Pikantes Detail zur Klage der SEC: Chef Gensler wollte früher Binance beraten

Binance wehrt sich gegen die Klage der US-Börsenaufsicht SEC mit einem pikanten Detail: SEC-Chef Gary Gensler habe sich 2019 als Berater der Kryptobörse angedient. Derweil reagiert auch Coinbase auf Vorwürfe.

Zum Wochenanfang hat die US-Börsenaufsicht SEC Klagen gegen die Kryptobörsen Binance und Coinbase veröffentlicht. Nun beginnen die Beklagten damit, ihre Verteidigungslinien aufzubauen. Binance enthüllt dabei ein pikantes Detail über den SEC-Chef Gary Gensler und fordert, ihn persönlich von dem Verfahren auszuschließen. Wie der US-Sender CNBC berichtet, habe Gensler in 2019 Binance angeboten, als Berater tätig zu werden. In diesem Zusammenhang habe es auch mehrere Treffen zwischen Gensler und Vertretern von Binance gegeben, bis hin zu CEO Changpeng Zhao. CNCB stützt seinen Bericht auf die Rechtsvertreter von Binance. Diese wollen demnach nun den Ausschluss von Gensler aus dem Verfahren erreichen.

Genser war in 2019 als Dozent an der Universität Massachusetts tätig und lehrte zu Blockchains und Kryptowährungen. Erst 2021 übernahm er auf Vorschlag von US-Präsident John Biden die Führung der SEC. Der Kontakt zwischen Gensler und Binance-CEO Changpeng Zhao soll 2019 informell weiter bestanden haben, führte aber zu keinem offiziellen Engagement. Ein Sprecher der SEC wies laut CNBC den Verdacht auf Interessenkonflikte zurück und sagte, Gensler sei sich über ethische Verpflichtungen ebenso bewusst wie über Befangenheitsregeln. Die US-Presse hat aber auch einen Auftritt von Gensler vor dem Finanzausschuss des Repräsentantenhauses ausgegraben, in dem er versicherte, keine Kryptowährungen zu besitzen und auch keine Unternehmen aus der Kryptobranche zu beraten. Ein Beigeschmack bleibe, so der Tenor.

Coinbase und Binance wollen US-Geschäft vorerst wie gewohnt fortführen

Unterdessen hat auch Coinbase in eigener Sacher zu Wort gemeldet. Chefjustiziar Paul Grewel sagte im Podcast “The Scope”, man habe noch keine Entscheidung darüber getroffen, ob man aufgrund der SEC Klage Kryptowährungen ausliste. Die SEC wirft Coinbase unter anderem vor, einige Kryptowährungen zum Handel anzubieten, obwohl diese als Wertpapiere (Securities) eingestuft werden müssten und deshalb zulassungspflichtig seien. In der Liste finden sich mit Cardano (ADA), Solana (SOL) und Polygon (MATIC) gleich 3 der 10 kapitalstärksten Kryptowährungen weltweit.

Binance wiederum hatte nach der Klage zunächst angekündigt, rund 100 Handelspaare in den USA auszulisten. Bei Binance beanstandet die SEC konkret die Listung von 12 Kryptowährungen. Jetzt hat Binance aber seine Position überdacht und in einem Update mitgeteilt, nur 10 Handelspaare vom Markt zu nehmen und davon nur 2 zum US-Dollar. Dies habe man nach gründlichen Überlegungen und aufgrund von Kundenwünschen entschieden. Die Liste der von der SEC in diversen Prozessen angegriffenen Kryptowährungen ist mittlerweile auf mindestens 55 angewachsen.

Fazit: Kryptoindustrie rückt zusammen, um SEC Angriff abzuwehren

Insbesondere Coinbase hatte in der Vergangenheit – wenn auch zähneknirschend – regelmäßig eingelenkt, wenn die SEC etwas zu beanstanden hatte und dabei beispielsweise ein Zinsangebot auf Einlagen in Stablecoins zurückgezogen. Dieser Kuschelkurs mit der SEC ist offensichtlich vorbei und Coinbase scheint sich für ein langes Gerichtsverfahren zu wappnen. Binance hatte sofort nach der Klage gegen sich “entschiedenen Widerstand” angekündigt und zeigt jetzt mit für Gensler unangenehmen Details sogar Offensivkraft. Die beiden Schwergewichte unter den Kryptobörsen demonstrieren zudem, dass sie die Auseinandersetzung mit der SEC nicht auf dem Rücken von Kunden antragen wollen und verzichten bislang weitgehend auf freiwillige Auflistungen von populären Kryptowährungen, welche die SEC de facto verbieten will. Der Kryptogesamtmarkt zeigt derweil Zeichen von Konsolidierung und der erste Schock nach der SEC Breitseite scheint zu verklingen, weil die angegriffenen Marktteilnehmer nicht einknicken.


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