Mit dem Tangleblog zieht sich ein reichweiten- und meinungsstarkes Projekt aus dem Kosmos von IOTA zurück. Gründer Steffen Vogt aka Limo nennt finanzielle Gründe für die Entscheidung. Im August war das Tangleblog in eine Affäre verwickelt, bei der Limo Erpressung vorgeworfen wurde.
Wer sich mit IOTA beschäftigt, ist früher oder später auch auf das Tangleblog gestoßen. Dort hat sich Gründer Steffen Vogt, in der Szene als Limo bekannt, seit Oktober 2016 mit der Kryptobranche beschäftigt und seinen Fokus auf IOTA gelegt. Gut drei Jahre später ist damit Schluss, schreibt Limo in einem Blogpost unter dem Titel “Der Abschied“. Das Experiment, als selbstständiger Publizist vom Tangleblog und Videokanälen wie “Sonntagsplausch” zu leben, sei praktisch gescheitert, erklärt Limo seine Beweggründe. Nur indirekt ging er auf die selbst gemachten Probleme ein, die Limo sich im August 2019 damit einhandelte, als er die IOTA-kritische Sicherheitsforscherin Sarah Jamie mit fragwürdigen Methoden unter Druck setzen wollte.
Adieu Tangleblog – oder vom Scheitern eines Kryptotraums
In dem Abschiedspost lässt Limo seinen Einstieg in die Welt der Kryptowährungen und darauf folgende Hoch und Tiefs noch einmal Revue passieren. Die Story ist ganz und gar nicht untypisch, sondern durchaus wert, als Mahnung vor übertriebenen Hoffnungen gelesen zu werden. 2012 nahm Steffen Vogt sein Studium auf und suchte nach Möglichkeiten, auch ohne Studentenjobs ein Einkommen zu generieren. In der damals noch nerdigen Nische Kryptowährungen sah er seine Chance und investierte 1.000 Euro, wohl in Bitcoin (BTC). Mit dem Mt. Gox Hack war das Geld erstmals in Gefahr, Limo hatte eine erste Lektion erhalten, er nennt sie “FOMO-Falle”.
Doch er gab nicht auf, kaufte Earthcoin und Feathercoin und hoffte damit auf Projekte, die niemals wirklich durchstarteten. Limo versuchte sich auch als Miner und schürfte Ethereum (ETH). Die verkaufte er laut Selbstauskunft “sofort und viel zu früh wieder”. Nicht nur, dass die Stromrechnung Gewinne auffraß – ETH-Mining und das Trading von ETH war “eine weitere schlechte Entscheidung”, urteilt Limo jetzt. Doch er ließ seit 2014 nicht mehr ab vom Kryptomarkt, entdeckte 2015 IOTA für sich und legte 2016 letzte Geldreserven bei IOTA an. IOTA hätte ihm zwar Ende 2017 große Gewinne bescheren können, als der Kurs auf Richtung 5 Euro hochschnellte und ein Allzeithoch markierte (zum Vergleich: aktuell notiert IOTA bei 0,2 Euro) – doch Limo sah seine IOTA als langfristige Anlage und Altersvorsorge.
Immerhin begannen seine Aktivitäten mit dem Tangleblog und auf anderen Kanälen Geld abzuwerfen, hauptsächlich freiwillige Spenden, so Limo. Doch Ende 2018 mit Beginn des Kryptowinters musste er feststellen, dass es so nicht weitergeht, konstatiert Limo. Das Tangleblog legte eine erste Pause ein und tauchte erst mit Paracosm wieder auf, einem auf IOTA basierenden Projekt, welches ebenfalls bereits weitgehend wieder in der Versenkung verschwunden ist. Alles in allem sieht Limo im Rückblick auf die vergangenen Jahre bei sich selbst eine ganze Kette von falschen Entscheidungen bei Handelsstrategie und dem Glauben an IOTA. Den Skandal in der Auseinandersetzung mit Sarah Jamie bezeichnet er als “große kommunikative Fehler”, ohne ihren Namen zu erwähnen. Kurzum: Limo will sich jetzt beruflich neu orientieren.
Was wird nun aus dem Tangleblog?
Das Tangleblog und dazugehörige Kanäle in den sozialen Netzwerken stehen nun zum Verkauf. Steffen Vogt will nur an IOTA-Befürworter veräußern. Das Tangleblog kommt ihm zufolge auf über 3,5 Millionen Impressions, sein Twitteraccount hat knapp 20.000 Follower, seine Videos erzielten mehr als 700.000 Aufrufe. Damit war Limo, der sowohl auf englisch als auch auf deutsche bloggte, durch das Tangleblog eine feste Größe in der IOTA-Gemeinde. Dementsprechend fallen auch die Reaktionen aus: Fast alle Kommentatoren bedauern Limos Entscheidung und ermutigen ihn, sie noch einmal zu überdenken. Doch Vogt scheint diesmal wirklich Aussteigen zu wollen, er werde Spenden aus einem Give-away zurück überweisen. Limo erwähnt auch, dass er hinter den Kulissen zu einem inoffiziellen Sprachrohr von IOTA geworden sei und deutet an, dass die IOTA Stiftung mit Öffentlichkeitsarbeit bisweilen überfordert sei.
Fazit: Limos Wette auf IOTA ist nicht aufgegangen
Der Traum vom leichtverdienten Geld mit IOTA hat sich für das Tangleblog und Limo nicht erfüllt. Sein selbstkritischer Rückblick klingt erfrischend. Immerhin räumt er zum Abschied die Probleme bei IOTA ein, die er zuvor stets verleugnete. Coordicide als Voraussetzung für wirkliche Dezentralität bei IOTA steht weiter in den Sternen, Limo zeigt sich davon enttäuscht. Das Tangle-Netzwerk von IOTA sei zu Boom-Zeiten überlastet gewesen, erwähnt er, und habe so Gewinnmitnahmen unmöglich gemacht. Dass er das Fass um Sarah Jamie nicht noch einmal aufmachen will, lässt sich nachvollziehen. Er schreibt von drei Morddrohungen und Hunderten von Hassmails, welche ihn erreicht hätten und weiter Gegenstand von Ermittlungen seien. Unabhängig davon, wie diese ausgehen – gerade die deutschsprachige IOTA-Gemeinde verliert mit dem Tangleblog eine wichtige Anlaufstation. Das lässt auch im Zusammenhang mit dem unerfüllten Versprechen von Coordicide nichts Gutes für IOTA vermuten.
Wer noch keine IOTA hat kann sie gegen Euro bei eToro kaufen. Gegen Bitcoins und Ethereum wird IOTA bei Binance gehandelt. Eine Anleitung dazu findet ihr hier.
Sehr negative Berichterstattung. Bitte auch erwähnen, dass er seine iotas weiter hält und sein Tangleblock an gute Hände weitergeben möchte. Er hat nicht mit IOTA gebrochen. Er dachte nur, das alles schneller gehen würde, aber gut Dinge will Weile haben und der Markt ist so wie er ist. Bitcoin ist 10 Jahre alt und nicht perfekt iota ist viel jünger und komplizierter aufgebaut. Die Foundation wird immer größer und damit die Hoffnung größer, dass die Fortschritte schneller erreicht werden. IOTA sollte man mindestens 2-3 Jahre geben um sich voll entfalten zu können. Ich denke die Weiterentwicklung wird nie aufhören. 5G wird bis dann auch weiter ausgebaut und die Jinn Prozessoren gefertigt. Weiter ist es unerlässlich auch use cases für den token zu finden, ansonsten sehe ich mit dem coordicite auch keine wesentlich Preissteigerungen. Allgemein ist der Markt ein Spekulationsmarkt. IOTA wird aus dieser Spirale nur herauskommen, wenn die Tokens aktiv und in großen Mengen genutzt werden und so ihren eigenen Wert entwickeln. Ansonsten wird IOTA jahrelang genauso wie die meisten coins/tokens mit der Bitcoin Welle rauf und runter schwimmen.