In 2016 wurden durch einen Hack bei der Kryptobörse Bitfinex rund 120.000 Bitcoin (BTC) gestohlen. Jetzt konnte die US-Justiz gut 94.000 dieser Bitcoin im Wert von etwa 3,6 Milliarden US-Dollar beschlagnahmen. Was passiert weiter?
In 2016 wurde die Kryptoszene durch einen der größten Hacks aller Zeiten aufgeschreckt: Der Kryptobörse Bitfinex kamen knapp 120.000 Bitcoin (BTC) abhanden und Jahr für Jahr schwanden die Hoffnungen, dass die Beute noch einmal wieder auftauchen würde. Letzte Woche aber meldete das US-Justizministerium zwei Festnahmen im Zusammenhang mit dem Bitfinex Hack. Ein Ehepaar sei deshalb verhaftet worden, weil es Geldwäsche mit den Bitcoin aus dem Bitfinex Hack organisiert habe. Immerhin noch 96.000 Bitcoin konnten beschlagnahmt werden, mit einem aktuellen Wert von etwa 3,6 Milliarde US-Dollar. Können die Bitfinex Opfer von 2016 jetzt auf Entschädigung hoffen?
Bitfinex selbst vertritt in einer eiligen Pressemitteilung den Standpunkt, dass die fraglichen Bitcoin an Bitfinex zurückgegeben werden sollten. Wenn dies geschähe, werde man 80 Prozent davon dafür benutzen, den Bitfinex Token LEO zurückzukaufen und zu zerstören. Diese Ansage eines indirekten Entschädigungsprogramms ließ die Preiskurve von LEO blitzartig um etwa 80 Prozent auf ein neues Allzeithoch schießen und LEO notiert mit aktuell mit knapp 6 US-Dollar immer noch auf Rekordniveau.
Doch Beobachter und Betroffene zweifeln daran, dass Bitfinex die 96.000 Bitcoin zustehen oder sie bekommen könnte. Denn die Geschichte von Bitfinex war immer wieder von Skandalen und juristischen Problemen begleitet, auch im Zusammenhang mit eingefrorenem Kapital und verdächtigen Krediten durch das eng verbundene Unternehmen hinter dem Stablecoin Tether (USDT). Zudem hatte Bitfinex lange Zeit bewusst auf Identitätsprüfung bei Kunden (KYC) verzichtet und könnte wohl nur sehr schwer ausfindig machen, wer genau von dem Hack betroffen war.
Auf zahlreichen Twitter Accounts werden Informationen zu Bitfinex gesammelt und verbreitet. Dort scheint sich momentan die Meinung zu ergeben, Bitfinex solle allenfalls mit Geld entschädigt werden zum Wert der Bitcoin in 2016. Die dann verbliebenen BTC würden dann direkt an Opfer des Hacks gehen, hofft man. Übrigens seien Erklärungen zum Verzicht auf den Rechtsweg, den Bitfinex Opfer früher unterschrieben hätten, wahrscheinlich nichtig.
Aber die Szenarien machen allesamt die Rechnung auf ohne das US-Justizministerium. Dort lagern nun die Private Keys zu 96.000 Bitcoin und die Verantwortlichen schweigen. Als sicher gilt, dass die US-Regierung zumindest einen Teil der beschlagnahmten Beute dafür behalten wird, um ausstehenden Steuern von Bitfinex und die Kosten der Ermittlungsarbeit ersetzen zu lassen. Aufgrund der windigen Vorgeschichte von Bitfinex können sich Juristen auch kaum vorstellen, dass das Justizministerium tatsächlich Bitfinex die Entschädigungsfragen überträgt und damit Bitcoin im Milliardenwert.
Fazit: Viele offene Fragen zum Bitfinex Hack
Dem wegen Geldwäsche festgenommenen Ehepaar drohen mehr als 20 Jahre Gefängnisstrafe, das hat das Ministerium in seiner Mitteilung klar gemacht. Ob die Angeklagten wirklich selbst hinter dem Hack standen, ist völlig offen. Genauso offen scheint vorerst, ob die Bitfinex Opfer auf transparente Entschädigung hoffen dürfen. Begehrlichkeiten von Bitfinex und den Behörden dürften schnellen Entscheidungen entgegenstehen. So erlebt der Bitfinex Hack weitere Kapitel in seiner ohnehin spektakulären Story.
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