FTX zahlungsunfähig: Übernahme durch Binance abgeblasen – Bitcoin und Co. tief im Minus

Die Kryptobörse FTX scheint insolvent, Abhebungen sind seit Dienstag ausgesetzt. Eine geplante Übernahme von FTX durch den Konkurrenten Binance wurde in der Nacht gestoppt. Die Märkte brechen ein.

Rote Zahlen, wo man auch hinschaut – die Kryptomärkte haben seit Wochenanfang massive Preisstürze hinnehmen müssen. Auslöser für die Talfahrten von Bitcoin (BTC) und anderen wichtigen Kryptowährungen ist die Kryptobörse FTX, die seit Dienstag keine Auszahlungen mehr leistet. Noch am gestrigen Mittwoch schien sich Ausweg anzubahnen, als die weltgrößte Kryptobörse Binance eine Übernahme von FTX ankündigte. Doch in der Nacht dann gab Binance per Twitter bekannt, die Übernahme nicht mehr weiter zu verfolgen. Damit wurden Hoffnungen zerstört, dass das Drama um FTX noch glimpflich ausgehen könnte.

Laut Binance sind die Liquiditätsproblem von FTX dermaßen groß, dass man sie nicht mehr kontrollieren könne und Hilfe unmöglich sei. Einblicke in die Bücher von FTX ergaben demnach auch den Missbrauch von Kundengeldern. Binance CEO Changpeng Zhao (CZ) , der sich persönlich für den Rettungsversuch stark gemacht hatte, schrieb bei Twitter: “Ein trauriger Tag. Haben es versucht, aber” und setzte ein bitterlich weinendes Emjoi an das Satzende. Der Gründer von FTX, Sam Bankman-Fried, kommentierte die geplatzte Übernahme zunächst nicht. Unprofessionelle finanzielle Verstrickungen zwischen FTX und der Trading-Firma Alameda Research, die ebenfalls Bankman-Fried gehört, sollen die Kryptobörse in Finanznot gebracht haben.

Vorbote für den Crash waren spätestens seit Montag massive Kursverluste bei FTX Token (FTT), dem Discount-Token von FTX und Alameda Research. Am Wochenende notierte FTT noch bei gut 20 US-Dollar, mittlerweile ist FTX Token nur noch gut 2 US-Dollar wert. Als immer klarer wurde, dass FTX als eine der drei umsatzstärksten globalen Kryptobörsen in die Zahlungsunfähigkeit schlittert, waren auch die Preiskurven von Bitcoin und Co. nicht mehr aufzuhalten. Bitcoin als Leitwährung für den Kryptomarkt notierte am Donnerstagmorgen bei um 16.000 US-Dollar und damit so niedrig wie seit zwei Jahren nicht mehr. Ähnliche Einbrüche sind auch für Ethereum (ETH) und anderen führenden Altcoins zu verzeichnen.

Die Domino-Effekte, welche FTX anstößt, sind nachvollziehbar. FTX ist in den USA eine bekannte Marke geworden, die sich etwa auch im Sport-Sponsoring mit Millionensummen engagierte. In der Kryptobranche galt FTX unter Sam Bankman-Fried als eine der wenigen Kryptobörsen, die Gesetzte strikt einhalten und finanziell seriös aufgestellt sind. Als im Frühjahr und Sommer nach dem Zusammenbruch des Ökosystems von Terra (LUNA) eine Pleitewelle durch die Kryptoindustrie fegte, sagte Bankman-Fried noch in einem Interview, dass einige Kryptobörsen “heimlich bankrott” seien. Nun hat es offenbar seine eigene Plattform FTX erwischt.

Fazit: FTX am Boden – was können Kunden tun?

FTX schreibt in roten Lettern auf seiner Webseite, dass man momentan nicht in der Lage sei, Abhebungen zu organisieren. Damit ist für FTX Kunden der Ausweg versperrt, Guthaben abzuziehen und Kundenkonten zu löschen. Kommt es zu einem geordneten Insolvenzverfahren, besteht die Chance, dass Kunden zumindest teilweise entschädigt werden. Welche Summen FTX (und Alameda Research) fehlen, ist unbekannt. Die Gerüchteküche geht von mindestens 1 Milliarde US-Dollar aus. US-Medienberichten zufolge haben die meisten Juristen und Buchprüfer im Team von FTX bereits fluchtartig ihre Arbeitsplätze geräumt.

Zwei positive Nachrichten zum Crash von FTX gibt es dann doch: In all den Turbulenzen auch am Gesamtmarkt haben sich die großen Stablecoins Tether (USDT), USD Coin (USDC) und Binance USD (BUSD) stabil gehalten und verloren ihre 1:1 Anbindung an den US-Dollar nicht. Und Justin Tron, umstrittener Krypto-Prominenter und Gründer von Tron (TRX) , hat per Twitter versprochen, dass FTX Kunden mit Guthaben in TRX und technologisch verknüpften Altcoins wie Bittorrent Token (BTT) schnell und unbürokratisch entschädigt werden. Details sollen zeitnah folgen.

So ergibt sich an diesem Donnerstag ein ernüchterndes Gesamtbild. Möglicherweise sogar kriminelles Missmanagement bei FTX und Alameda Research haben eines der größten und bekannten US-Kryptoimperien zu Fall gebracht und der Vertrauensbruch strahlt auf die gesamte Kryptoindustrie aus. Die Lage bleibt dynamisch, weitere Kursverluste sind nicht auszuschließen.


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