Krypto-Kreditdienst Nexo wehrt sich scharf gegen Gerüchte um mögliche Insolvenz

Mit Celsius, BlockFi und Voyager Digital sind mindestens drei Krypto-Kreditdienste zuletzt in schwere Liquiditätsprobleme geraten. Mitbewerber Nexo geht in die Offensive, um zu zeigen, dass man anders wirtschaftet.

Seit über zwei Wochen stehen Abhebungen bei Celsius still, bei BlockFi konnte nur eine Notall-Kreditlinie von FTX den Betrieb aufrechterhalten – das sind nur zwei Beispiele für Krypto-Plattformen, die sich in der Sparte Kreditdienste offenbar verzockt und existenzielle Schwierigkeiten haben, Liquidität aufrechtzuerhalten. Betroffen davon sind auch Milliarden US-Dollar Kundengelder. Der Mitbewerber Nexo ist ebenfalls öffentlich angezählt worden, besonders hart vom Twitter-Account otteroooo.

Mit 87-prozentiger Wahrscheinlichkeit werde Nexo bis Ende des Jahres in Zahlungsschwierigkeiten schlittern, behauptet otteroooo in einem Thread und liefert dazu auch angebliche Beweise. In einem zweiten Thread geht otteroooo noch weiter und wirft Nexo-Mitgründer Kosta Kantchev vor, bei einer Wohltätigkeitsorganisation gesammelte Gelder zum Bau einer privaten Protzvilla missbraucht zu haben. Diese Anschuldigungen zogen schnell Kreise in der Kryptoszene und Nexo muss Abzug von Kundengeldern fürchten.

Deshalb sieht sich Nexo jetzt in der Pflicht, gegen üble Nachrede vorzugehen, und nutzt dafür diverse Kanäle. An otteroooo wurde eine Unterlassungserklärung gerichtet, bisher allerdings anscheinend ohne Erfolg. In einem langen Blogpost versucht Nexo parallel aufzuzeigen, dass otteroooo bewusst FUD verbreitet. Otteroooo setze seine Gerüchte in die Welt, um mehr Twitter-Follower anzuziehen und so seinen Account für eine staatliche Summe verkaufen zu können. Dabei schrecke otteroooo nicht einmal davor zurück, Nexo-Mitgründer Kosta Kantchev absichtlich mit dem Bulgaren Constantine Krastev zu verwechseln. Letzterer sei es, der mit dem Skandal um Wohltätigkeitsgelder in Verbindung gebracht werde. Generell argumentiert Nexo, dass otteroooo eine klassische Taktik für Fake-News verfolge und damit die Kryptobranche in Verruf bringe.

Um den Vorwurf von versteckten Liquiditätsproblemen zu entkräften, verweist Nexo zunächst auf die Testate, die täglich vom Dienst TrustExplorer generiert werden. Dieses Testat betätigt aktuell, dass die bei Nexo gelagerten gut 4 Milliarden US-Dollar zu mehr als 100 Prozent durch Reserven gedeckt sind. Um letzte Zweifel zu beseitigen, richtete sich Nexo auch an das Krypto-Fachportal Decrypt und legte den Journalisten dort weitere interne Materialien vor. Sie sollen beweisen, das Nexo beispielsweise nicht vor der Abkopplung von Lido Staked Ethereum (stETH) von Ethereum (ETH) zittern muss, weil ausreichend Sicherheiten bestünden.

Fazit: Ist Nexo wirklich ein seriöser Anbieter von Zinsen für Krypto?

Der aus Sicht von Anlegern wichtigste Punkt bei der Diskussion um Nexo ist, ob dort für Zinsen angelegte Guthaben wirklich sicher sind. Decrypt ist bei seiner Verteidigung von Nexo fair genug zu erwähnen, dass Nexo zu den Investoren bei der Medienplattform gehört. Zudem werden Hintergründe zu dem Testat von TrustExplorer kritisch hinterfragt und auf den Unterschied zwischen Testat und Audit hingewiesen. So ergibt sich auch für uns ein eher positives Bild von Nexo. Bei der Story um Kosta Kantchev und angeblich abgezweigte Spendengelder sind die vorgelegten Beweise für eine gezielte Verwechslung stark. Und Decrypt, was tieferen Einblick in die Bücher von Nexo erhielt, wird seine gewachsene Glaubwürdigkeit kaum dafür aufs Spiel setzen, um einen einzelnen Investor gegen besseres Wissen reinzuwaschen. Nexo wirbt damit, zwar etwas weniger Zinsen als Konkurrenten wie Celsius oder BlockFi zu bieten, dafür aber nur überbesicherte Kredite zu vergeben und so niemals Kundengelder zu riskieren. Auf Grundlage der momentan verfügbaren Informationen scheint diese Aussage gerechtfertigt und es wäre verkehrt, aus den tiefen Krisen bei BlockFi und Celsius automatisch auf eine vergleichbare Lage bei Nexo zu schließen.


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