Im Streit um die Zukunft von Cake hat in Singapur ein Gerichtstermin stattgefunden. Die Gründer und Kontrahenten Julian Hosp und U-Zyn Chua stellen die Situation gegensätzlich dar. Das Cake Projekt DeFiChain leidet.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der dritte? Im Fall Cake geht das Sprichwort nicht auf. Denn seit die Gründer des Unternehmens, Julian Hosp und U-Zyn Chua, sich öffentlich vor Gericht bekriegen, ist die Preiskurve von DeFiChain (DFI) immer weiter abgestürzt und hat am Wochenende ein neues Allzeittief erreicht – und DeFiChain ist das Vorzeigeprojekt von Cake.
Wir verfolgen die für Anleger schmerzhafte Geschichte von Cake (früher Bake), DeFiChain und Julian Hosp jetzt schon seit Jahren und dementsprechend auch den Gerichtsprozess, der im Dezember 2023 von U-Zyn Chua angestrengt wurde. Jetzt fand dort eine weitere Anhörung statt und die Situation ist dadurch nicht einfacher geworden. Eine Bestandsaufnahme:
Im Anschluss an den Gerichtstermin haben sowohl U-Zyn Chua als auch Julian Hosp X genutzt, um ihre Sicht der Dinge zu schildern. U-Zyn Chua war selbst vor Gericht anwesend (hier sein Post auf X), Julian Hosp schickte seine Anwälte allein vor (hier sein X Beitrag). Dazu gibt es noch einen Augenzeugenbericht, der auf Reddit hier erschien.
DeFiChain ist zum Fass ohne Boden geworden
Wer mit der Vorgeschichte des Konflikts nicht vertraut ist, braucht ein bisschen Hintergrundinformationen. Im Kern hat U-Zyn Chua die Liquidierung von Cake beantragt und macht unauflösbare Konflikte mit Julian Hosp als Grund geltend. Als das Gericht nach Fristverlängerungen Ende Februar dazu entscheiden wollte, überraschte Hosp kurzfristig mit dem Angebot, sein Geschäftspartner könne Cake doch ganz übernehmen und ihn (plus Ehefrau Bettina) ausbezahlen.
U-Zyn Chua schreibt nun, Hosp spiele auf Zeit – und dieser wiederum entgegnet, es sei U-Zyn Chua, der fragwürdige Seitenspielchen betreibe anstatt eine Übernahme abzuschließen. Der Augenzeugenbericht gibt eine Ahnung dazu, was mit den Seitenspielchen gemeint ist. Hosp hat offensichtlich eine polizeiliche Hausdurchsuchung in Singapur erleben müssen. Hosp sagt, er kooperiere mit den Behörden – U-Zyn Chua fühlt sich von Hosp verleugnet. Klar ist: Im Stadtstaat Singapur mit drakonischen Strafen etwa für Drogengebrauch oder Ehebruch ist U-Zyn Chua mit Pass ausgestattet, Julian Hosp nur Zugezogener. Auch das Ministerium für Einwanderung soll in Sachen Hosp Untersuchungen anstellen. Hosp wiederum widerspricht Gerüchten, er habe mit dem Auszug aus seiner Stadtvilla Singapur ganz den Rücken gekehrt.
Julian Hosp und U-Zyn Chua vergessen gute Kinderstube
Und wenn man die Posts von Hosp und U-Zyn Chua liest, geht das in einem so fort. Die Schuld an der Misere bei der Zukunft von Cake und damit auch DeFiChain wird jeweils der anderen Seite zugeschoben. Dabei wird an Schlägen unter der Gürtellinie nicht gespart und Transparenz über die geschäftlichen Aspekte nicht hergestellt.
Deshalb ist für Beobachter das Protokoll des Augenzeugen so interessant. Es ist anonym gepostet, doch die Person bezeichnet sich als Angestellter bei Cake. Die Darstellung des mehrstündigen Gerichtstermins wirkt so neutral, wie es von einem der verbliebenden Cake Mitarbeiter sein kann. Denn öffentlich wurde das Zerwürfnis zwischen Julian Hosp und U-Zyn Chua bei einem Stellenabbau im November 2023, als Hosp seinen Mitgründer außen vor ließ. Seitdem hat U-Zyn Chua als Technischer Vorstand (CTO) von Cake im Unternehmen keine Hausmacht mehr.
Der Augenzeuge also steht auf der Seite von Hosp und macht auch keinen Hehl daraus. Er schreibt, neben ihm seien weitere 15 Cake Kollegen als Zuschauer in den Gerichtssaal gekommen und hätten dort schließlich eine Ehefrau von U-Zyn Chua erlebt, die durch Rumgeschreie auffiel. Aber er schildert eben auch, wie der Richter bei der Suche nach Wahrheits- und Entscheidungsfindung den Finger mehrfach auf den gleichen Punkt legte: „Woran scheitert es, dass die beiden Parteien sich nicht untereinander einigen?“
Übernahmeangebot bei DeFiChain nur vorgeschoben?
U-Zyn Chua hatte nach Eigendarstellung das Übernahmeangebot von Cake auch zu den finanziellen Konditionen von Hosp bereits akzeptiert. Es hat anscheinend aber keine Übereinstimmung gegeben, wie mit den Anteilen von Hosps Ehefrau Bettina umzugehen sei. Derweil scheint es mittlerweile, als ob Hosp selbst mit Cake weitermachen möchte, denn er postet bereits große Pläne für DeFiChain für das laufende Quartal.
Wem das an Schlammschlacht noch nicht reicht, kann im Augenzeugenbericht auch Vorwürfe zu Missbrauch von Unternehmensgeldern für private Zwecke nachlesen oder Geschichten aus Zeiten, als Julian Hosp und U-Zyn Chua sich als unzertrennliches Power-Pärchen fühlten. Hosp die Marketing-Maschine und U-Zyn Chua das Technik-Genie – so müssen die beiden mal brilliert haben und uns fällt dazu auch das gemeinsame Bitcoin Ordinals Projekt Ordzaar ein.
Fazit: Hosp und U-Zyn Chua rechnen auf Rücken von Anlegern ab
Es gäbe da etwa noch den Antrag von Julian Hosp, das mündliche Verfahren in ein schriftliches umzuwandeln oder die Opferrolle, die U-Zyn Chua unbedingt einnehmen will – beide Seiten agieren destruktiv und all die Details aus dem Innenleben von Cake lassen schaudern. Die gut vernetzte DeFiChain-Kritikerin Lorena B. vermutet auf X, dass sich schließlich Julian Hosp als (größerer) Lügner erweisen wird und hat dabei seine Vorgeschichte von TenX im Hinterkopf.
Doch Anlegern wird selbst ein Gerichtsurteil kaum noch helfen. Die Preiskurve von DeFiChain ist längst nicht mehr im Tal, sondern in den Brunnen gefallen. Der für Cake und den juristischen Krieg zwischen U-Zyn Chua und Julian Hosp zuständige Richter will nun ein Urteil fällen – aber wer die Story kennt, würde auch durch neue Spitzfindigkeiten und weitere Anhörungen nicht mehr überrascht. Wenn man bedenkt, dass die beiden starken Egos mit Millionengeldern jonglieren, sprechen die Ergebnisse für sich.
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