Die Kryptoindustrie erlebt einen folgenschweren Crash: Die Kryptobörse FTX kann Verpflichtungen nicht mehr erfüllen und ihr Discount Token FTT ist abgestürzt. Jetzt will Konkurrent Binance FTX kaufen.
Zum Wochenanfang waren es noch Gerüchte, doch am gestrigen Dienstag dann klappte die Kryptobörse FTX in sich zusammen. Zunächst wurde bekannt, dass FTX Auszahlungen stoppen musste. Die Finanznachrichtenagentur Reuters berichtete, dass FTX zuvor seit Samstag noch Auszahlungen im Wert von rund 6 Milliarden US-Dollar geleistet hatte, ein Vielfaches des normalen Volumens. Als dann offenbar die Reserven ausgingen, wurden weitere Auszahlungen eingestellt. In Minutenschnelle stürzte der FTX Token (FTT) auf Stände von 5 US-Dollar ab und verlor damit 80 Prozent von dem Wert, den FTT noch vor Beginn der Abwärtsspirale hatte. Damit hatten sich böse Vorahnungen erfüllt, die FTX bis dahin als “üble Gerüchte” abtun wollte.
Retter in höchster Not wird für FTX voraussichtlich Konkurrent Binance. FTX-Gründer Sam Bankman-Fried verkündet per Twitter, dass eine “strategische Transaktion” mit Binance vereinbart worden sei. Für Binance konkretisierte CEO Changpeng Zhao (CZ) das Vorhaben auf Twitter. Demnach habe FTX um Hilfe geben, da eine “signifikante Liquiditätskrise” bestehe. Daraufhin hätten Binance und FTX ein (noch unverbindliches) Abkommen geschlossen, mit dem Binance FTX.com vollkommen übernehmen wolle. Teil der Vereinbarung soll sein, FTX aus der misslichen Situation zu befreien und Liquidität wiederherzustellen.
Sam Bankman-Fried (FTX) und CZ (Binance) versöhnen sich
Sam Bankman-Fried erwähnte in seiner Nachricht selbst, dass der Deal eine gewisse Vorgeschichte mit sich bringt. Der erste Investor bei FTX werde nun auch der letzte werden, schreibt SBF. Binance war in den Anfangstagen von FTX 2019 als strategischer Investor eingestiegen, hatte sich aber schon 2021 wieder von seinen Anteilen getrennt. Seitdem galt das Verhältnis zwischen den Krypto-Milliardären Sam Bankman-Fried und CZ als belastet. Binance und CZ hatten die Krise von FTT und FTX noch am Sonntag damit verstärkt, dass man öffentlich machte, seine Bestände in FTX Token im Wert von mindestens 500 Millionen US-Dollar aufzulösen.
Doch als CZ und Binance beobachten mussten, wie der Crash von FTT und FTX auf den Kryptogesamtmarkt überzugreifen begann, entschied man sich, alte Fehden zu begraben und aktiv zu werden. Tatsächlich haben Bitcoin und durchweg alle Altcoins seit gestern um 10 Prozent und mehr an Wert verloren, aber die negative Dynamik scheint nun vorerst aufgehalten. Weder von FTX noch Binance gab es bislang Angaben zu finanziellen Details der geplanten Übernahme, die nach Buch- und Risikoprüfung abgewickelt werden soll. Nicht betroffen sind von dem Abkommen FTX.us und Binance.us., die unter den globalen Markennamen als formal unabhängige Unternehmen das US-Geschäft abwickeln.
Fazit: FTX hat sich verzockt, Binance schluckt Konkurrenten
Binance ist an Umsätzen gemessen weltweit unangefochten die Nummer eins unter den Kryptobörsen, sowohl für Spot Märkte als auch für den Handel mit Derivaten. FTX hatte sich seit 2019 bis unter die Top Drei der Kryptobörsen vorgearbeitet. Woher die plötzlichen Zahlungsschwierigkeiten von FTX kamen, ist noch unbeantwortet. In der Kryptoszene kursiert die These, dass FTX entgegen eigener Beteuerungen Kundengelder angelegt habe. Angeblich für 3 Milliarden US-Dollar sollen Aktie und Anleihen gekauft worden sein, die nun nicht zur Verfügung standen und so dazu führten, dass FTX illiquide wurde.
CZ warnt aktuell, dass FTT weiter sehr volatile Tage erleben werde. Parallel gab er an, dass Binance seinen Ausfallfonds SAFU auf 1 Milliarde US-Dollar aufstocke. Weiter betonte CZ, dass Binance seinen eigenen Discount Token BNB nie als Sicherheit einsetze. Damit wollte Changpeng Zhao wohl möglichen Skeptikern vorbeugen, die glauben könnten, die Übernahme von FTX werde Binance überfordern.
Heute und in den kommenden Tagen wird sich nun zeigen, wie die Rettung von FTX durch Binance in der Praxis umgesetzt wird und ob ein Flächenbrand für die Kryptobranche verhindert werden kann. Erinnerungen an den Crash von Terra (LUNA) und Stablecoin UST im Mai verheißen nichts Gutes, dort zeigten sich noch für Monate Domino-Effekte.
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