Julian Hosp: Der umstrittene Doktortitel des Krypto-Influencers unter der Lupe

Julian Hosp ist in der Kryptoszene durch TenX und DeFiChain bekannt. Der Österreicher tritt öffentlich gerne mit einem Doktortitel auf. Block-Builders hat die zugehörige Diplomarbeit von Julian Hosp besorgt – eine Analyse.

Julian Hosp spart auf seiner offiziellen Webpräsenz nicht mit Selbstlob, seine Stärken sind demnach von „leidenschaftlicher Krypto-Pionier“ bis „Doktor der Medizin“ breit gestreut. Aber viele Anleger haben mit den von Julian Hosp beworbenen Krypto-Projekten TenX und DeFiChain finanziell brutale Bruchlandungen erlebt. Der 39-Jährige hält dennoch an seinem Motto „Richtig angewandtes Wissen für außergewöhnliche Resultate“ fest. Das hat uns neugierig gemacht – denn Fachwissen symbolisiert auch der Doktortitel, mit dem Julian Hosp beispielsweise als Autor Ratgeberbücher veröffentlicht.

Exklusiv: Block-Builders untersucht Diplomarbeit von Julian Hosp

Block-Builders liegt eine Kopie der Diplomarbeit vor, welche Julian Hosp 2012 bei der Medizinischen Universität Innsbruck einreichte und die ihm zur Erlangung des akademischen Grads Doktor der gesamten Heilkunde (Dr. med. univ.) verhalf.  Ehrlich gesagt: Nach dem Lesen dieses Büchleins stellten sich einige Fragen und die möchten wir ebenso wie exklusive Antworten mit euch teilen.

Wobei: Zu Lesen gibt es bei der Diplomarbeit von Julian Hosp gar nicht viel, rund die Hälfte der gut 25 Seiten sind mit Grafiken und schlichten Auflistungen gefüllt. Block-Builders bat einen Arzt aus Österreich um Einschätzung und der sprach von „einem Witz“. Natürlich sei bekannt, dass medizinische Diplomarbeiten nach österreichischen Vorgaben weniger aufwändig als etwa in Deutschland seien – aber bei der von Julian Hosp fallen laut dem von uns konsultierten Mediziner Inhaltsleere und fachliche Ungereimtheiten auf Anhieb auf. Ein Beispiel: Julian Hosp nummeriert die Seiten seiner Diplomarbeit mit römischen Ziffern, was es erschwert, den Umfang zu bestimmen.

Universität Innsbruck: Hosp hat Studienordnung erfüllt

Also haben wir auch bei der Universität Innsbruck nachgehakt und eine Sprecherin half weiter. Demnach war 2012 in Österreich kein Mindestumfang von wissenschaftlichen Abschlussarbeiten vorgeschrieben, aktuell gelte an der Medizinischen Universität der Standard von mindestens 25 Seiten. An diesem orientierte sich Julian Hosp offenbar auch bei seiner Diplomarbeit. Denn wenn man die Deckblätter, eidesstaatliche Erklärung, Inhalts- und Abbildungsverzeichnis mitzählt, kommen knapp 28 Seiten zusammen, die sich seinem Forschungsthema „Onkologische Thoraxchirurgie“ widmen.

Arzt: Facharbeit von Hosp ist ein „Witz“ und Methodik teils „Quatsch“

Gut vier Seiten allein davon nutzt Julian Hosp, um die damals 143 in Österreich registrierten Krankenhäuser aufzulisten. Es verfestigt sich der Eindruck, dass Hosp Seiten füllen wollte – und der von uns befragte Arzt hält die Aufzählung der Klinken für „Quatsch“, weil dort Privat- mit Suchtklinken vermischt werden. Methodisch hatte sich Hosp vorgenommen, sämtliche in Österreich registrierten Krankenhäuser telefonisch dazu zu befragen, ob und gegebenenfalls wie intensiv sie sich mit  Thoraxchirurgie beschäftigen. Dieses Fachgebiet umfasst Diagnose und Behandlung von Krankheiten, welche Brustkorb und Lunge betreffen, beispielsweise Lungenkrebs.

Die Vorgehensweite Telefoninterviews dürfte es Julian Hosp erlaubt haben, seine Recherche unabhängig von seinem Aufenthaltsort durchzuführen. Denn während seiner gesamten Studienzeit war Julian Hosp laut Selbstdarstellung auch als professioneller Kitesurfer unterwegs. Ob es damit zusammenhängt, dass er sein klinisch-praktisches Jahr fast ausschließlich in Peru absolvierte? Peru ist berühmt als Surferparadies, das Gesundheitssystem hinkt im öffentlichen Sektor europäischen Standards weit hinterher. Julian Hosp gibt an, in Peru jeweils zwei Monate in den Abteilungen Innere Medizin und Chirurgie gearbeitet zu haben, dazu jeweils einen Monat in Pädiatrie und Neurologie sowie zwei Wochen in der Dermatologie.

Warum weilte Julian Hosp für klinisch-praktisches Jahr in Peru?

Zusammengerechnet ergibt das sechseinhalb Monate für das klinisch-praktische Jahr von Julian Hosp in Peru plus ein Monat Allgemeinmedizin in Tirol, also gut 30 Wochen. Der Arzt, den wir zu Rate zogen, stutzte – er ging davon aus, dass das klinisch-praktische Jahr mindestens 48 Wochen umfassen müsse. Hier klärte in die Universität Innsbruck uns auf Anfrage mit: Erst seit 2017 gelte die 48-Wochen-Pflicht und die Zahl der Monate, welche davon im Ausland absolviert werden können, sei seit 2002 mehrfach geändert worden. Aktuell dürfen es bis zu 18 Wochen sein, die Medizinstudenten in Österreich für ihr klinisch-praktische Jahr aus dem Ausland angerechnet bekommen können.

Erneut wirkt es so, als ob Julian Hosp Lücken in der Studienordnung ausnutzte. Leider hat er keine Angaben dazu gemacht, an welchen Krankenhäusern in Peru er konkret seine Zeit verbrachte. Wie es um seine Spanischkenntnisse steht, der Amtssprache von Peru, wissen wir nicht. Vonseiten der Universität Innsbruck erhielten wir die Auskunft, dass nach derzeitigen Regelungen für Einsätze im klinisch-praktische Jahr im nicht-deutschsprachigen Ausland nur Universitätskliniken in Frage kommen.

Der Arzt, der mit uns zusätzliche Einblicke in das österreichische Studiensystem teilte, wird beim Werdegang von Julian Hosp skeptisch. „Einfach nur zwei Wochen in der Dermatologie – so macht man das nicht“, meint er. Aber falls Hosp in Peru lediglich Bescheinigungen sammeln wollte, ergäbe die Aufstellung zum klinisch-praktischen Jahr zumindest einen gewissen Sinn. Angedeutet wurde vonseiten des Mediziners, dass in Peru Krankenhäuser bestechlich sein könnten.

Julian Hosp: Mit Schmalspur-Studium zum Doktortitel

Es erwies sich während unserer exklusiven Recherche zu Doktortitel, medizinischer Ausbildung und Diplomarbeit von Julian Hosp: Der Mann hat rein formal wohl die Ansprüche von 2012 erfüllt, aber ist ganz bestimmt nicht durch Übereifer aufgefallen. Ganze sechs Quellen führt er im Literaturverzeichnis auf, drei referenzierte Papers zählt der von Block-Builders interviewte Arzt – „das ist für eine Diplomarbeit eigentlich gar nichts“ lautet sein Urteil. Der Fachmann stößt sich auch daran, dass Hosp mit seitenlanger Darstellung von Krankenhäuser pro Bundesland sowie Einwohner pro Krankenhaus keine neuen Informationen geliefert hat. Zudem sei die Angabe, in Wien habe es zur Zeit des Studiums von Hosp zehn Thoraxchirugien gegeben, höchstwahrscheinlich zu hoch gegriffen und damit falsch.

Kommen wir noch einmal zum Ausgangspunkt unserer Nachforschungen zurück. Im Internet kursieren Zweifel am Doktortitel von Julian Hosp – die sind so nicht berechtigt. Ob Hosp stets den vollständigen Titel Dr. med. univ. anführen müsste, um Missverständnisse zu vermeiden, hängt nach unseren Informationen von nationalen Vorgaben ab. In Deutschland ist eine irreführende Verkürzung auf Dr. für Mediziner mit Studium in Österreich verboten, die Kultusministerkonferenz sieht das, was Hosp absolvierte, als „Berufsdoktorat“ vergleichbar mit einem Master ohne besondere wissenschaftliche Leistung.  Die Universitätssprecherin aus Innsbruck gibt an, ihr sei keine spätere Überprüfung der Diplomarbeit von Julian Hosp bekannt.

Fazit: Julian Hosp als Mediziner – akademisch kein Ruhmesblatt

Schaut euch die ganze Diplomarbeit von Julian Hosp gerne selbst an – der akademische Wissensgewinn bleibt bescheiden. Hosp übrigens schickt gerne seine Anwälte gegen Kritiker vor, auch wir haben das schon erleben müssen. Doch bevor jemand überlegt, Geld in die Projekte von Dr. Julian Hosp zu investieren, kann er sich nun über die Wertigkeit des Doktortitels detailliert informieren und ein eigenes Fazit ziehen. Wir meinen: Wer so leger mit Medizin umgeht wie Julian Hosp, darf sich nicht wundern, wenn Projekte in anderen Bereichen wie Krypto ebenfalls viel Wind aus wenig machen wollen und dabei auf dem Rücken des Publikums scheitern.


2 Kommentare

  1. Ich finde es witzig, wenn man das hier liest und dann von Julian Hosp hört, dass er jetzt in Medizin investieren will. Was für ein start Up er gründen will, kann ich mir gut vorstellen Elizabeth Holmes lässt grüßen

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