Binance: Erneut Zweifel an Transparenz für Reserven und Umgang mit Kundengeldern

Nach dem Zusammenbruch der Kryptobörse FTX und Milliardenschäden für Kunden wächst das Misstrauen, ob Marktführer Binance seine Geschäfte besser handhabt. Aktuelle Wortmeldungen sind für Anleger relevant.

In der zurückliegen Woche hat der FTX Insolvenzverwalter per Pressemitteilung neue Zahlen zum Ausmaß veruntreuter Kundengelder gemacht: Um rund 9 Milliarden US-Dollar handelt es sich demnach und somit werden schlimmste Befürchtungen klar. Deshalb ist es nicht nur aus Perspektive von Anlegern in Bitcoin und Co. absolut sinnvoll, nachzuhaken, ob ihre Gelder beim Marktführer Binance in sicheren Händen sind. Passend dazu hat der angesehene Krypto-Journalist David Z. Morris seine jüngste Kolumne Vorwürfen gegen Binance und CEO Changpeng Zhao (CZ) gewidmet.

Aufhänger der detaillierten Betrachtung von Morris ist ein aktueller Report des Wirtschaftsmagazins Forbes, welche Ungereimtheiten aufdeckt, wie Binance mit Stablecoins umgeht und mit 1,8 Milliarden US-Dollar auch eine Summe nennt, die merkwürdige Wege gegangen sein sollen. Laut Forbes hat Binance über Wiederverpfändung von Stablecoins auch an den mittlerweile insolventen Krypto-Hedgefonds Alameda Research sein Versprechen gebrochen, Kundengelder separat von eigenen Reserven zu behandeln. Kolumnist Morris hält diesen Bericht, der auf Blockchain-Daten beruht, für glaubwürdig.

Er stimmt aber nicht in den Chor derer ein, die wie Forbes gleich Parallelen zwischen FTX und Binance zieht. Morris wundert sich vielmehr um die Reaktionen von CZ und Sprechern von Binance, die nach seiner Zählung schon drei verschiedene Versionen zu den fraglichen 1,8 Milliarden US-Dollar aufgetischt haben. Einmal heiße es wie in einem offizielle Blogbeitrag von Binance, man habe lediglich Gelder zwischen eigenen Konten verschoben und Journalisten fehle schlichtweg Fachwissen. CEO Changpeng Zhao aber schreibe auf Twitter, die Transaktionen seien “alte Kamellen” und Kunden könnten selbstverständlich mit ihren Geldern tun, was sie wollten.

Morris arbeitet auch anderen Stellen Widersprüche heraus, die zwischen der offiziellen Kommunikation von Binance und der per Blockchain-Analyse beweisbaren Praxis bestehen. Er kommt so zu der Pointe, der von CZ auch in der Vergangenheit behauptete FUD von Medien gegen Binance habe in Wirklichkeit seinen Ursprung im Innenleben der Kryptobörse.

Fazit: Binance nach FTX Skandal unter Generalverdacht – Guthaben abheben?

Um die Bedeutung der sachlich gehaltenen und beim Fachportal Coindesk veröffentlichten Kolumne von Morris zu begreifen, muss man sich daran erinnern, dass eben dort die ersten Artikel erschienen, die riesige Finanzlücken bei FTX aufdeckten und so wenige Tage später zur Insolvenz führten. Bei Binance differenziert Morris und geht nicht so weit, über fehlende Reserven zu mutmaßen. Aber ihm gefällt überhaupt nicht, dass Binance und CZ ihre viel beschworene Transparenz nur unzureichend einlösen. In der Konsequenz muss man als Anleger wohl schlussfolgern, sein Vertrauen in Binance zu hinterfragen. Wir empfehlen wie schon seit Jahren: Guthaben in Kryptowährungen sollten nicht dauerhaft bei Kryptobörsen gelagert, sondern individuell auf Hardware Wallets wie von Ledger gesichert werden. Der Fall FTX hat brutal gelehrt, dass konservatives Vorgehen in dieser Frage mehr als ratsam ist.


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