FTX Insolvenz: Versicherungsfonds war laut Mitgründer Gary Wang „Fake“

Als die US-Kryptobörse FTX noch Umsatzrekorde schrieb, wurden Kunden auch mit einem Versicherungsfonds angelockt. Doch diese Kasse war laut FTX-Mitgründer Gary Wang gar nicht gedeckt und ihre Zahlen zufällig generiert.

Im Strafverfahren gegen FTX-Gründer Sam Bankman-Fried werden Details bekannt, die schaudern lassen. Neuestes Beispiel: Ein Versicherungsfonds, den FTX angeblich für Kunden gebildet hatte, existierte im Grunde nur virtuell. Dies hat FTX-Mitgründer Gary Wang vor Gericht dargelegt, wie die Prozessbeobachter von BitMEX auf X (früher Twitter) dokumentieren. Wang wurde demnach befragt, wie der früher auf der Webseite von FTX angezeigte Kontostand des Versicherungsfonds zustande kam. Wang betonte, dass es sich um eine „Fake Summe“ handelte und erklärte, wie ein Code sie bildete:

„Hier in Zeile 16 ist die Funktion benannt. Zeile 17 bezieht das Handelsvolumen von FTX aus den letzten 24 Stunden. Und dann in Zeile 19 wird diese Zahl genommen und multipliziert … multipliziert mit einer zufällig erzeugten Zahl von um 7.500 und dann wird das Ergebnis durch eine Milliarde geteilt.“ (Originalton Wang)

Im Klartext: Wenn FTX-Kunden sich beruhigt fühlten, weil sie glaubten, dass etwa bei Hacks der Versicherungsfonds greifen würde – dann waren sie einem Fake aufgesessen. Zu hören war vor Gericht jetzt auch, dass Sam Bankman-Fried persönlich angeordnet habe, in Fällen für den Versicherungsfonds das FTX-Tochterunternehmen Alameda Research einspringen zu lassen. Wang gab zuvor zudem an, im Code der FTX-Software selbst eine Zeile eingefügt zu haben, die für Alameda Research einen nahezu unbegrenzten Kreditrahmen bedeutete.

Als FTX, Alameda Research und weitere Unternehmen aus dem Krypto-Imperium von SBF im November 2022 Insolvenz anmeldeten, kristallisierte sich schnell heraus, dass bis zu 10 Milliarden US-Dollar Kundengelder missbraucht wurden, um Finanzlücken zu stopfen. Wang, ein Studienfreund von Sam Bankman-Fried, hat ein Schuldeingeständnis abgegeben und kooperiert mit den Ermittlern. Als ein Kronzeuge dürfte Wang mit Strafrabatt rechnen. SBF droht unterdessen lebenslange Haft, sein Prozess vor einem Geschworenengericht soll bis Mitte November abgeschlossen sein.

Fazit: FTX mit Sam Bankman-Fried war unseriös durch und durch

Die Geschichten, wie Sam Bankman-Fried mit wenigen Vertrauten mit Milliarden von US-Dollar hantierte und dabei wie selbstverständlich Kundengelder einbezog, malen ein deutliches Bild: Auch wenn FTX von außen wie eine innovative und zugleich seriöse Kryptobörse wirkte, fand hinter den Kulissen koordinierter Betrug statt.

Für die Ex-Kunden von FTX gibt es aber auch bessere Nachrichten. Denn das Insolvenzverfahren hat bereits einige Schritte vorwärtsgemacht und es existiert sogar ein Hoffnungsschimmer für vollständige Entschädigung. Der angebliche Versicherungsfonds von FTX wird dazu aber nichts beitragen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Das Strafverfahren gegen Sam Bankman-Fried wird getrennt von dem FTX Insolvenzverfahren geführt.




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