E-Euro: EZB diskutiert Pro und Contra von CBDC

In der Europäischen Zentralbank (EZB) werden Überlegungen vorangetrieben, eine Digitalwährung zu launchen. Bei einer solchen CBDC (Central Bank Digital Currency) müsse abgewägt werden, ob eine dezentrale oder zentrale Lösung die bessere sei.

Es tut sich etwas in der EU in Sachen E-Euro: Man müsse darauf vorbereitet sein, die technischen Innovationen umzusetzen, welche den Zahlungsverkehr schneller als je zuvor machen, sagt Yves Mersch. Der Luxemburger gehört in der Europäischen Zentralbank (EZB) dem Direktorium und dem Aufsichtsgremium an und äußerte sich in einer Rede ausführlich zu den Diskussionen, welche in der EZB zu einer eigenen Digitalwährung stattfinden. Mersch plädiert dafür, allen Bürgern eine CBDC (Central Bank Digital Currency) zugänglich zu machen und einen E-Euro nicht auf institutionelle Teilnehmer der Finanzmärkte zu beschränken. Bemerkenswert: Mersch kann sich gut vorstellen, dass der E-Euro technologisch auf einer dezentralen Lösung basieren wird.

Welche Ideen zum E-Euro in der EZB kursieren

Mensch argumentiert entschlossen für einen E-Euro. 80 Prozent der Notenbanken weltweit würden an CBDCs arbeiten und so auch die EZB. Dabei nehme man die Bedürfnisse der EU-Bürger ernst. Nach wie vor sei Bargeld im Alltag das bevorzugte Zahlungsmittel und in Zeiten der Coronakrise nehme die Nachfrage nach Bargeld sogar noch zu. Deshalb solle ein E-Euro das Prinzip von Bargeld nachahmen, glaubt Mersch. Dies beinhalte Anonymität, Zugriff für jeden und Einsatz überall und jederzeit. Ein E-Euro, der technologisch auf einer zentralen Lösung beruhe, könne diese Prinzipien von Bargeld kaum abbilden, meint Mersch. Zudem müsse die EZB dann bereit sein, Konten für Privatkunden einzurichten, Bankgeschäfte zu übernehmen usw.

Ein dezentral organisierter E-Euro hingegen könne wie Bargeld sozialen, juristischen und politischen Auseinandersetzungen entgegenwirken. Hier sei das Gleichheitsprinzip gewährleistet. Die EZB würde einen dezentralen E-Euro in diesem Szenario nur herausgeben und über die Geschäftsbanken an die Bürger weitergeben. Mersch räumt ausdrücklich ein, dass es zu dieser Grundsatzfrage zentraler oder dezentraler E-Euro in der EZB unterschiedliche Haltungen gibt. Auch sei ein E-Euro noch keinesfalls beschlossene Sache. Die europäische CBDC werde nur dann eingeführt, wenn sicher sei, dass sie nachgefragt werde und es der EZB weiterhin erlaube, ihre Hauptaufgabe wahrzunehmen, nämlich die Stabilität des Euros zu garantieren.

E-Euro: Blosses Gedankenspiel oder baldige Zukunftslösung?

Mit der Berufung von Christine Lagarde an die Spitze der EZB zeichnete sich bereits ab, dass sich die Geldpolitik der EU dem Thema Kryptowährungen vorurteilsfrei öffnet. Der Vorstoß von Mersch deutet an, dass sich in der EZB ein Lager bildet, welches praxisnah denkt. Mersch war länger als ein Jahrzehnt Präsident der Notenbank von Luxemburg und nimmt in der EZB und anderen EU-Institutionen schon seit den 1980er Jahren wichtige Positionen inne. Er ist also bestens vernetzt und würde sich mit seinen weitreichenden Überlegungen kaum an die Öffentlichkeit trauen, wenn er aus dem EZB-Direktorium keinen Rückhalt spürt.

Ein dezentral organisierter E-Euro als CBDC Europas geht über das hinaus, was andere Notenbanken vorhaben. Denn die unterschiedlich weit fortgeschrittenen Pilotprojekte von Schweden bis China sind zentralisiert angelegt und bilden so die Vorteile von Bargeld (oder Bitcoin) nicht konsequent nach. Ob sich die EZB schlussendlich zu einer im Grunde radikalen Lösung durchringen kann, die für sie auch Kontrollverlust bedeutet, bleibt aber offen. Ein wichtiger Debattenbeitrag ist Mersch allerdings zweifelsohne gelungen.


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