Die weltgrößte Kryptobörse Binance hat eingewilligt, 4,3 Milliarden US-Dollar Strafe zu zahlen, um Klagen in den USA außergerichtlich beizulegen. CEO Changpeng Zhao (CZ) trat mit sofortiger Wirkung von seinem Posten zurück.
Ein besonderer Tag für die Kryptoindustrie: Binance, die weltgrößte Börse für den Handel mit Bitcoin und Co., verliert ihren Gründer und CEO Changpeng Zhao, besser bekannt als CZ. Der Rücktritt des 46-Jährigen ist Teil eines Deals von Binance mit dem US-Justizministerium, welcher 4,3 Milliarden US-Dollar Strafzahlungen vorsieht. Dadurch werden Ermittlungen und Klagen gegen Changpeng Zhao und Binance von der US-Börsenaufsicht SEC und Finanzaufsicht CFTC eingestellt. Erste Meldungen zu einem möglichen außergerichtlichen Vergleich kursierten seit Wochenanfang.
Binance bestätigte den spektakulären Deal in einer ausführlichen Mitteilung, CZ meldete sich per X zu Wort. Er hatte Binance 2017 gegründet und innerhalb kurzer Zeit zur größten Kryptobörse der Welt mit mehr als 150 Millionen Kunden gemacht. Zhao schrieb nun, „Binance ist kein Baby mehr. Es ist für Zeit für mich, Binance gehen und laufen zu lassen.“ Er betonte, die Einigung mit den US-Behörden zeige, dass Binance keine Kundengelder unterschlagen habe und nie an Marktmanipulationen beteiligt war. Dies darf man als Seitenhieb auf FTX und Sam Bankman-Fried verstehen. FTX musste im November 2023 Insolvenz anmelden und im Strafverfahren gegen Sam Bankman-Fried kam heraus, dass die Tochterfirma Alameda Research Milliarden US-Dollar Kundengelder für eigene Spekulationen veruntreut hatte.
Klage gegen CZ und Binance liest sich wie Wirtschaftskrimi
Mit dem jetzigen Binance Deal wurden auch vorher zurückgehaltene Gerichtsdokumente veröffentlicht. Sie zeigen, dass für Changpeng Zhao die Luft dünn geworden war. Die Staatsanwaltschaft hätte wohl beweisen können, wie CZ persönlich daran beteiligt war, eine Strategie zu entwickeln, wie wichtige US-Kunden mit Millionensummen bei Binance handeln konnten, obwohl dies nach US-Gesetzen verboten war. „Besser nach Vergebung als nach Erlaubnis fragen“, soll der Leitspruch von CZ an Angestellte gelautet haben. Einer der Anklagepunkte auch gegen Binance war Beihilfe zur Geldwäsche.
Fairerweise muss man sagen, dass gerade in den Anfangsjahren von Binance die Kryptobranche allgemein weitgehend unreguliert in rechtlichen Grauzonen agierte. Die Krytobörse erinnert so auch nun daran, mittlerweile hunderte von Experten zu beschäftigen, die sich um Einhaltungen von Sanktionen und Zusammenarbeit mit Behörden zu kümmern. CZ entgeht durch die Einigung, die ihn persönlich 50 Millionen US-Dollar kostet, einem weltweiten Haftbefehl. Er soll aber im Februar 2024 vor einem US-Gericht erscheinen müssen.
Changpeng Zhao bleibt Mehrheitseigner von Binance und gehört mit einem geschätzten Vermögen von bis zu 100 Milliarden US-Dollar einer der reichsten Menschen der Welt. Die Position als CEO übernimmt mit sofortiger Wirkung Richard Teng, der bislang die Abteilung Regionalmärkte bei Binance leitete, heißt es in einer Mitteilung.
CZ Rückritt und Milliardendeal von Binance
CZ war für die Kryptoszene weit mehr als nur der CEO von Binance. Zur Lebensgeschichte gehört, dass Zhao seine Wohnung verkaufte, um früh Bitcoin (BTC) zu erwerben und Binance zu gründen. Seinen fast 9 Millionen Followern bei X (früher Twitter) lieferte CZ regelmäßig Selbstironie, Einblicke in die Kryptoindustrie und auch Warnungen vor Scams. Er will nun erst einmal Pause machen, kann sich aber vorstellen, anschließend für Gründer als Coach zu Verfügung zu stehen.
Die Preiskurve von Binance (BNB) musste nach den Nachrichten des Tages ein Minus von fast 10 Prozent hinnehmen. Mit BNB hatte CZ den sogenannten „Discount Token“ erfunden, der heute von vielen anderen Kryptobörsen kopiert wird und Kunden Gebührenrabatte und andere Boni einräumt. Binance darf sein US-Geschäft jetzt fortführen, wird aber für die kommenden Jahre in den USA unter unabhängige Aufsicht gestellt.
Fazit: Schlacht zwischen SEC und Binance endet mit einem Knall
Die Kryptoszene verliert mit CZ eine hoch angesehene Autorität. Die Fehler, die Zhao jetzt eingesteht, stehen für viele in keinem Verhältnis zu der Innovationskraft, die Binance auszeichnet. Die US-Börsenaufsicht SEC, die eine harten Kurs gegen die Kryptoindustrie fährt, dürfte den Deal intern als großen Erfolg feiern. Denn sie hatte in diesem Jahr schon Gerichtsschlappen gegen Ripple (XRP) und in Sachen Bitcoin ETFs einstecken müssen. Durch den außergerichtlichen Vergleich mit Binance und CZ beweist die SEC hingegen, dass sie auch große Gegenspieler in die Knie zwingen kann. Für laufende Verfahren der SEC gegen Binance Mitbewerber wie Coinbase und Kraken ist das nicht unbedingt eine gute Nachricht. Binance sieht sich unterdessen jetzt von Altlasten befreit und den Weg für die „nächsten 50 Jahre“ offen.
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