Die Kryptobörse Coinbase ist offensichtlich in Gesprächen mit dem britischen Versicherungsunternehmen Aon, die dazu führen sollen, dass Coinbase einen Eigenversicherer gründet. Ziel ist es, Versicherungskosten zu senken. Fragen zu Versicherungsmodellen beschäftigen prinzipiell alle Kryptobörsen.
Ein offenes Geheimnis in der Kryptoszene ist, dass Kryptobörsen Probleme mit dem Zugang zu den klassischen Versicherungsmärkten haben. Hacker-Angriffe, Veruntreuungen, Systemfehler – die Liste von Situationen, in denen die Guthaben von Kunden und eigenen Einlagen der Kryptobörsen gefährdet sein können, ist lang. Die großen Versicherer scheuen, risikoreiche Policen mit den Kryptobörsen abschließen oder verlangen dem Vernehmen nach um 10 Prozent der Versicherungssumme als jährliche Gebühr. Coinbase will nun einem Medienbericht zufolge die Versicherungsfrage lösen, indem man einen Eigenversicherer gründet. Eigenversicherer (captive insurance Company) beschreibt ein in der Großwirtschaft gängiges Modell, ein Versicherungsunternehmen als 100-prozentige Konzerntochter zu betreiben, welches sich einzig und allein um die Versicherung des Mutterunternehmens kümmert. Coinbase wollte den Bericht, der von einer Zusammenarbeit dem dem Versicherungsriesen Aon spricht, nicht kommentieren, verzichtet aber auch ein Dementi.
Welche Versicherungsmodelle gibt es für Kryptobörsen?
Kryptobörsen organisieren Handel täglich mit Millionenumsätzen und müssen dafür Kryptowährungen auch in Hot Wallets vorhalten. Während von den meisten Kryptobörsen bekannt ist, dass sie Guthaben in Cold Wallets als wenig gefährdet ansehen, möchten sie zumindest das Geld, welches tagesaktuell im Umlauf ist, versichern. Während sie FIAT durchaus bei den staatlich organisierten Instrumente zur Einlagensicherung anmelden können, ist dort für Kryptowährungen der Riegel vor. Coinbase machte in einem Blogbeitrag vom April bekannt, eine Versicherung mit Lloyd´s für umgerechnet 225 Millionen US-Dollar in Kryptowährungen abgeschlossen zu haben, die in Hot Wallets lagern. Das Problem hier: Die Kurse von Bitcoin und Co. schwanken häufig stark und bei steigenden Kursen ist die Versicherungshöchstsumme schnell erreicht. Wenn der Versicherer dann nicht nachverhandeln möchte, steht die Kryptobörse wieder ohne ausreichenden Versicherungsschutz dar.
Auch deshalb eigenversichern sich die meisten Kryptobörsen mit dem feinen Unterschied, dafür keinen ausgelagerten Eigenversicherer zu betreiben. Von Kraken-CEO Jesse Powell ist beispielsweise zu hören: “Unser Geschäftsbericht ist unsere Versicherung”. Man habe gut 100 Millionen US-Dollar zur Seite gelegt, große Teile davon in Bitcoins, um gegen Kursschwankungen immun zu sein. Für die Kryptobörse Huobi heißt es, man habe etwa 400 Millionen US-Dollar in Reservefonds, dort ebenfalls große Teile in Bitcoins. Von Binance bekannt ist der SAFU-Fonds, der beim letzten Multimillionen-Hack die Kunden entschädigte. Bei Huobi und Binance werden die eigenen Sicherheitsfonds hauptsächlich mit einem Teil der eingenommen Gebühren gespeist. Doch es gibt natürlich auch Negativbeispiele wie bei der KryptobörseQuadrigaCX, wo offensichtlich keine seriöse Buchhaltung stattfand und erst recht keine Versicherung abgeschlossen wurde.
Warum ist der Plan von Coinbase mit dem Eigenversicherer sinnvoll?
Fast alle der 500 größten US-Unternehmen betreiben einen Eigenversicherer. Sie wählen dieses Modell, weil es Kosten einspart und es möglich macht, auch Risiken zu versichern, die von anderen Versicherungsunternehmen ausgeschlossen werden. Zudem haben Eigenversicherer Zugang zu den globalen Rückversicherern, womit wiederum weniger Kapital beim Eigenversicherer gebunden werden muss. Genau auf diese Vorteile schaut wohl auch Coinbase und könnte so zum Vorreiter in der Kryptobranche werden. Theoretisch möglich, praktisch aber unwahrscheinlich erscheint derzeit die Idee, dass sich mehrere Eigenversicherer aus der Kryptobranche zu einem Verband zusammenschließen, um so Risiken auf viele Schultern zu verteilen.
Für Dich als Anleger bleibt unterdessen klar: Deine beste Versicherung ist eine Hardware Wallet wie die Ledger Nano S oder Ledger Nano X, um Deine Guthaben vor dem Risiko eines Hacks zu schützen. Daneben empfehlen wir Dir, bei der Wahl Deiner Kryptobörse darauf zu achten, ob sie transparente Angaben dazu macht, ob und wie sie Kundenguthaben versichert.
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