Zum 1. Juli sind ein Teil der neuen EU-Regularien (MiCA) für die Kryptoindustrie in Kraft getreten und sie betreffen insbesondere Stablecoins. Das dürften auch Anleger hierzulande merken. Lese jetzt mehr dazu.
Als die EU im Frühjahr 2023 das Regulierungspaket MiCA (Markets in Crypto-Assets) beschloss, waren die Reaktionen aus der Kryptoindustrie überwiegend positiv. Denn immerhin hatte die EU damit für Bitcoin und Co. ebenso wie für Kryptobörsen und andere Markteilnehmer einen rechtlichen Rahmen transparent vorbereitet. Jetzt geht der erste Teil von MiCa in die Praxis über und er spielt insbesondere in die Sparte Stablecoins hinein. Das Fachmagazin DL News hat sich in der Branche umgesehen und wir fassen mögliche Konsequenzen für Krypto-Anleger zusammen, die ihren Wohnsitz in der EU haben:
1. Tether (USDT) ist der weltweit wichtigste Stablecoin mit einer Marktkapitalisierung von über 110 Milliarden US-Dollar. Im EU-Raum aber wird Tether vorerst an Bedeutung verlieren. Kryptobörsen wie Bitstamp und OKX listen Tether erst einmal nicht mehr, auch Binance macht zumindest in einzelnen EU-Ländern einen Rückzieher. Bei Kraken scheint USDT derzeit noch verfügbar.
2. Aus der Kryptoindustrie sind Klagen darüber zu hören, dass die für die Umsetzung von MiCA zuständige EU-Behörde EBA (European Banking Authority) praktische Handreichungen erst Mitte Juni veröffentlich hat und diese ließen Fragen offen. „Von Montag an werden viele Anbieter potenziell Gesetze brechen“, sagt ein Krypto-Anwalt.
3. Denn unklar bleibt, ob einige oder alle Stablecoins eigentlich juristisch als „E-Money“ einzustufen sind und Anbieter dementsprechend eine gesonderte Lizenzierung (PSD2) durchlaufen müssten. Von der EBA heißt es vage, das müsse von Fall zu Fall entschieden werden – aus der Branche wird auf jahrelange Prozeduren für PSD2 verwiesen.
4. Stablecoins, die an den Euro ankoppeln, dürften an Marktanteilen gewinnen. Beim Datendienst CoinGecko etwa ist als kapitalstärkster Euro-Stablecoin Stasis Euro (EURS) mit gerade einmal 133 Millionen in US-Dollar aufgeführt. Aber MiCA hält für Stablecoins und E-Money, die nicht auf Euro beruhen, Sonderregeln bereit. So soll das Volumen von Tether und Co. täglich auf 200 Millionen Euro oder 1 Million Transaktionen durch die Herausgeber gedeckelt werden – die Märkte aber brauchen vorhersehbar mehr. Zudem verlangt MiCA, dass Herausgeber von Stablecoins mindestens 30 Prozent der Cash-Abdeckung auf EU-Konten vorhalten und bei E-Money sogar 60 Prozent. Dies können oder wollen nicht alle USD-Stablecoins erfüllen.
Fazit: MiCA in der Praxis – Krypto soll sicherer werden
Bei allem verständlichen Ärger über Unbequemlichkeiten und Verwirrungen, die MiCA von heute an mit sich bringt, sollten wir auch nicht vergessen: Ziel der Regeln für Stablecoins ist es, zu verhindern, dass Anleger Opfer von Betrug oder externen Pleiten werden. Wir erinnern hier nur an ein dubioses Stablecoin Projekt bei IOTA oder DUSD bei DeFiChain – in der Sparte Stablecoins tummeln sich einige, die den Namen nie verdient gehabt hätten.
Generell dürfte es dabei bleiben, dass sich die globalen Kryptomärkte am US-Dollar als Fiat-Leitwährung orientieren. Signifikant mehr Handelsvolumen in Stablecoins, die den Euro als Basis nutzen, wäre aber zu begrüßen. Denn dann sparst Du Dir als Anleger künftig so mache Gebühr und auch das ständige Nachrechnen, ob Du nun mit Euro oder US-Dollar bei Deinen Strategien besser fährst. Was MiCA von nun an für die Angebote bei der Kryptobörse Deiner Wahl bedeutet, hat sie Dir vielleicht schon per E-Mail mitgeteilt. Bei seriösen Vertretern jedenfalls ist MiCA für Stablecoins in den EU dann doch mehr Evolution als Revolution und sollte sich in den kommenden Wochen und Monaten praxistauglich einpendeln.
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