Telegram gibt sein Projekt auf, eine eigene Blockchain unter dem Namen TON und eine Kryptowährung namens Gram zu etablieren. Telegram-Chef Pavel Durov übt in seiner Begründung für das abrupte Ende scharfe Kritik an den USA.
Bittere Bauchlandung für Telegram und das mit viel Vorschusslorbeeren und Kapital bedachte Projekt einer eigenen Kryptowährung. In einem Blogpost gab Telegram-Gründer Pavel Durov bekannt, dass die Arbeit an der Blockchain TON und der Kryptowährung Gram mit sofortiger Wirkung eingestellt werde. “Leider hat ein US-Gericht TON verhindert”, schreibt Durov. Bereits vor zwei Wochen hatte Telegram frühen Investoren Entschädigungszahlungen angeboten, aber parallel noch einen Launch von Gram und TON für April 2021 in Aussicht gestellt. Nun wird das Projekt offiziell zu einem Milliardengrab, es sollen im Vorfeld 1,8 Milliarden US-Dollar Risikokapital eingesammelt worden sein.
Warum Telegram TON und Gram aufgibt
Telegram hatte zu seiner Blockchain- und Kryptowährungsstrategie wenig Informationen veröffentlicht. Durov beschreibt das Konzept nun als dezentralen Weg, Ideen und Geld auszutauschen. Man habe sich dabei an den Pionieren von Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) orientiert, aber in 2,5 Jahren Entwicklungsarbeit erreicht, diese in Sachen Skalierbarkeit und Geschwindigkeit zu übertreffen. Doch dann grätschte im Oktober 2019 die US-Börsenaufsicht SEC dazwischen und untersagte den Verkauf von Gram in den USA. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass Gram ein Security Token sei und deshalb der Zulassungspflicht unterliege. Ein US-Gericht bestätigte diese Auffassung und ging laut Durov dabei sogar noch weiter. Die Richter verboten demnach den Verkauf von Gram weltweit, da es US-Bürgern ansonsten gelingen könne, sich an TON zu beteiligen.
Der in St. Peterburg geborene Durov hat Russland Mitte der 2010er Jahre wegen Problemen mit dem Staatsapparat verlassen. Telegram zählt mittlerweile mehr als 400 Millionen Nutzer und gilt als der Messengerdienst, der seine Beliebtheit besonders ausgeklügelter Verschlüsselungstechnik verdankt. Durov hält sich im Exil auf und spart nun nicht mit Kritik an den USA. Seiner Ansicht nach nehmen sich die USA das Recht heraus, weltweit zu herrschen. Durch die Kontrolle über den US-Dollar kontrolliere man das globale Finanzsystem. Über Google und Apple könne die USA jederzeit Apps aus dem Angebot nehmen. Und so seien TON und Gram am Veto der USA gescheitert, obwohl das Projekt überall anders auf der Welt willkommen gewesen sei. 96 Prozent der Weltbevölkerung würden von den 4 Prozent gegängelt, welche in den USA leben und dort Entscheidungsträger wählen, so Durov. Würden die USA Kaffee verbieten und Italien auffordern, Kaffeehäuser zu schließen, weil diese von US-Amerikanern besucht werden könnten – dann würde wohl jeder zustimmen, macht Durov einen gewagten Vergleich. Bei Gram und TON sieht er Parallelen zu einer Goldmine, bei der TON die Mine und Gram das Gold sei. Jetzt aber sei den Investoren, welche die Goldmine erschlossen haben, verboten worden, ihr Gold zu verkaufen.
Was das Aus von Gram für die Kryptobranche und Telegram bedeutet
Bei aller harscher Kritik an den USA bleibt Durov eine Antwort schuldig, wie nun mit den Investoren verfahren wird. Im Gespräch sind nach früheren Medienberichten eine Rückzahlung von 72 Prozent der Investitionssummen, was etwa 1,3 Milliarden US-Dollar bedeuten würde. Telegram veröffentlicht als privates Unternehmen keine Geschäftszahlen und so bleibt ungewiss, ob diese gewaltige Summe zu stemmen ist. Durov warnt ausdrücklich davor, Geld oder Informationen an Projekte zu geben, die mit seinem Namen oder TON werben. Sein Team habe sich komplett von TON und Gram zurückgezogen und wenn die Technik nun anderswo wieder auftauche, werde kein Support geleistet.
Die Kryptoszene erlebt einmal mehr, wie die SEC eine kryptofeindliche Position einnimmt. Die SEC hat schon mehrfach Kryptowährungen nach dem Launch wegen unerlaubter ICOs zu Straf- und Entschädigungszahlungen verdonnert. Der Fall Telegram macht erneut klar, dass legalesKryptogeschäfte in den USA ein heikles Terrain sind. Unterdessen richtet sich nun der Blick wieder auf Facebook Libra, wo man hofft, grünes Licht von den Regulierungsbehörden zu bekommen und so eine Kryptowährung in einem der großen sozialen Netzwerke zu launchen. Facebook Libra hatte zuletzt eine Kursänderung verkündet und sich dabei von dem Prinzip der Dezentralität endgültig verabschiedet. Durov schließt seinen offenen Brief mit den besten Wünschen für all diejenigen, welche sich für Dezentralität, Balance und Gleichbehandlung in der Welt einsetzen.
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