FTX Token (FTT) ist seit gestern um 30 Prozent ins Minus gestürzt. Hintergrund ist eine Mischung von Anzeichen und Gerüchten dazu, ob die Kryptobörse und das eng verbundene Alameda Research noch liquide sind.
Die erfolgsverwöhnte Kryptobörse FTX hat ein Problem: Ihr eigener Discount Token FTT muss in den letzten 24 Stunden rund 30 Prozent Minus verkraften. In der Kryptoszene wird heiß diskutiert, ob FTX und das zugehörige Alameda Research auf Liquiditätsprobleme zusteuern. Sam Bankman-Fried (SBF), der FTX und Alameda Research gegründet hat, versucht bisher erfolglos, die Stimmung zu beruhigen. Im Rampenlicht steht auch Changpeng Zhao (CZ), Chef der weltgrößten Kryptobörse Binance, der massiv FTT Einlagen von FTX abziehen ließ und zur Begründung auf “Risikomanagement” verwies. Bahnt sich da tatsächlich eine riesige Pleite an oder übertreiben Marktteilnehmer mit ihren Reaktionen?
Fakt ist: Vergangene Woche enthüllt das US-Fachportal Coindesk ein Dokument zu den Reserven von Alameda Research. Sofort fiel auf, dass das Krypto-Unternehmen seine Rücklagen auf FTX Token (FTT) konzentriert – dabei ist Alameda Research auch Herausgeber von FTT im Auftrag von FTX. Alameda Research rechnet offenbar auch FTT Token mit in seine Bilanz, die noch gar nicht in den Umlauf gekommen sind. Weitere Rücklagen fokussieren sich auf Solana (SOL), eine Kryptowährung, die SFB intensiv unterstützt. Wer kritisch rechnet, kommt so mit Blick auf Alameda Research auf gut 14 Milliarden US-Dollar Aktiva, von denen aber weit mehr als 50 Prozent in FTT und SOL angelegt sind und so die Liquidität bezweifelt werden kann.
Zweifel an den Stabilität des Konstrukts wurden dann am Wochenende befeuert, als FTX Auszahlungen und Anhebungen einschränken musste. Als Grund wurden Banken angeführt, die am Wochenende nicht arbeiten würden, sowie begrenzte Kapazitäten im Netzwerk von Bitcoin (BTC). In die angespannte Situation platzte die Nachricht von CZ, dass Binance seine Bestände in FTX Token im Wert von rund 580 Millionen US-Dollar veräußere. Binance war von 2019 an strategischer Investor bei FTX, ließ sich aber im Sommer 2021 auszahlen.
Droht der Kryptoindustrie nach Terra ein weiterer Crash in 2022?
CZ erinnerte jetzt an den Crash von Terra (LUNA) im Mai und schrieb bei Twitter, dass sich Binance wegen “Risikomanagements” von FTX Token trenne. Für FTX schoss Sam Bankman-Fried per Twitter zurück und schrieb, ein Konkurrent versuche FTX mit “miesen Gerüchten” zu schaden. FTX arbeite streng nach den gesetzlichen Regularien und investiere niemals Guthaben von Kunden. Kurzum: SFB beschwört, dass FTX keine Liquiditätsschwierigkeiten habe. Für Alameda Research bot CEO Caroline Ellison Binance flankierend an, die fraglichen FTT zum Festpreis von 22 US-Dollar zurückzukaufen.
Doch aktuell notiert FTX Token bei um 16 US-Dollar und die Preiskurve hat sich (noch) nicht beruhigt. Derweil findet ein Thread von Krypto-Analyst Miles Deutscher viel Beachtung. Er erklärt, dass der lange als “Krypto-König” gefeierte Sam Bankman-Fried sich in politischem Engagement verrannt habe und dabei auch Teile der Kryptoindustrie vergrätze. Zudem traten sowohl bei FTX als auch Alameda Research in den letzten Monaten die Chefs zurück, woran Deutscher nun erinnert. Mit den Zahlen zu FTX und Alameda Research im Hinterkopf meint Deutscher, dass das Risiko von Insolvenzen zwar klein sei – aber Anleger eben auf Alternativen ausweichen könnten.
Fazit: FTX unter Druck, Nervosität trifft Bitcoin und Co.
Das Imperium von SBF, bestehend aus FTX und Alameda Research, ist ins Gerede gekommen und die Psychologie der Märkte scheint schon auf die Preiskurven auch von Bitcoin und Co. überzugreifen. Die These, dass diese Dynamik durch einen Zwist zwischen den Krypto-Milliardären Sam Bankman-Fried und Changpeng Zhao gestützt werde, lässt sich nicht völlig von der Hand weisen. Es liegt nun an FTX und SBF, die Situation durch “Business as usual” zu beruhigen. Die Preiskurve von FTT ist dabei ein entscheidender Indikator dafür, ob lediglich ein unglückliches Zusammentreffen von Nachrichten FTX Token abstürzen lässt oder tatsächlich eine grundlegende Finanzierungslücke auftritt.
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