FTX Gründer Sam Bankman-Fried: Warum plädiert er auf unschuldig?

Nach der Insolvenz des Krypto-Imperiums von Sam Bankman-Fried hat der 30-Jährige vor Gericht auf unschuldig plädiert. Was bewegt ihn dazu angesichts offenbar erschlagender Beweislage?

Die juristische Aufarbeitung des milliardenschweren Crash von FTX, Alameda Research und anderen Unternehmen aus dem bankrotten Krypto-Imperium von Sam Bankman-Fried (SBF) hat begonnen. Vor Gericht in New York erklärte sich Bankman-Fried als unschuldig in allen acht Punkten, die ihm die Staatsanwaltschaft vorwirft. Richter Lewis Kaplan setzte daraufhin den 2. Oktober 2023 als Startdatum für die mündlichen Verhandlungen an. Bankman-Fried wird unter anderem Betrug, verbotene Wahlkampffinanzierung und Geldwäsche vorgeworfen. Be einer Verurteilung drohen im bis zu 115 Jahre Gefängnis. Beobachter fragen sich nun, warum der Gründer und Ex-CEO Bankman-Fried alle Anklagen kategorisch zurückweist und juristisch den riskanten Weg wählt, auf unschuldig zu plädieren?

Denn mit dieser Position hat sich SBF die Möglichkeit versperrt, durch Schuldeingeständnis einen Deal mit der Staatsanwaltschaft auszuhandeln. Soweit bekannt haben sich mit Caroline Ellison und Gary Wang zwei Top-Manager von FTX und Alameda Research zur Zusammenarbeit mit den Ermittlern verpflichtet, sich zu ihrer Schuld bekannt und erwarten nun im Gegenzug strafmildernde Umstände für ihre Verurteilungen. So könnte es durchaus möglich sein, dass Bankman-Fried vonseiten der US-Justiz signalisiert bekam, ein Deal sei nicht mehr möglich oder nur zu sehr schlechten Konditionen. Eine weitere Erklärung für das Verhalten von SBF wäre, dass seine Anwälte ihm raten, auf Zeit zu spielen und nun zunächst die ausführliche Anklage abzuwarten.

Immerhin ist Bankman-Fried vorerst mit einer elektronischen Fußfessel “nur” in Hausarrest. 250 Millionen US-Dollar Kautionsgarantie haben seine Eltern und zwei anonym bleibende Unterstützer dafür aufgebracht, eine Rekordsumme in der US-Rechtsgeschichte. Dies befeuert Verschwörungstheorien, denen zufolge SBF auf mächtige Freunde hofft, die ihn hinter den Kulissen freiboxen könnten. Bankman-Fried hat in der Vergangenheit das Lager der US-Demokraten von Präsident John Biden öffentlichkeitswirksam mit Millionenspenden bedacht. Aber Kommentatoren erinnern daran, dass solche Verbindungen etwa nach der Milliardenpleite von Enron 2001 dem dortigen CEO Kenneth Lay nicht vor einer Verurteilung schützte, obwohl Lay mit US-Präsident George W. Bush eng befreundet war.

Bankman-Fried ein irre gewordenes Muttersöhnchen?

So findet die These Zulauf, dass Bankman-Fried den Sinn für Realitäten derart verloren hat, dass er tatsächlich an seine Unschuld glaubt. Gestützt wird diese Betrachtungsweise durch wirre Äußerungen auf Twitter, die Bankman-Fried noch nach der Insolvenzerklärung von FTX, aber vor seiner Verhaftung verbreitete. Als Mitte November 2022 bereits der Insolvenzverwalter das Ruder übernommen hatte, träumte SBF öffentlich weiter von einer friedlichen Rettung seines Lebenswerks durch externe Investoren. Auch in Interviews machte Bankman-Fried in der Phase den Eindruck, den Ernst der Lage zu verkennen. Und als er auf den Bahamas festgenommen und dem Untersuchungsrichter vorgeführt wurde, soll seine Mutter im Publikum gelacht haben bei der Beschreibung ihres Sohnes als “Kriminellen”.

Überhaupt spielen die Eltern von SBF in der öffentlichen Betrachtung des Falls mitunter eine wichtige Rolle. Joseph Bankman und Barbara Fried sind beide Jura-Professoren und Anhänger eines “Effektiven Altruismus”. Diese Bewegung meint, man müsse Zeit und Geld möglichst effizient für gesellschaftliche Verbesserungen einsetzen und Hochbegabte wie SBF sollten über die Details entscheiden. Auch Bankman-Fried und Teile seines Umfelds haben sich mehrfach zum “Effektiven Altruismus” bekannt, was nun so erscheint wie ein Versuch, sich quasi selbst zum “Heiligen” zu erklären. Seinen aktuellen Hausarrest verbüßt SBF bei seinen Eltern in Kalifornien, Hintergründe zu einer von FTX für sie bezahlten Luxusimmobilie auf den Bahamas sind bisher unklar geblieben.

Fazit: Sam Bankman-Fried – das Gesicht der FTX Pleite

Die Staatsanwaltschaft hat nicht nur die Kronzeugen Caroline Ellison und Gary Wang in der Hinterhand, auch Einblicke der Insolvenzverwalter in das Geschäftsgebaren von FTX sprechen Bände. Einen Freispruch kann SBF nüchtern betrachtet nicht erwarten und sein Festhalten an Unschuld ist für die Gläubiger ein Schlag ins Gesicht, da es Abwicklung der Insolvenz verzögern dürfte. Letztendlich aber wird Sam Bankman-Fried für Jahrzehnte im Gefängnis landen, da sind sich die Beobachter einig.


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