Krypto-Prozess um Sam Bankman-Fried und FTX: Ex-Freundin packt aus

Im weltweit beachteten Strafverfahren gegen FTX-Gründer Sam Bankman-Fried hat seine frühere Freundin Caroline Ellison ausgesagt. Sie beschuldigt SBF, sie zu kriminellen Taten angeleitet zu haben. Details sind brisant.

Seit einer Woche läuft in New York der Geschworenenprozess gegen Sam Bankman-Fried, den Gründer und ehemaligen CEO der insolventen Kryptobörse FTX. Gestern nun hatte Kronzeugin Caroline Ellison dort ihren ersten Auftritt, die im Auftrag von SBF das Tochterunternehmen Alameda Research leitet, wo viele Milliarden US-Dollar FTX Kundengelder versickerten. Ellison beschrieb sowohl ihre tägliche Arbeit als auch ihre private, oft intime Beziehung zu Sam Bankman-Fried. Wer das Wortprotokoll etwa bei Inner City Press auf X (früher Twitter) nachliest, bekommt einen schockierenden Einblick in das Innenleben von FTX, Alameda Research und den Führungskreis.

Gleich zum Auftakt bekannte sich Ellison des Betrugs schuldig – und lenkte dann die Verantwortung auf Sam Bankman-Fried. Dieser sei erst Chef bei Alameda Research und später bei FTX gewesen. In diesen Rollen habe er sie zu kriminellen Taten angestiftet. „Alameda hat mehrere Milliarden US-Dollar von FTX Kunden genommen und für Investments benutzt“, fasste Ellison die Schuld zusammen. Pikant ist das Schema auch, weil Sam Bankman-Fried und Ellison öfter miteinander schliefen, die 28-Jährige sprach von einer „Auf-und-Ab-Beziehung“.

Eigentlich hätten das Investment-Unternehmen Alameda Research und die Kryptobörse FTX strikt voneinander getrennt geführt werden sollen, um etwa Insider-Handel auszuschließen. Doch in Wirklichkeit wurde Alameda Research von FTX eine quasi unbegrenzte Kreditlinie eingeräumt, wie auch schon Mitgründer Gary Wang am Vortag aussagte. Ellison erklärte jetzt, Bankman-Fried habe befohlen, diese FTX Kreditlinie anzuzapfen, wenn Alameda Research Kredite zurückzahlen oder Verluste von Spekulationsgeschäften ausgleichen musste. Dies habe zwischen 10 und 20 Milliarden US-Dollar betroffen. Zudem habe SBF ihr die Aufgabe erteilt, Geschäftszahlen und Finanzberichte zu fälschen.

Prozessbeobachter beschrieben Ellison vor Gericht als gefasst und zurückhaltend gekleidet. Bankman-Fried, der aus der Untersuchungshaft für die Prozesstage vorgeführt wird, soll sich überwiegend hinter seinem Computer versteckt haben. Ihm droht lebenslange Haft.

Fazit: Tollhaus FTX – SBF träumte davon, US-Präsident zu werden

Noch immer warten FTX Kunden auf Entschädigungszahlungen, sie verloren beim Bankrott der Kryptobörse im November 2022 über Nacht den Zugriff auf geschätzte 10 Milliarden US-Dollar in Bitcoin und Co. Die wenigsten von ihnen dürften sich vorgestellt haben, dass intern bei FTX seriöse Buchhaltung und Gesetzesvorschriften offenbar systematisch ignoriert wurden. Die Kronzeugen Chang und Ellison malen ein Bild von Arbeitsalltagen, bei denen Sam Bankman-Fried schlussendlich immer das letzte Wort hatte. Dazu passend sagte Ellison auch, dass SBF ihr einmal anvertraut habe, US-Präsident werden zu wollen. Ihre eigene Rolle als angeblich fast ausschließliche Weisungsempfängerin dürfte von den Verteidigern Bankman-Frieds noch kritisch hinterfragt werden. Für Mitte November ist ein Urteil erwartet gegen Bankman-Fried, der vom milliardenschweren „Krypto-Wunderkind“ tief abgestürzt ist zu einem der mutmaßlich größten Wirtschaftsverbrecher in der Geschichte der USA.




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