Machtkampf und Hyperinflation in Venezuela – Bürger bunkern Bitcoin

In Venezuela herrscht seit Jahren Hyperinflation und aktuell spielt sich zusätzlich ein politischer Machtkampf ab. Eine aufschlussreiche Datenanalyse zeigt, dass in dieser Situation die Bürger ihre Geldreserven zunehmend in Bitcoin stecken.

Die Nachrichten aus Venezuela sind dramatisch: Für den Mindestlohn in der lokalen Währung Bolíva bekommt ein Arbeiter nur noch vier Kilogramm Maismehl oder zwei Packungen Windeln, meldet die Tagesschau. Medikamente und selbst Grundnahrungsmittel sind knapp und bisweilen unerschwinglich geworden, Hyperinflation plagt das südamerikanische Land. Zudem liefern sich gleich zwei Politiker einen Kampf darum, wer denn nun der wahre Präsident sei. Die labile Situation führt dazu, dass die Bürger Venezuelas ihr Geld in nie dagewesenem Maß in Bitcoin (BTC) bunkern.

Bitcoin in Venezuela – die Hintergründe

Nun liegt es eigentlich in der Natur des dezentralisierten BTC, dass sich nicht genau nachvollziehen lässt, wo die Guthaben lokal lagern. Es gibt aber einen Finanzdienstleister namens LocalBitcoins, der sich eben darauf spezialisiert hat, Kryptobörsen durch Mann-zu-Mann-Geschäfte zu ersetzen, ob nun online oder wirklich vor Ort. Und LocalBitcoins meldet Wochenumsätze mit BTC in Venezuela von nahe zehn Millionen US-Dollar mit weiter steigender Tendenz. Das Geschäft von LocalBitcoins nahm demnach bereits 2017 an Fahrt auf und explodierte mit dem politischen Machtkampf geradezu. Die logische Schlussfolgerung: Bevor der Bolivar mit einer für 2019 vom Internationalen Währungsfonds (IWF) prognostizieren Inflation von mehr als einer Million Prozent wertlos wird, ist der BTC für viele Bürger eine deutlich sicherere Option.

LocalBitcoins Volumen in Venezuela

Angeblich planen die Behörden in Venezuela wegen der Entwicklung bereits Steuern auf Transaktionen in Kryptowährungen. Wie man die aber eintreiben will und Steuerpflicht überhaupt feststellen möchte, ist völlig offen. Denn am Beispiel Venezuela zeigt der BTC eine seiner entscheidenden Stärken: Der Bitcoin kann, gerade wenn er direkt gehandelt wird, eigentlich nicht reguliert werden und das Guthaben versteckt sich letztendlich hinter einem Private Key, den niemand offenlegen muss. Spannend an der Geschichte ist auch, dass im Verhältnis zum US-Dollar als inoffizieller Ersatzwährung in Venezuela der BTC nicht immer besser abschneidet – attraktiv bleibt er anscheinend dennoch gerade deshalb, weil er für Behörden nicht greifbar ist.

Venezuelas BTC-Trend – wichtig für mich?

Die Umsätze mit Bitcoin in Venezuela sind bei Weitem nicht groß genug, um sich deutlich auf den globalen Kurs des BTC auszuwirken. Wenn in größeren Volkswirtschaften ein Umstieg von Fiat auf Kryptowährungen im Umfeld politischer Instabilität stattfindet, könnte das allerdings ganz anders sein. Für den Moment taugt die Story besonders dazu, an die Vorzüge einer dezentralisierten und anonymen Währung zu erinnern.


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