Kryptohändler, die sich auf Ethereum Classic (ETC) konzentrieren, mussten zum Wochenende die Luft anhalten. Denn den Blockchain-Daten zufolge war ETC zeitweise einer 51%-Prozent Attacke ausgesetzt. Mittlerweile scheint es klar, dass es sich um keinen geplanten Hacker-Angriff handelte, sondern die Situation einen anderen Grund hatte.
51-Prozent-Attacken sind das Schreckgespenst der Kryptoszene. Denn sie stellen die Integrität einer Blockchain infrage, indem ein einzelner Netzwerkteilnehmer die Mehrheit von Rechnerkapazitäten übernimmt und so Transaktion zu seinen Gunsten manipulieren kann. Ethereum Classic (ETC) hatte am Wochenende solch eine Schreckensnachricht zu verdauen, als am Samstag ein bislang unbekannter Miner plötzlich gut 3.500 Blöcke in die ETC-Blockchain einspeiste und sie auch als gültig validieren konnte, weil er zu dem Zeitpunkt in dem Netzwerk die Mehrheit von mindestens 51 Prozent hielt. Doch Experten wie Yaz Khoury sind sich mittlerweile ziemlich sicher: Der vermeintliche Angreifer hatte gar keine bösen Absichten, sondern die nach einer 51%-Attacke ausschauende Situation ergab sich aus der unglücklichen Verquickung mehrer einzelner Ereignisse.
Verdacht auf 51%-Attack bei ETC – Was war passiert?
Das wichtigste vorweg: Der Kurs von Ethereum Classic notiert stabil. Soweit bislang bekannt, kam es während der zeitweisen Übernahme des ETC-Netzwerks durch einen einzelnen nicht zu den gefürchteten Double Spendings oder ähnlichen Aktionen, bei denen Anleger geschädigt werden könnten.
Was die Analyse der Blockchain von ETC zeigt: Bei Block 10904146 kamen auf einen Schlag rund 3.000 Blöcke hinzu, ein ziemlich ungewöhnlicher Vorgang. Möglich wird dies, wenn ein Miner zwar neue Blöcke (offline) produziert, doch sie zunächst quasi anhäuft und erst später geballt einbringt. Im Normalfall würden sie dann als ungültig von anderen Nodes eingestuft, weil sie die Informationen vorheriger Blöcke nicht korrekt enthalten. Doch diesmal lief die Blockchain von ETC gerade auf Sparflamme, weil 2Miners als größter Mining Pool für ETC Wartungsarbeiten durchführte. Dadurch war die Hashrate bei Ethereum Classic niedrig und es für den einzelnen Miner ein Leichtes, seine Blöcke selbst zu bestätigen.
Grund für die Entwarnung von ETC-Experten ist, dass die fraglichen Blöcke fast keine geldwerten Transaktionen enthielten. Sie glauben: Der mysteriöse Miner war zwischenzeitlich vom Internet abgetrennt und hatte so im Grunde wertlose Blöcke produziert. Als er wieder online war, kamen sie deshalb dennoch automatisiert in die Blockchain. Mittlerweile läuft die Blockchain von ETC technologisch betrachtet wieder normal, die verdächtigen Blöcke wurden integriert gelassen, da sie keine größeren Transaktionen und wohl keine Manipulationen enthielten
Fazit: ETC ist nicht zum ersten Mal mit 51%-Attacke in Berührung
Die ETC Cooperative als Sammelbecken von Entwicklern und die Ethereum Classic Labs haben die Vorkommnisse detailliert aufgedröselt und bleiben dabei: Nichts Schlimmes sei passiert. Man erinnert daran, dass Node-Betreiber bei ETC auf Core-Geth oder Hyperledger Besu als Software setzen sollten, Miner bevorzugt auf Core-Geth. Damit seien sie sicher mit dem Mainnet verbunden.
Anleger dürfen sich aber schon wundern: Erst im Januar 2019 hatte Ethereum Classic die brenzlige Situation einer 51-Prozent-Attacke hinzunehmen und damals wie heute setzten ein Teil der Kryptobörsen den Handel mit ETC zeitweise aus. Wenn es ETC nicht gelingt, die Kapazitäten im Netzwerk zu diversifizieren und Wartungsarbeiten bei einem einzelnen Pool zur 51%-Attacke geradezu einladen, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Schock kommt. Bei Ethereum (ETH) hingegen besteht kaum eine solche Gefahr, denn hinter ETH (wie auch bei Bitcoin) hat sich dermaßen viel auf diverse Teilnehmern verteilte Rechnerkapazität versammelt, dass eine 51-Prozent-Attacke als sehr unwahrscheinlich gilt.
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