Der führende Privacy Coin Monero (XMR) ist in eine unangenehme Diskussion geraten. Eine Analysefirma hat Transaktionen nachverfolgen können. Doch die Monero Community betont einen Fehler bei der Demo.
Teile der Kryptoszene sehen in Privacy Coins wie Monero (XMR) das bessere Bitcoin. Denn längst ist klar, dass Bitcoin und die meisten großen Altcoins das Versprechen auf finanzielle Privatsphäre nicht einhalten können – die Blockchains lassen zu, Transaktionen im Detail nachzuverfolgen. Monero hingegen hat seit seinen Anfangstagen in 2014 bei der Entwicklung den Fokus darauf gelegt, Transaktionen automatisch zu verschleiern. Für einen solchen Privacy Coin wie XMR wirkte die aktuell geleakte Präsentation von Chainalysis rufschädigend und sorgt für Aufregung.
Chainalysis hatte der US-Bundessteuerbehörde IRS 2023 offensichtlich vorführen können, zumindest bei einem bestimmten Teil von Monero Transaktionen Sender, Empfänger und Summen identifizieren zu können. Damit ist das Image von XMR als Privacy Coin angekratzt. Doch in der Monero Community gibt man sich entspannt. Csilla Brimer beispielsweise schreibt auf X das geleakte Video sei die beste Werbung für Monero. Was bringt Brimer, die an der technologischen Weiterentwicklung von XMR mitwirkt, zu dieser Einschätzung?
In mehreren Interviews erklärte Brimer, Chainalysis habe sich eines Trick bedient, um Monero Transaktionen unter die Lupe zu nehmen. Das Unternehmen setzte demnach eigene Monero Nodes auf und gelangte dadurch an die IP-Adressen mancher Transaktionen. In der Online-Welt sind IP-Adressen – wenn sie nicht verschleiert werden – mit einer eindeutigen Anschrift vergleichbar. Monero aber empfiehlt seit jeher, beim Gebrauch von XMR einen eigenen, privat betriebenen Node zu nutzen, womit die IP-Adresse geschützt bleibe. Als Alternative nennt Monero den Webbrowser TOR mit zugehörigem Netzwerk, wo Verbindungsdaten ebenfalls automatisch anonymisiert werden. Wer diese Ratschläge berücksichtige, hätte von Chainalysis nicht ausgelesen werden können, so Brimer.
Monero erlebt generell ein schwieriges Kryptojahr. Im Januar und Februar wurde XMR zunächst bei der Kryptobörse OKX und dann auch beim Marktführer Binance ausgelistet. Dies geschah wohl auf Druck von Regulierungs- und Strafverfolgungsbehörden, welche Monero als Kryptowährung für illegale Aktionen verdammen. Allerdings wussten erfahrene Nutzer ohnehin, dass XMR im Zusammenspiel mit einer zentralisierten Kryptobörse kein Privacy Coin mehr ist, weil dann Identitäten geprüft werden. Nach einer Schwächephase notiert Monero in US-Dollar gemessen bereits wieder über den Niveaus vom Jahresanfang. Mit dezentralisierten Kryptobörsen (DEX), privatem Handel und Online-Stores, die XMR als Zahlungsmittel akzeptieren, existieren bewährte Optionen, um Monero einzusetzen, ohne die finanzielle Privatsphäre aufzugeben.
Fazit: Katz-und-Maus-Spiel für Privacy Coins wie Monero
Klar ist: Behörden in den USA und anderswo werden weiterhin versuchen, hinter die Kulissen von Monero und anderen Privacy Coins wie Zcash zu gucken. Deshalb sollte man die Präsentation von Chainalysis nicht einfach wegwischen. Ohne technologisches Vorwissen und Datendisziplin ist XMR wohl nicht so anonym wie angenommen. Auf der anderen Seite beweisen die gut 3 Milliarden US-Dollar Marktkapitalisierung von Monero die Nachfrage nach einem funktionierenden Privacy Coin. Die eindrückliche Erinnerung daran, dass für anonyme XMR Transaktionen auch etwas Selbstverantwortung vorausgesetzt wird, dürfte bei der Monero Community angekommen sein.
sehr guter Beitrag