 auf jetzt um 2,50 US-Dollar hochgeschossen. Um unbehindert Zukunftspläne verfolgen zu können, wäre für Ripple nun ein endgültiger, gerichtsgültiger Deal mit der SEC optimal. Im Hintergrund dürften bereits Gespräche laufen, bei denen SEC und Ripple ausloten, wie man die mehr als nur lästige einsteilige Verfügung zu XRP aus dem Weg räumen oder auf Eis legen kann.
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