
Neue Forschungsergebnisse der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigen: Während das Bewusstsein für den digitalen Euro in der Bevölkerung deutlich gestiegen ist, hält sich das Interesse an seiner Nutzung in Grenzen. Eine Umfrage unter 19.000 Haushalten in 11 EU-Ländern deckt eine zentrale Hürde auf: Viele Menschen sind mit ihren aktuellen Zahlungsmethoden vollkommen zufrieden.
Wachsende Bekanntheit, stagnierende Akzeptanz
Die Studie zeigt, dass die Bekanntheit des digitalen Euro – einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC) – zugenommen hat. Doch die Bereitschaft, ihn zu nutzen, bleibt begrenzt. Im August 2022 waren 28 % der Teilnehmer offen für den digitalen Euro, im Juni 2023 stieg dieser Wert auf 45 %. Seitdem stagniert er jedoch und lag bis März 2024 nahezu unverändert. Obwohl mehr Menschen von der Währung wissen, sehen viele keinen Grund, ihre gewohnten Zahlungsmethoden wie Kreditkarten oder mobile Bezahldienste aufzugeben. Mit 97 % der Haushalte, die bereits ein Bankkonto besitzen, scheint der digitale Euro für viele überflüssig.
Kommunikation hilft – aber nur kurzfristig
Um dieses Problem anzugehen, testete die EZB die Wirkung von Aufklärung. Teilnehmer, die ein 90-Sekunden-Video mit den Vorteilen des digitalen Euro sahen, waren eher bereit, ihre Meinung zu überdenken und die Währung in Betracht zu ziehen. Doch dieser Effekt war kurzlebig: Nach drei Monaten war die Wirkung weitgehend verflogen. Zudem nutzten die meisten die Gelegenheit nicht, sich weiter zu informieren, obwohl dies kostenfrei angeboten wurde. Dies deutet darauf hin, dass einmalige Kommunikationsmaßnahmen nicht ausreichen. Die EZB muss klare, wiederholte und gezielte Botschaften entwickeln, um das Interesse zu wecken – insbesondere bei denen, die aktuell desinteressiert sind.
Eine „Decke“ der Akzeptanz?
Die Studie warnt, dass die Adoptionsrate möglicherweise eine „Decke“ erreicht hat. Über 50 % der Befragten zeigen keine Bereitschaft, den digitalen Euro zu nutzen, vor allem wegen ihrer Zufriedenheit mit bestehenden Alternativen. Die Autoren betonen: „Ein erheblicher Teil der Verbraucher würde den digitalen Euro vermutlich nicht übernehmen, hauptsächlich aufgrund einer starken Präferenz für bestehende Zahlungsmethoden.“
Datenschutz als Stolperstein
Auch Datenschutzbedenken spielen eine Rolle. Kritiker, darunter Donald Trump, der vor seiner Wahl versprach, einen digitalen Dollar zu verhindern, warnen vor Überwachungsmöglichkeiten durch CBDCs. Solche Ängste könnten auch in der EU die Akzeptanz bremsen. Die EZB steht vor der Herausforderung, diese Bedenken zu entkräften und den digitalen Euro als Innovation zu positionieren, die Sicherheit und Inklusion fördert – nicht Kontrolle.
Fazit
Trotz gestiegener Bekanntheit bleibt die Begeisterung für den digitalen Euro verhalten. Die EZB muss mit anhaltender Aufklärung und klaren Vorteilen überzeugen, um die Zufriedenheit mit dem Status quo zu überwinden. Nur so kann der digitale Euro mehr als ein bekanntes, aber ungenutztes Konzept werden.
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