Bei der IOTA Stiftung wechselt Mitgründer Serguei Popov vom Vorstand direkt in den Aufsichtsrat. In der Privatwirtschaft ist vor solchen Rochaden eine Cooling-off-Periode von zwei Jahren vorgesehen.
Die IOTA Stiftung vermeldet ihre jüngste Personalie als Schritt in die Zukunft: ” Serguei Popov tritt dem Aufsichtstrat bei”, ist die Mitteilung übertitelt. Fachleute wissen: Popov ist einer der Mitgründer von IOTA und war bisher als Vorstandsmitglied an den Geschicken der Stiftung entscheidend beteiligt. Deshalb provoziert die Entscheidung auch kritische Kommentare. Ein Einwand lautet: In Deutschland, wo die IOTA Stiftung registriert ist, hat der Gesetzgeber für Aktienunternehmen eigentlich untersagt, dass Führungspersonal aus dem Vorstand direkt in den Aufsichtstrat wechselt. Eine Cooling-off-Periode von zwei Jahren soll Interessenkonflikte vermeiden. Die Regelung gilt zwar nicht für Stiftungen, zeigt aber im Beispiel Popov ihre Logik. Denn kritische Begleitung der IOTA Stiftung durch Popov im Aufsichtsrat ist kaum zu erwarten – er hat sie ja selbst mitaufgebaut und ihre Entscheidungen bis zuletzt aktiv mitgetragen.
Polemisch und persönlich kommentiert derweil IOTA-Mitgründer Sergey Ivancheglo (Come-from-Beyond / CFB) die Angelegenheit. Auf Twitter schreibt er, jetzt hätten alle IOTA-Gründer ihre Kreation verlassen, welche durch “tödliche Kultur” innerhalb der Stiftung “verstümmelt” sei. CFB hatte der IOTA Stiftung schon 2019 im Streit den Rücken zugekehrt, der dritte Mitgründer David Sønstebø wurde im Dezember 2020 überraschend als Vorstandsvorsitzender gefeuert. Beide sprechen dem jetzigen IOTA-Chef und Vorstandsvorsitzendem Dominik Schiener das Prädikat “Mitgründer” ab.
Bei IOTA selbst klingt die Situation hingegen harmonisch. Popov, Doktor der Mathematik, wolle sich wieder seiner akademischen Karriere widmen. Schiener bedankte sich bei Popov für die geleistete Arbeit. Dieser selbst betonte, er habe alles getan, was er für IOTA tun könne, und insbesondere zumindest theoretisch Probleme bei der technologischen Weiterentwicklung gelöst. Hier erinnern Beobachter aber auch daran, dass Popov schon 2019 davon sprach, den ungeliebten Koordinator im Tanglenet von IOTA ersetzbar gemacht zu haben. Doch das auch daraufhin erwartete dezentrale IOTA 2.0 aka Coordicide ist nach wie vor nicht reif für die Praxis und die weiterhin zentralisierte Struktur blockiert Expansion.
Fakt ist: Serguei Popov hatte seine Aktivitäten für die IOTA Stiftung schon früh in 2021 drastisch reduziert, als er die Führung der Forschungsteilung aufgab. Aus den öffentlich ausgetretenen Grabenkämpfen zwischen CFB, David Sønstebø und Dominik Schiener hielt sich Popov stets heraus. Die IOTA Community dankte ihm auch das und beglückwünscht Popov überwiegend für die Lebensjahre, in denen er sich auf IOTA konzentrierte.
Fazit: IOTA gehen die Gründer flöten
Serguei Popov wird das erste IOTA Whitepaper zugeschrieben, Sønstebø war jahrelang das öffentliche Gesicht der IOTA Stiftung und CFB so etwas wie der Chefprogrammierer. Ihr Status als IOTA-Mitgründer ist unumstritten, doch ihre Sympathien für IOTA scheinen merklich abgekühlt. Dominik Schiener wiederum hat sich in der Satzung der IOTA Stiftung ohnehin eine ungewöhnliche Machtfülle gesichert und kann jetzt wohl endgültig ohne Widerworte durchregieren. Der Aufsichtsrat mit nunmehr drei Mitgliedern hat sich bei der IOA Stiftung fast nie öffentlich eingemischt, trotz Aufrufen von außen. Ob Schiener für Popov einen Nachfolger im Vorstand vorschlägt, ist noch offen.
Realistisch betrachtet steht Schiener nun vor einer Herkulesaufgabe. Anleger und Kryptoszene erwarten dringlich ein dezentrales IOTA 2.0, um Zukunftsfähigkeit zu sichern. Die Nachricht zur Personalie Popov schickte die Preiskurve von IOTA um 10 Prozent ins Minus (in einem ohnehin schon schwachen Markt). Marktteilnehmer hegen offenbar erhebliche Zweifel, ob Schiener mit der Konstellation umgehen kann, in der er nicht mehr auf Gleichrangige trifft.
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