Die US-Börsenaufsicht SEC hat sich auf einen krypto-feindlichen Kurs festgelegt. Betroffen sind davon diverse Kryptowährungen ebenso wie Handelsplattformen. Wir liefern euch einen Überblick zu SEC vs. Krypto.
Wenn sich Gary Gensler als Chef der US-Börsenaufsicht SEC in Rage redet, schwillt ihm auch schon mal die Halsschlagader merklich an. Oft geht es dann um Bitcoin und Co. – oder eben den „Wilden Westen“, wie Gensler die Kryptoindustrie nennt. Er gibt vor: Diese Landschaft soll die SEC aufräumen und Regulierung durchsetzen. Dazu betreibt die SEC Ermittlungen und leitet Gerichtsverfahren ein. Diese Fälle können die Kryptomärkte und Preisentwicklungen beeinflussen, Anleger sollten die Aktionen der SEC deshalb im Blick behalten. Hier eine Übersicht zu den großen Konflikten zwischen SEC und Kryptoindustrie:
– Ethereum (ETH) ist das vielleicht heikelste Thema. Die Nummer zwei unter den Kryptowährungen galt lange als ausgenommen von Regulierung durch die SEC. Doch der Wind hat sich gedreht und seit März ist bekannt, dass die SEC unter anderem gegen die Ethereum Stiftung ermittelt. Auch die beliebte Wallet MetaMask von Consensys steht auf der SEC Liste. Consensys hat proaktiv selbst die SEC verklagt und will so regulatorische Klarheit für Ethereum und MetaMask erzwingen.
– Der Neo-Broker Robinhood hat zwar schon letztes Jahr mit der Auslistung von Solana (SOL), Cardano (ADA) und Polygon (MATIC) einen Schritt gemacht, welcher der SEC entgegenkommen sollte. Doch in dieser Woche wurde bekannt, dass die SEC trotzdem eine Klage gegen Robinhood anstrebt, um die dortigen Krypto-Angebote einzuschränken. Die Plattform will sich juristisch wehren.
– Die dezentralisierte Kryptobörse Uniswap weiß seit rund einem Monat durch Uniswap Labs von einer bevorstehenden Klage der SEC. Die Aufsichtsbehörde setzt Uniswap mit klassischen Börsen gleich und fühlt sich deshalb für Regulierung zuständig. Uniswap spricht durch Gründer Hayden Adams von „Machtmissbrauch der SEC“.
– Bei den zentralisierten Kryptobörsen werden mit Coinbase, Binance und Kraken gleich drei führende Anbieter von der SEC verfolgt. Immer argumentiert die SEC dabei, dass die Plattformen unerlaubt den Handel mit Wertpapieren („securities“) ermöglichen. Für die SEC sind mindestens 55 Kryptowährungen (hier eine Liste) in Wirklichkeit Wertpapiere und damit zulassungspflichtig. Binance, Coinbase und Kraken sehen dies anders und vertreten ihre Position aggressiv vor Gericht in separaten Fällen.
– Ripple (XRP) schließlich ist das am längsten andauernde SEC Verfahren. Ein erstes Teilurteil in dem seit Dezember 2020 laufenden Prozess fiel zwar positiv für Ripple und XRP aus. Aber die SEC lässt nicht locker und klagt weiter, um XRP zumindest bei Verkäufen an institutionelle Investoren als Wertpapier einstufen zu dürfen.
Fazit: SEC ist für die Kryptoindustrie ein Albtraum
Die SEC hat Anlegerschutz zur Aufgabe und dafür weitreichende Befugnisse. Knackpunkt ist aus Sicht der Kryptoindustrie aber, dass die Gesetzeslage gar keine Zuständigkeit der SEC für Kryptowährungen und -handelsplattformen definiert. Die Liste der laufenden und vermutlich bevorstehenden Gerichtsverfahren demonstriert: Juristische Grundsatzentscheidungen in den USA zur SEC und dem Kryptosektor werden erfolgen – aber nicht so schnell, wie sich das die Kryptoszene wünscht.
Der bisherige Gewinner des rigorosen SEC Feldzugs heißt unterdessen wohl Bitcoin (BTC). Mit der Zulassung von Bitcoin ETFs im Januar hat die SEC der Krypto-Leitwährung eine Art Freibrief erteilt und Anleger können sich hier auf regulatorische Klarheit verlassen. Bei vielen Nebenwerten bis hin zu Ethereum (ETH) sind Prozessrisiken zu befürchten, was Anleger schon fast automatisch hin zu Bitcoin lenkt. Eine Chance auf Richtungsänderung bei der SEC wird erst mit den US-Präsidentenwahlen im November verbunden, die auch zu einem Nachfolger von Gary Gensler führen könnten. Denn der SEC Chefsessel wird auf Vorschlag des US-Präsidenten besetzt – und Kandidat Donald Trump hat sogar schon eine NFT Kollektion auf den Markt gebracht.
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