CoinMarketCap als führende Datenplattform der Kryptobranche hat Kriterien geändert, nach denen Bestenlisten geführt werden. In der Sparte Kryptobörsen hat jetzt Binance der Spitzenplatz inne. Binance hatte CoinMarketCap am 2. April übernommen.
Für Anleger in Bitcoin und Co. ist CoinMarketCap eine der wichtigsten Informationsquellen. Die Plattform stellt unter anderem aktuelle Daten zu aktuellen Kursentwicklungen und Kryptobörsen zur Verfügung, welche vielen als Grundlage für ihre Anlagestrategien dienen. Sein Renommee hat sich CoinMarketCap dadurch erarbeitet, neutral und unbestechlich zu sein. Anfang April gab die Kryptobörse Binance bekannt, CoinMarketCap übernommen zu haben. Nun teilte CoinMarketCap in einem Blogbeitrag mit, einschneidende Änderungen bei den Bewertungsmaßstäben für die Beurteilung von Kryptobörsen vorzunehmen. Im Ergebnis ist jetzt Binance die Kryptobörse Nummer Eins bei CoinMarketCap und es kommt der böse Verdacht auf: Hat der neue Eigentümer Einfluss geltend gemacht, um im besseren Licht zu stehen?
Was ändert sich bei CoinMarketCap?
Voreingestelltes Kriterium für die Rangliste der Kryptobörsen bei CoinMarketCap ist nun der Web Traffic. Dort wird Binance mit dem Höchstwert von 1.000 bedacht und lässt den zweitplatzierten Coinbase Pro mit 972 deutlich hinter sich. CoinMarketCap argumentiert, dass der gemessene Web Traffic die zuverlässigste Aussage darüber trifft, wie beliebt und der Folge auch umschlagstark eine Kryptobörse ist.
Schon vor einigen Tagen wurde bei CoinMarktCap der Faktor Liquidität geändert. Er soll anzeigen, wie gut die Chancen stehen, An- und Verkauf von Kryptowährungen in Echtzeit zu realen Kursen umzusetzen. Dort bekommt Binance nun 399 von 1.000 möglichen Punkten und Coinbase Pro 403. CoinMarketCap sagt, bei der Liquidität würden nun “normale” Order in der Größenordnung bis 10.000 US-Dollar stärker berücksichtigt als Riesenorder von etwa 50 Bitcoin (BTC). Auffällig: BitMEX wird hier mit 0 bewertet.
Denn in der Sparte Tagesumsatz werden bei BitMEX knapp 2,5 Milliarden US-Dollar von CoinMarketCap angezeigt. Hier punktet erneut Binance mit gut 5,6 Milliarden US-Dollar und Coinbase Pro schwächelt erstaunlich mit 311 Millionen US-Dollar. Bislang gab CoinMarketCap beim Tagesumsatz zwei Werte an, zum einen den von den Kryptobörsen gemeldeten und zum Zweiten einen “bereinigten” Wert, der verdächtige Umsätze (Stichwort Washtrading) aussieben sollte. Dieser zweite, bereinigte Wert zu Tagesumsätzen entfällt bei CoinMarketCap nun ersatzlos, für Ende Mai ist hier aber ein neuer Ansatz angekündigt.
Binance profitiert vom neuen System bei CoinMarketCap
Nutzer von CoinMarketCap haben weiterhin die Möglichkeit, die Ranglisten nach dem individuell bevorzugten Kriterium zu erstellen. Doch merkwürdig ist schon: Anfang April rangierte Binance bei CoinMarketCap noch im Mittelfeld der gelisteten Kryptobörsen, Grund dafür waren erhebliche Zweifel an den gemeldeten Tagesumsätzen. CoinMarketCap stellte nun klar, dass man im Fall Binance nicht von Wash Trading ausging, sondern Umsätze im Handel mit Derivaten wie Bitcoin Futures herausgerechnet habe.
Doch auch ein zweites Indiz lässt daran Zweifel, dass CoinMarketCap – wie eigentlich von Binance versprochen – unabhängig agiert. Denn Binance-CEO Changpeng Zhao hatte per Twitter am 22. April gefragt, wie man CoinMarketCap verbessern solle und feierte die Änderungen nun ebenfalls bei Twitter.
https://twitter.com/cz_binance/status/1261165444037087232
Ein Sprecher von CoinMarketCap versicherte hingegen, Binance habe keinen Einfluss auf die Änderungen genommen und man habe lediglich den Twitter-Account von CZ mit dessen enormer Reichweite genutzt, um Ideen zu sammeln.
Fazit: Ungereimtheiten bei CoinMarketCap säen Zweifel
Eine gute Platzierung bei CoinMarketCap ist für eine Kryptobörse tendenziell Geld wert, denn sie macht indirekt Werbung. Anleger denken: Nummer Eins ist wohl der beste Anbieter, also handle ich dort. Das wiederum erhöht Umsätze und bringt Handelsgebühren ein. CoinMarketCap verzichtet im Gegensatz zu anderen Quellen darauf, gesponserte Ergebnisse besonders prominent darzustellen, diese gefragten Plätze sind also nicht käuflich. Und so bleibt festzuhalten: Den eigentlichen Zahlen von CoinMarketCap darf man wohl weiter vertrauen, die Details der Neujustierung für Tagesumsätze Ende Mai ist dabei allerdings von besonderer Bedeutung.
Binance sieht seinen Einstieg bei CoinMarketCap als Investment, welches Erträge abwerfen soll. CZ schätzt den Wert von CoinMarketCap auf mindestens das Zehnfache vom kolportierten Kaufpreis von 400 Millionen US-Dollar. Doch damit CoinMarketCap weiterhin der erste Anlaufpunkt für datenhungrige Anleger lebt, muss die Unabhängigkeit gewährt bleiben. Diese weiße Weste hat im Moment einige kleine Flecken abgekriegt.
Wer noch keine Bitcoin hat kann diese hier kaufen:
Hinterlasse jetzt einen Kommentar