Ripple (XRP) hat seinen Quartalsbericht für Juli bis September vorgelegt. Dieser zeigt, wenn auch verklausuliert: Euphorie, die der Gerichtserfolg gegen die US-Börsenaufsicht SEC im Juli auslöste, ist schon wieder verflogen.
Ripple (XRP) ist mit der freiwilligen Veröffentlichung von Quartalsberichten eine löbliche Ausnahme in der Kryptoindustrie. Nun war es an der Zeit, die Entwicklungen für das 3. Quartal 2023 zusammenzufassen. Doch der Ripple Report zu XRP und allgemeinen Trends an den Kryptomärkten liest sich ernüchternd. Denn der häufig als „historisch“ eingestufte juristische Erfolg von Ripple gegen die US-Börsenaufsicht SEC von Mitte Juli hatte nur kurzzeitige Effekte für XRP, mittlerweile ist wieder Alltag angesagt. Ripple führt dies hauptsächlich auf einen im 3. Quartal generell trägen Krypto-Gesamtmarkt zurück.
Doch auffällig bleibt: Obwohl Ripple durch den Gerichtssieg ein Momentum spürte und XRP jetzt wieder an den nordamerikanischen Kryptobörsen gehandelt werden kann – mit lediglich 300 bis 400 Millionen US-Dollar täglichen Handelsvolumen befand sich XRP nach Angaben von Ripple bei diesem Indikator auf einem Vier-Jahres-Tief. Auf der anderen Seite hat sich XRP in Sachen Handelsvolumen aber wieder als drittwichtigste globale Kryptowährung festgesetzt, übertroffen nur von Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH).
Doch andere Kennzahlen wie abnehmende Netzwerkaktivität hatten wir zuletzt bereits thematisiert und sie spiegeln sich nun auch im Quartalsbericht wieder. Die von Ripple betonte Expansion der NFT Sparte konnte den Trend nicht aufhalten. Im Vergleich zum 2. Quartal, als Ripple trotz des damals laufenden SEC-Prozesses starkes XRP Wachstum verzeichnete, ergibt sich so ein beunruhigendes Bild: XRP war und ist zwar in aller Munde, doch es fehlen Fantasie und Optionen, Ripples Kryptowährung sinnvoll einzusetzen.
Entwarnung kann immerhin bei dem Reizthema der riesigen XRP Rücklagen von Ripple gegeben werden. Denn weiterhin lagern gut 40 Prozent aller ursprünglich generierten XRP bei Ripple und Kritiker befürchten regelmäßig, dass von dieser Konstellation Preisdruck ausgehen könnte. Die jetzt vorgelegten Zahlen zeigen, dass Ripple im 3. Quartal rund 900 Millionen XRP (umgerechnet waren diese etwa 500 Millionen US-Dollar wert) eingesetzt hat, zum Teil wohl für das an Großkunden gerichtete Liquiditätsprogramm ODL. Diese Größenordnung ist für die Preisbildung von XRP kaum relevant.
Fazit: XRP in der Sinnkrise – Was macht Ripple?
Wer die Ripple Quartalsberichte über die vergangenen Jahre regelmäßig studiert hat, weiß: Mit Superlativen wurde eigentlich nie gespart und alle Zeichen waren auf Wachstum ausgerichtet. Doch diesmal sind Gefühls- und Faktenlage für XRP bescheiden. Der eigentlich als Kerngeschäft von Ripple definierte Einsatz von XRP als Brückenwährung bei internationalen Geldtransfers wird überhaupt nicht mehr hervorgehoben und auch ein Ausblick auf die kommenden Monate fehlt. So drängt sich der Eindruck auf, dass die zweieinhalb Jahre Prozessdauer in der Auseinandersetzung mit der SEC dafür sorgten, XRP nicht mehr im Detail zu analysieren. Jetzt, wo Ripple eigentlich mit „Business as Usual“ überzeugen sollte, fehlen Antworten, wofür XRP bei Anwendungszwecken eigentlich steht und woher die Preiskurve Rückenwind bekommen könnte.
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