FTX Insolvenz: SBF nennt Summe der verschwundenen Kundengelder

Der Gründer und EX-CEO der bankrott gegangenen Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, schätzt die Summe verlorenerer Kundengelder auf über 5 Milliarden US-Dollar. In einem Interview spricht er über Hintergründe.

Sam Bankman-Fried ist zu dem wohl aktuell am meisten gehassten Krypto-Prominenten geworden, unter seiner Führung musste die Kryptobörse FTX vor knapp einem Monat Insolvenz anmelden. Hunderttausende Kunden von FTX haben keinen Zugriff auf ihre Anlagen mehr und müssen damit rechnen, nur teilweise entschädigt zu werden. Von seiner Position als CEO bei FTX ist der 30-jährige Bankman-Fried zurückgetreten, aber er meldet sich in Interviews weiter zu Wort. Eines davon gab er am Wochenende dem angesehenen Wall Street Journa und SBF offenbart dabei erstaunliche Wissenslücken.

So kann Bankman-Fried gegenüber dem WSJ zwar die Summe der Kundengelder, die fehlen, auf mehr als 5 Milliarden US-Dollar beziffern. Doch was mit den Geldern passiert ist, weiß er nach eigenen Angaben nicht, “ich kann nur spekulieren”. Bankman-Fried erklärt, dass es 2019 und 2020 in den Gründungsjahren von FTX noch eine übliche Praxis gewesen sei, Kundengelder in Fiat über seine Krypto-Investmentfirma Alameda Research entgegenzunehmen und von dort zu FTX zu transferieren. Dieser Weg war demnach nötig, weil FTX damals über keine eigenen klassischen Bankkonten verfügte. Über 5 Milliarden US-Dollar seien im Laufe der Zeit mit dieser Methode verschoben worden und möglicherweise doppelt in der Buchführung auftaucht. Doch was da genauer vor sich ging, will SBF nicht gewusst haben, “ich hatte nicht genug Gehirnwindungen übrig, um alles zu verstehen, was bei Alameda Research vor sich ging”.

Bankman-Fried hatte sich offiziell schon Ende 2021 von aktiven Rollen bei Alameda Research zurückgezogen und das Ruder an seine Studienfreundin Caroline Ellison und Sam Trabucco übergeben. Doch SBF blieb Mehrheitsbesitzer von Alameda Research und das Personal der beiden Firmen, die eigentlich streng getrennt voneinander agieren sollten, arbeitete häufig in gemeinsamen Räumen. Der WSJ-Artikel zeigt einen SBF, der sich schuldbewusst gibt, doch ausweichend antwortet, wenn Reporter Alexander Osipovich Details zu Risikomanagement und den unheilvollen Verstrickungen von FTX und Alameda Research nachhakt. Die FTX Insolvenzverwalter haben nach ihrer ersten Bestandsaufnahme von Chaos in der Buchführung berichtet und von mindestens 3,1 Milliarden US-Dollar Schulden.

Fazit: Bankman-Fried ein ahnungsloser Sündenbock?

Es kristallisiert sich durch journalistische Recherchen und die Insolvenzverwalter heraus, dass tatsächlich Kundengelder auch von FTX bei Alameda Research dafür eingesetzt wurden, eigene riskante Anlagestrategien zu verfolgen, die in Riesenverlusten endeten. Schwer vorstellbar, dass SBF davon nichts oder nur wenig gewusst hat, denn er zeigte sich öffentlich gerne bei der Arbeit im Team. Dem WSJ sagt Bankman-Fried, er kenne die schriftlichen Geschäftsbedingungen von FTX nicht Zeile für Zeile. In diesen wird festgelegt, dass Kundengelder nur Kunden zustehen und FTX keine Ansprüche habe. Es deutet sich eine Vielzahl von Gesetzverstößen an, die SBF zu verantworten hat. Aber die für Kunden wohl wichtigste Frage, wie groß das Finanzloch bei FTX und Alameda Research nun wirklich ist, ist weiterhin nicht zuverlässig beantwortet.

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